Neu an der Fakultät für Technik: Prof. Dr.-Ing. Andreas Baum
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Er weiß um die Bedeutung von innovativen und additiver Fertigungsverfahren für Deutschland
Zum Sommersemester 2025 begrüßt die Fakultät für Technik einen neuen Professor in ihren Reihen: Dr.-Ing. Andreas Baum nimmt seine Lehrtätigkeit im Bereich Maschinenbau auf. Der gebürtige Pforzheimer wird die Studierenden fit in den Bereichen Fertigungstechnik, Automatisierungstechnik und Additive Verfahren für metallische Werkstoffe machen.
Lieber Herr Professor Baum, herzlich willkommen an der Hochschule Pforzheim! Eine typische Begrüßungsfrage lautet: Hatten Sie eine angenehme Anreise?
Prof. Baum: Ja, es war ein echtes Abenteuer – ganze 10 km voller Spannung und Nervenkitzel! Drei Ampeln, ein Zebrastreifen und sogar ein Tempolimit, aber ich habe es geschafft! Ich komme nämlich aus dem direkten Umkreis von Pforzheim. 😊
Womit beschäftigt sich Ihr Lehrstuhl?
Prof. Baum: Mein Lehrstuhl befasst sich mit der gesamten Welt der Fertigung, wobei der Schwerpunkt auf der additiven Fertigung, insbesondere den metallischen Verfahren, liegt. Dabei lege ich großen Wert auf eine neutrale Einordnung additiver Verfahren innerhalb der Fertigungstechnik. Ich sehe sie nicht ausschließlich als disruptive Technologiegruppe, sondern vielmehr als Ergänzung klassischer Fertigungsmethoden, die in vielen Anwendungen erhebliche Mehrwerte schaffen kann – jedoch nicht zwangsläufig die traditionellen Verfahren verdrängen wird.
Das klingt spannend. In welchem Bereich forschen Sie?
Prof. Baum: Der Schwerpunkt meiner Professur entspricht exakt meinem langjährigen beruflichen Hintergrund und meinen Interessen, weshalb die additive Fertigung auch im Zentrum meiner Forschungsaktivitäten stehen wird. Besonders wichtig ist mir der wirtschaftlich und technisch sinnvolle Einsatz dieser Technologiegruppe.
Ein zentraler Aspekt meiner Forschung ist die Frage, wie die additive Fertigung – heute bereits ein etablierter Standard in der Prototypenherstellung – auch in der Serienfertigung als gängige Fertigungsmethode etabliert werden kann. Dafür reicht eine rein wirtschaftliche Betrachtung nicht aus. Vielmehr müssen die technologischen Randbedingungen und Potenziale umfassend analysiert und optimiert werden.
Was haben Sie sich für Ihre ersten 100 Tage vorgenommen?
Prof. Baum: Meine ersten 100 Tage als Professor? Ganz klar: Erstmal herausfinden, wo der beste Kaffee auf dem Campus ist, dann sicherstellen, dass die Studierenden meine Witze ertragen können – und natürlich ganz nebenbei die Vorbereitung der Vorlesungsinhalte. Spaß beiseite: Das Semester beginnt bereits 14 Tage nach meinem Dienstantritt. Die Vorbereitung der Vorlesungsinhalte wird mich in den ersten Semestern gut auslasten. Da ich Wert auf eine gute Lehre lege, möchte ich die Vorlesungsinhalte auch ansprechend aufbereiten. Parallel dazu werde ich damit beginnen mich um die Beantragung von Drittmitteln für die ersten Forschungsprojekte zu bemühen.
Was möchten Sie Ihren Studierenden dafür in der Lehre mit auf den Weg geben?
Prof. Baum: Ein wissenschaftlicher Hintergrund und eine methodische Herangehensweise sind essenziell für lösungsorientiertes Arbeiten. Im industriellen Alltag fehlen jedoch oft die zeitlichen und finanziellen Ressourcen, um Problemstellungen ausschließlich durch eine wissenschaftliche Analyse zu lösen.
Als Gründer eines Start-ups, das mit einem kleinen Team begonnen hat, habe ich schnell erkannt, wie wichtig es ist, dass Mitarbeitende eigenverantwortlich praktikable Lösungen entwickeln, auch wenn nicht jede Entscheidung auf einer 100-prozentigen wissenschaftlichen Analyse basieren kann. Entscheidend ist dabei, dass diese Lösungen nachhaltig funktionieren.
Eine wesentliche Grundlage dafür ist die Fähigkeit, über den eigenen fachlichen Tellerrand hinauszublicken. Genau diese interdisziplinäre Denkweise vermittle ich meinen Studierenden durch praxisnahe Beispiele.Was macht gelungenen Unterricht aus?
Prof. Baum: Ein gelungener Unterricht vereint fachliche Tiefe mit Praxisnähe, weckt Neugier und fördert selbstständiges Denken. Er vermittelt nicht nur Wissen, sondern ermutigt auch zum kritischen Hinterfragen und interdisziplinären Arbeiten.
