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Indien und die Umwelt – Eindrücke und mögliche Ansatzpunkte für Kooperationen

Indien und die Umwelt – Eindrücke und mögliche Ansatzpunkte für Kooperationen

Delegationsreisen führten Professor Mario Schmidt, Leiter des Instituts für Industrial Ecology, nach Indien, einmal sogar mit Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann. Jedes Mal ging es um Umweltschutz.

In seinem Vortrag ging es darum seine in Indien gewonnen Eindrücke an die Zuhörer weiterzugeben.

Um den Zuhörern einen ersten Eindruck zu vermitteln, zog er einen Vergleich zwischen Indien und der Europäischen Union. So sind beide zwar bezüglich Fläche und Anzahl der Bundes- bzw. Mitgliedsstaaten vergleichbar, doch hinsichtlich der Wirtschaftsleistung gibt es große Unterschiede. Die Delegationsreise 2018 führte Mario Schmidt in die Städte Pune, Solapur, Nagpur und Mumbai im Bundesstaat Maharashtra, der als „Baden-Württemberg Indiens“ angesehen werden kann.

Infrastruktur als das zentrale Thema für Indiens Städte

Die Reise stand unter dem Motto „Smart Cities“. Stellt man sich hierzulande unter „Smart City“ eine vernetzte Stadt mit allerhand Hightech und Apps vor, so entspricht das in Indien dem, was wir für selbstverständlich erachten: eine funktionierende und leistungsstarke Infrastruktur. Die Einwohner der Städte wünschen sich beispielsweise einen funktionierenden Transport, eine zuverlässige Wasser- und Abwasserversorgung sowie ein Abfallmanagement.

Es ist jedoch nicht einfach eine Infrastruktur, die 30 bis 40 Jahre hinterherhinkt, innerhalb kurzer Zeit aufzubauen. Zumal dies auch Auswirkungen für viele Beschäftigte hätte. Diese Tatsache verdeutlichte er am Beispiel einer Biogasanlage. Dort wird der angelieferte Biomüll von Frauen mit Messern kleingeschnitten. In Deutschland würde man einfach einen Häcksler aufstellen, der diese Aufgabe übernimmt, das würde aber gleichzeitig Arbeitslosigkeit für die Frauen bedeuten.

Ein anderes auf den ersten Blick irritierend anmutendes Beispiel stammt aus Pune. Dort wird geplant, die veraltete Busflotte mit GPS und einem bargeldlosen Bezahlsystem auszustatten. Wieso uralte Busse mit solchen neuen Technologien ausstatten? Die Antwort liegt in der verbesserten Kontrolle. Die Verkehrsbetriebe benötigen Hilfsmittel, um Aufenthaltsorte der Busse und Geldströme besser zu überwachen, denn momentan ist z. B. nicht bekannt wo sich ein Bus befindet oder ob er überhaupt fährt.

Umweltauflagen werden oft nicht eingehalten

Mario Schmidt zeigte in einigen Beispielen auf, dass es in Indien noch viel Bedarf gibt, „klassische Umweltprobleme“ wie die Reinhaltung von Luft, die Bereitstellung von Trinkwasser, die Entsorgung von Abwasser oder die Abfallbehandlung anzugehen.

Ein Hauptproblem in Indien sieht Professor Schmidt dabei in der Vollstreckung von Gesetzen. Es gibt zwar (in Teilen auch relativ strenge) Umwelt- und Sicherheitsauflagen, jedoch werden sie nicht immer vollstreckt. Ein passendes Beispiel hierfür ist eine Kläranlage Solapur, die für ihr gereinigtes Wasser bestimmte Werte erfasst und online meldet. Wie diese Werte jedoch gemessen werden, wird nicht kontrolliert.

Kooperationsmöglichkeiten mit Indien

Abschließend fasste Herr Professor Schmidt treffend zusammen, dass Indien ein faszinierendes Land ist, das in mehreren Jahrhunderten lebt – und das gleichzeitig.

Mögliche Ansatzpunkte für Kooperationen sieht Professor Schmidt in der Zusammenarbeit mit Beratern und der Unterstützung indischer Unternehmen hinsichtlich Themen wie Lean Management und Ressourceneffizienz. Außerdem gibt es die Möglichkeit, soziale Hilfsprojekte zu unterstützen, die beispielsweise Mikrokredite zur Unternehmensgründung vergeben.

Weitere Informationen zu den Vortragsreihen finden Sie hier.