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STUDIUM GENERALE endet mit einem „Paukenschlag“

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Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim verwandelt das Audimax in einen Konzertsaal
Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim verwandelte den Audimax der Hochschule Pforzheim beim „Campus Classic Concert“  in einen Konzertsaal

Mit einem vielfältigen musikalischen Programm beendete das SWDKO unter der Leitung von Dirigent Douglas Bostock das Studium Generale des Sommersemesters 2023. (Foto: Cornelia Kamper)

In einem Konzertsaal, einem Theater oder auch auf Stadtfesten: Das sind Orte, an denen man ein Orchester erwarten würde. Wie großartig eine solche Besetzung auch in einem Hörsaal klingen kann, hat das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim bei seinem „Campus Classic Concert“ im Studium Generale erneut bewiesen. Vom ersten Satz an begeisterte das Orchester die zahlreichen Besucherinnen und Besucher des voll besetzten Audimax in der Hochschule Pforzheim.
 

Nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr boten die Musikerinnen und Musiker wiederholt einen klangvollen Abschluss des Sommersemesters 2023. Dieser Mittwochabend, umrahmt vom attraktiven Kennenlernprogramm des Vereins der Förderer und Alumni der Hochschule Pforzheim e.V., der dieses Konzert ermöglichte, wird noch lange nachklingen. Um Punkt 19 Uhr ergreift Douglas Bostock das Wort und führt eloquent und charmant durch den Abend. Er vermittelt dem Publikum musikwissenschaftliche Fakten und eröffnet mit den vielversprechenden Worten: „Wir machen heute Abend (württembergische) Musikgeschichte“. Er würzt seine Moderation mit persönlichen Anekdoten und sorgt so für ein Erlebnis, das sowohl informativ als auch unterhaltend ist, was dem Studium Generale in höchstem Maße gerecht wird.
 

Zu hören sind an diesem Abend Werke von Friedrich Witt, Gustav Holst, Josef Haydn sowie Malcolm Arnold. Zu jedem Komponisten hat Bostock etwas zu erzählen. Dass Witt aus dem Ländle kommt beispielsweise, aus Niederstetten. Da sein Werk „Allegro aus der Sinfonie Nr. 18 F-Dur“ fälschlicherweise Beethoven zugeschrieben und 230 Jahre nicht gespielt wurde, mache man an diesem Abend württembergische Musikgeschichte. Im weiteren Programm entführt Bostock das Publikum in seine Heimat Großbritannien. Es war für manche kein Geheimnis, dass Gustav Holst viele Filmkomponisten inspirierte und auch die Star Wars Musik ohne ihn nicht so wäre, wie wir sie heute kennen. Dass der Brite ein Mädchenorchester unterrichtete, dem er zahlreiche seiner Werke, wie auch „Brook Green Suite“ widmete, überraschte jedoch auch den einen oder anderen Musikliebhaber an jenem Abend. Die ersten beiden Sätze des Stückes erinnerten stark an englische Volkslieder und hatten einen Hauch von Filmmusik. Dieser Hauch wurde im dritten Stück des Abends wahrlich zu einem Wirbelwind: Malcom Arnold: Sinfonietta Nr. 3. Als Filmkomponist bekannt, sei Arnold jedoch häufig missverstanden worden als ein Musiker, der keine ernsthaften Stücke komponieren könne. Der Gegenbeweis sei das nun aufgeführte Stück, das mit vielen Dissonanten „wie Musik ohne einen Film ist“, so der Dirigent.
 

Das musikalische Feuerwerk entfaltet sich im Laufe des Abends immer weiter, um mit einem Paukenschlag von Josef Haydn zu enden. Das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim sorgt bei den Zuhörerinnen und Zuhörern mit der Sinfonie Hob. I: 89 F-Dur für ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle. Das hatte Douglas Bostock auch angekündigt mit seiner Anekdote, dass Haydn die Aristokraten gerne etwas geneckt habe. „Gerade wenn sie dachten, es wird langweilig und sie einzunicken drohten, überraschte er sie mit einem Paukenschlag oder einer großen Dissonanz“, erzählt er mit einem verschmitzten Lächeln. Von dramatischen Klängen der Streicher bis hin zu fröhlichen Harmonien, die stark an Filmmusik von Miss Marple erinnern, ist in diesem musikalischen „Kehraus“ alles dabei. Das Orchester verabschiedet sich jedoch nicht ohne eine kleine Aufgabe an das Publikum: Viele der Werke von Haydn hätten Spitznamen gehabt wie „der Bär“ oder „die Henne“ – da es für die Sinfonie Nr. 89 keinen gebe, „lassen Sie es mich wissen, wenn Ihnen einer einfällt – vielleicht machen wir so gleich zwei Mal Musikgeschichte an diesem Abend“, witzelt der Orchesterleiter und überlässt Professorin Dr. Frauke Sander das Wort.

Rektor Professor Dr. Ulrich Jautz verabschiedete zusammen mit Professorin Dr. Frauke Sander die langjährige wissenschaftliche Leiterin Christa Wehner (links). Mit Ende des Semesters übergibt sie - nach knapp 20 Jahren und um die 150 STUDIUM GENERALE-Events - ihre Rolle im Leitungsteam an Professorin Dr. Nadine Walter. Foto: Cornelia Kamper

Sie ist seit 5 Jahren eine der beiden wissenschaftlichen Leiterinnen des Studium Generale und nutzt die Gelegenheit, sich bei ihrer Kollegin Christa Wehner zu bedanken. Das Studium Generale Programm rund um das Sommersemester 2023, das die Professorin gemeinsam mit Frauke Sander erarbeitet hatte, war zugleich ihr letztes. Mit Ende des Semesters übergibt Christa Wehner - nach knapp 20 Jahren und um die 150 STUDIUM GENERALE-Events - ihre Rolle im Leitungsteam an Professorin Dr. Nadine Walter. Dies weiß die gesamte Hochschule Pforzheim zu würdigen, was Rektor Professor Dr. Ulrich Jautz mit einem wundervollen Blumenstrauß und wertschätzenden Worten unterstrich.


„Abschiedsworte müssen kurz sein – wie Liebeserklärungen“ zitierte Christa Wehner Fontane, bedankte sich bei ihren kongenialen Partnerinnen, Barbara Burkhardt-Reich und Frauke Sander, bei Rektor Ulrich Jautz, der den Wissenschaftlichen Leiterinnen alle Freiheiten der Themen- und Referentenwahl lasse und bei einem aufmerksamen und begeisterungsfähigen Publikum des STUDIUM GENERALE.


Das Studium Generale setzt das Programm im Wintersemester am 11. Oktober fort. Informationen zum Programm folgen zeitnah hier.