Unsere urbane Zukunft: Digitale Werkzeuge und Prozesse für mehr Nachhaltigkeit und Resilienz
Am 25. März startete die Ringvorlesung „Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit“ ins Sommersemester 2021. Den Anfang machte Dr. Nadine Kuhla von Bergmann, Gründerin und Inhaberin von „Creative Climate Cities“ – einer Agentur, die urbane Transformationsprozesse durch visuelle und digitale Kommunikationsmittel, Formate des Wissenstransfers und Service Design Methoden begleitet. Ihr Vortrag, dem rund 80 Zuhörer*innen in Alfaview beiwohnten, thematisierte unsere urbane Zukunft und wie digitale Werkzeuge und Prozesse Nachhaltigkeit und Resilienz voranbringen können.
Digitale Transformation regt in Städten disruptives und sektor-übergreifendes Arbeiten an
Zu Beginn zeigte Kuhla von Bergmann auf, dass die Covid19-Pandemie auch die Städte verändert hat. So entstanden in Berlin quasi über Nacht kilometerlange Pop-Up-Lanes für Fahrräder, die nun teilweise auch in dauerhafte Fahrradspuren überführt werden. Neben solch positiven Entwicklungen zeigte die Pandemie aber auch, dass Grünflächen und der Zugriff darauf in Städten wie New York äußerst ungerecht verteilt ist, ein Umstand der die vorherrschende soziale Ungleichheit deutlich macht.
Die nationale Smart City Charta betrachtet Transparenz, Teilhabe und Mitgestaltung als zentrale Elemente der urbanen Zukunft. Hierfür müssen verschiedene Interessensgruppen zusammen gebracht werden und sich gegenseitig austauschen. Die Digitalisierung kann dazu beitragen ein urbanes, selbstlernendes System aufzubauen. Insbesondere gilt es Systeme wie Mobilität, Energie und Wasser nicht getrennt zu denken und zu planen, sondern zu verbinden. Bei der Entwicklung von digitalen Strukturen tendieren z. B. Kommunen oft dazu ihr „eigenes Süppchen zu kochen“ und beispielsweise eigene Apps zu entwickeln, anstatt zunächst zu schauen welche Lösungen eventuell schon vorhanden sind und von wem man lernen kann.
Resilienzstrategien auf der Basis von Digitalisierungswerkzeugen entwickeln
Resilienz als Weg, um Krisen gut zu überstehen, wird seit einem Jahr häufig thematisiert. Für Kuhla von Bergmann ist Resilienz die Kapazität und Fähigkeit auf veränderte Umstände zu reagieren. Zukunftsfähige Städte können erreicht werden, wenn Sektoren zusammengedacht und Akteure zusammengebracht werden: So ist Stadt zwar zunächst Infrastruktur, aber eben auch Bildungs- und Kulturraum. Gerade wenn Flächen begrenzt sind, ist es schwierig allen Interessen und Funktionen gerecht zu werden. Am Beispiel des neuen Stadtraum B14 in Stuttgart zeigte Kuhla von Bergmann auf wie gemeinsam genutzte Flächen, die verschiedene Interessen bedienen, aussehen können.
Einige Kommunen arbeiten bereits daran digitale Zwillinge zu erstellen, um Wirkungsabschätzungen zu machen. Oftmals scheitern sie jedoch am Management einer solchen Plattform. Die Referentin führte aus, dass es aber gar nicht immer um große Innovationen geht, sondern darum vorhandenes Wissen und Dinge aufzunehmen, transparent zu machen und zu verbinden.
Kreative und künstlerische Ansätze machen die Welt nachhaltiger
Zum Abschluss ihres Vortrags ging die Referentin auf kreative und künstlerische Ansätze ein. Diese tragen dazu bei gewohnte Strukturen und Denkmuster aufzubrechen, wodurch neue Ideen und Lösungen entstehen können. So hilft es manchmal schon, sich gegenseitig die Welt zu erklären und dadurch die Perspektive zu wechseln.
Die nächste Ringvorlesung findet am 8. April 2021 um 17:15 Uhr statt. Ulrike Reinhard von Ruralchangemakers e.V. erläutert dann „Wie Skateboarding in einem indischen Dorf zu nachhaltiger Veränderung führt“. Weitere Informationen finden sie hier.