NaGold

Nachhaltigkeitsaspekte der Goldgewinnung und des Goldrecyclings und Lehren für ein umfangreiches Metallrecycling

Die Versorgung mit Metallen unterliegt zunehmend Risiken und Beschränkungen, die sich derzeit in der Volatilität der Weltmarktpreise zeigen. EU, Bundesregierung und die Fachwelt sprechen von kritischen Rohstoffen und fordern den effizienten Umgang mit den Ressourcen, u.a. die verstärkte Nutzung in Kreisläufen. Das Edelmetall Gold zählt nicht unmittelbar zu den kritischen Rohstoffen, nimmt aber die Rolle des knappen und begehrten Metalls seit Jahrtausenden ein. Im Schmuckbereich wird es zu einem großen Teil immer wieder recycelt. Neue Anwendungen im Hightech-Bereich, z.B. in der Elektronik, kommen hinzu und erschweren dieses Recycling. Hauptproblem ist dabei die Logistik und die Aufkonzentration der Produktströme, die das Recycling kostenmäßig und energetisch aufwendig machen. Gleichzeitig ist der Abbau von Primärgold mit großen ökologischen und sozialen Problemen verbunden, etwa im informellen Artisanal Mining-Bereich in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dies beeinflusst erheblich die Umweltbilanz des Rohstoffs Gold. Zusammen mit führenden Scheideanstalten sollen die wichtigsten Gewinnungs-, Verarbeitungs- und Recyclingpfade für Gold ganzheitlich untersucht werden. Die Vor- und Nachteile werden dargestellt, Lücken in den weltweit gebräuchlichen Datensätzen, z.B. für LCA, sollen geschlossen werden. Die Probleme des Artisanal Mining und die Chancen des Recyclings werden erörtert. Gold ist somit Fallbeispiel für eine heute schon reale Kreislaufwirtschaft eines knappen Metalls.

Projektleitung

Projektmitarbeiter

Projektdauer

04/2016 - 11/2019

Mittelgeber

Bundesministerium für Bildung und Forschung - Programm FHprofUnt

Förderkennzeichen

03FH045PX5

Projektpartner

Publikationen

Fritz B., Schmidt, M., 2020. Analysis of Life Cycle Datasets for the Material Gold. Progress in Life Cycle Assessment 2019, Chapter 8.

Springer, S., Peregovich, B., Schmidt, M., 2020. Capability of Social Life Cycle Assessment for Analyzing the Artisanal Small-Scale Gold Mining Sector – Case Study in the Amazonian Rainforest in Brazil. The International Journal of Life Cycle Assessment.

Fritz, B., Peregovich, B., Schmidt, M., 2020. Environmental Impact of High-Value Gold Scrap Recycling. The International Journal of Life Cycle Assessment.

Henselder, A. 2018. Verwerten ist besser als Fördern. Goldschmiede Zeitung GZ 11/18.

 

Sonstige Veröffentlichungen:

  • Blume, J. 2019. So fällt die Klimabilanz von Gold-Investments aus (Handelsblatt)
  • Schmale, O. 2019. Das gelbe Edelmetall könnte häufig so einige Geschichten erzählen. Auch seine Ökobilanz ist für Anleger interessant. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Highlights

Im Rahmen des Pforzheimer Edelmetall-Kolloquiums, das erstmals von der Fachvereinigung Edelmetalle e.V. veranstaltet wurde, hat Professor Mario Schmidt die Ergebnisse des BMBF-geförderten NAGold‐Projektes vorgestellt. „In Pforzheim wird hochwertiger Goldschrott verarbeitet und das auf hohem technischen Niveau. Wie unsere Analysen nun ergaben, liegen die Werte für die Ökobilanz von diesem recycelten Gold um Größenordnungen, das heißt um Zehnerpotenzen unter den gängigen Werten von ca. 10 bis 20 Tonnen CO2 pro Kilogramm Gold,“ fasste Schmidt die Ergebnisse zusammen. „Der Klimafußabdruck von recyceltem Gold aus hochwertigem Schrott liegt bei etwa 53 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Gold. Er liegt damit nicht nur deutlich unter dem Wert für die Primärgewinnung aus dem Bergbau, sondern auch unter dem Wert für das Recycling von Elektronikschrott, der bei etwa einer Tonne CO2 pro Kilogramm Gold liegt“, berichtete Projektleiter Schmidt.

Recycling und hoher Goldgehalt seien die wesentlichen Voraussetzungen für den günstigen Klimafußabdruck des Goldes, erklärte Professor Schmidt im Panoramasaal des Sparkassenturms: „Deshalb kommt es sehr auf die Herkunft des Goldes an. Kann nachgewiesen werden, dass das Gold nicht aus der Primärgewinnung oder aus einer zweifelhaften Goldwäsche stammt, so verbessert sich seine Ökobilanz drastisch.“

Schmidt ging eingangs auch auf das Problem der Gewinnung von Gold aus Bergwerken oder aus dem informellen Abbau z.B. im Amazonas Regenwald ein. Die Umweltbelastungen seien teilweise sehr hoch, ebenso die sozialen Probleme. Vor allem aber sei Gold kein kritisches Metall. Es bestünde kein Versorgungsrisiko für die Industrie wie bei manch anderem Metall. In den Tresoren der Banken lagern weltweit mehr als 70.000 Tonnen Gold, das für die Nachfrage im Schmuck- und Industriebereich 28 Jahre reichen würde. Damit könnte man CO2-Emissionen im Bergbau einsparen, die der zweifachen Menge der Jahresemissionen Deutschlands entsprächen, meinte Schmidt, "Aber das ist natürlich sehr fiktiv, denn Gold ist für viele nach wie vor eine Wertanlage und vermittelt Sicherheit."

Im Anschluss sprachen die Geschäftsführer der beiden beteiligten Unternehmen eine Keynote. Unter dem Titel „Die Rolle der Unternehmen – Transparenz und Verantwortung in der Lieferkette“ bekannten sich Dr. Philipp Reisert von C.Hafner sowie Franz-Josef Kron von der Agosi zum Pforzheimer Modell der Goldgewinnung. Zum Schluss gingen sie in einer Publikumsdiskussion mit Vertretern der Politik auf die Herausforderungen der Zukunft ein, insbesondere dem wachsenden Anspruch auf Nachhaltigkeit und den Sorgfaltspflichten der Branche in der Lieferkette. Mit auf dem Podium waren die Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum (CDU) aus Pforzheim und Michael Thews (SPD) aus Lünen sowie die Landtagsabgeordnete Stefanie Seemann (Grüne).

Das berichtete die Presse:

https://www.faz.net/aktuell/finanzen/die-herkunft-des-goldes-ist-entscheidend-16493605.html

https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/rohstoffe-so-faellt-die-klimabilanz-von-gold-investments-aus/25244490.html

https://www.pz-news.de/wirtschaft_artikel,-Gold-Recycling-Gruenes-Geschaeftsmodell-ohne-Blutspur-Kolloqium-Der-Klimafussabdruck-von-Gold-im-P-_arid,1368631.html