Sorgfaltspflichten in mineralischen Rohstofflieferketten – Bezüge zum digitalen Produktpass
Am 12. Mai fand im Rahmen der Ringvorlesung Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit ein weiterer Vortrag zum Thema digitaler Produktpass statt. Zu Gast war Jan Kosmol, wissenschaftlicher Politikberater beim Umweltbundesamt. Jan Kosmol befasst sich mit Umweltrisiken in mineralischen Rohstofflieferketten und darüber hinaus mit allgemeineren Fragen einer nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. In seinem Vortrag „Sorgfaltspflichten in mineralischen Rohstofflieferketten – Bezüge zum digitalen Produktpass“ ging er auf die Unterschiede der beiden Konzepte, aber auch mögliche Synergien ein. Im Zuge von Sorgfaltspflichten (Due Diligence) müssen Unternehmen ihre gesamten Wertschöpfungsketten auf Verletzungen von Menschenrechten und Einhaltung von Umweltschutzvorgaben analysieren, prüfen und ggf. handeln. Der digitale Produktpass verfolgt das Ziel, sämtliche Daten eines Produkts aus allen Phasen seines Lebenszyklus bereitzustellen.
Due Diligence und digitaler Produktpass – Wesentliche Unterschiede
Unternehmerische Sorgfaltspflichten sollten nach dem Konzept des UN-Sonderberichterstatters für Menschenrechte und Unternehmen John Ruggie in erster Linie zur Einhaltung von Menschenrechten beitragen. Die erweiterte Fokussierung auf Umweltschutz kam später hinzu. Der digitale Produktpass hingegen entstammt den Bemühungen um eine Green and Circular Economy. Die Sorgfaltspflichten sollen Unternehmen aktivieren, kooperativ schwerwiegende Missstände in globalen Wertschöpfungsketten sukzessive zu beseitigen, während der Produktpass Informationen von und für Konsumenten, Hersteller(n), Händler(n) und Verwerter(n) enthält, um die Nachhaltigkeit in den einzelnen Lebensphasen zu steigern. Weiter unterscheiden sich beide hinsichtlich ihres Ansatzes und Bezugsystems. Zur Realisierung der Sorgfaltspflichten sollen Unternehmen ein Managementsystem etablieren, um ihre Geschäftsbeziehungen und Wertschöpfungsketten zu analysieren und kontinuierlich zu verbessern, wohingegen der Produktpass ein standardisierter Datensatz ist, der sich auf ein physisches Produkt bezieht.
Gemeinsamkeiten und mögliche Synergien
Beiden Konzepten gemein ist, dass sie der Erreichung des gleichen Nachhaltigkeitsziels dienen sollen, nämlich dem Ziel 12: Nachhaltigkeit von Konsum und Produktion steigern. Mögliche Synergien ergeben sich im Bereich Daten, so erfordern beide deren Generierung, Bereitstellung und Weitergabe. Um letztere sicherzustellen, müssen in beiden Fällen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Die wesentliche Frage hierbei ist, wie Daten, die im Zuge der Sorgfaltspflichten generiert wurden, für den Produktpass nutzbar werden, und andersherum. Eine konkrete Verknüpfung diesbezüglich fehlt derzeit noch in den aktuellen Regulierungsinitiativen wie der EU-Batterieverordnung und der EU-Ökodesign-Richtlinie.
Zur Person:
Jan Kosmol arbeitet seit 2009 als wissenschaftlicher Politikberater beim Umweltbundesamt. Er befasst sich mit Umweltrisiken in mineralischen Rohstofflieferketten und darüber hinaus mit allgemeineren Fragen einer nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und der Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft.
In diesen Politikfeldern berät er die Bundesregierung und wirkt dabei an der Konzeption und Umsetzung von Regierungsprogrammen und Strategien wie dem Ressourceneffizienzprogramm und der Rohstoffstrategie mit. Er ist Vorsitzender einer Expertenarbeitsgruppe bei der OECD, die die OECD aktuell bei der Entwicklung eines Praxishandbuchs für umweltbezogene Sorgfaltspflichten in mineralischen Lieferketten unterstützt.
Er hat einen Diplomabschluss in Technischem Umweltschutz von der Technischen Universität Berlin mit Vertiefung im Bereich Wasserreinhaltung. Er studierte und forschte im Ausland an der Universidade de Aveiro in Portugal und der Universidade Federal de Pernambuco in Brasilien.
Wir danken dem Referat für Technik- und Wissenschaftsethik (rtwe) an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg für seine finanzielle Unterstützung.
Kontakt und Konzeption: Marlene Preiß (marlene.preiss@hs-pforzheim.de, 07231 286138), Prof. Dr.-Ing. Claus Lang-Koetz, Prof. Dr. Tobias Viere