Besonders wichtig ist eine interaktive und inspirierende Lernatmosphäre, in der Studierende nicht nur zuhören, sondern aktiv mitgestalten – sei es durch Diskussionen, Praxisbeispiele oder eigene Projekte.
Wenn am Ende nicht nur Prüfungswissen, sondern echte Begeisterung für das Thema bleibt, dann war der Unterricht wirklich erfolgreich.Welche Gedanken machen Sie sich um Inhalte, die bei den Studierenden als eher „trocken“ ankommen könnten, interessant und erfolgreich vermitteln zu können?
Prof. Baum: Inhalte, die auf den ersten Blick „trocken“ wirken, sind oft einfach nicht greifbar genug. Mein Ziel ist es, solche Themen anschaulich, praxisnah und interaktiv zu vermitteln – durch konkrete Beispiele, praktische Anwendungen und interdisziplinäre Verknüpfungen. Wer erinnert sich nicht an Situationen im Matheunterricht wo man sich fragte: Wozu brauche ich DAS denn im realen Leben? Da ist der Bezug zur realen Welt aus meiner Sicht besonders wichtig: Warum ist dieses Wissen relevant? Wo wird es angewendet? Welche Probleme lassen sich damit lösen? Sobald Studierende erkennen, dass selbst abstrakte oder komplexe Inhalte einen echten Mehrwert bieten, steigt die Motivation fast von selbst.
Und wie ist es mit Stoff, der erfahrungsgemäß von Studierenden als eher „schwierig“ oder „schwer begreifbar“ eingeschätzt wird? (Gehen Sie da ähnlich vor, um die Studierenden zu unterstützen? Oder wie finden Sie überhaupt heraus, ob etwas „schwierig“ für Studierende ist?)
Prof. Baum: Um zu erkennen, was für Studierende „schwierig“ ist setze ich neben indirekten Signalen, wie fragenden Blicken oder zögerlichen Antworten auf Fragen besonders auf interaktive Elemente. Dazu gehören praktische Übungen und Aufgaben, die zunächst gemeinsam erarbeitet und anschließend individuell gelöst werden. Oft scheinen Zusammenhänge klar, wenn sie strukturiert präsentiert werden. Doch erst wenn Studierende eigenständig oder in Gruppen eine Aufgabe ohne vorliegende Musterlösung selbstständig bearbeiten, zeigt sich, ob das Verständnis wirklich gefestigt ist. So lassen sich gezielt Schwerpunkte identifizieren, die einer weiteren Vertiefung oder alternativen Erklärung bedürfen.
Was ist für Sie persönlich an Ihrer eigenen Forschung besonders interessant? Was begeistert oder motiviert Sie daran?
Prof. Baum: Besonders faszinierend ist für mich die einzigartige Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis, die in dieser Form im industriellen Umfeld selten möglich ist. Die additive Fertigung ist ein dynamisches, zukunftsweisendes Feld mit enormem Potenzial für die Industrie. Meine Motivation liegt in der Frage: Wie lassen sich diese innovativen Technologien weiterentwickeln, um sie wirtschaftlich und technisch sinnvoll in die Serienfertigung zu integrieren? Besonders spannend ist die interdisziplinäre Natur dieses Forschungsbereichs, in dem Materialwissenschaft, Maschinenbau und Digitalisierung aufeinandertreffen. Dabei geht es nicht nur darum, neue Verfahren zu verstehen, sondern vor allem darum, praxisnahe Lösungen für reale Herausforderungen zu entwickeln. Was mich antreibt, ist die Chance, mit meiner Forschung aktiv an der Zukunft der Fertigung mitzuwirken – effizienter, nachhaltiger und mit völlig neuen Möglichkeiten für Produktdesign und Produktion.
Wie vermitteln Sie den Studierenden Forschung und wie motivieren Sie zur Forschung im Fach?
Prof. Baum: Um den Studierenden Forschung näherzubringen, lege ich großen Wert darauf, ihnen den praktischen Nutzen und die Relevanz der Forschung in meinem Fachgebiet aufzuzeigen. Ähnlich wie in der Lehre ist es auch hier entscheidend, stets den Bezug zur realen Welt herzustellen und aufzuzeigen, wie wissenschaftliche Erkenntnisse zu konkreten Lösungen für aktuelle Herausforderungen führen können. Zur Motivation für die Forschung versuche ich zu veranschaulichen, wie spannend und lohnend es sein kann, neue Erkenntnisse zu gewinnen und Probleme kreativ zu lösen. Ich ermutige die Studierenden, über den Tellerrand hinauszublicken und eigenständige, zukunftsweisende Fragestellungen zu entwickeln. Eine Motivation entsteht sehr oft auch aus dem Sachverhalt Fehler zu machen und aus diesen zu lernen. Für mich ist Forschung kein isolierter Prozess, sondern ein kollaborativer, kreativer und oft spielerischer Weg, der die Studierenden dazu anregt, eigene Ideen und innovative Lösungen zu entwickeln.
Dann wünschen wir Ihnen noch viele spannende Entdeckungen und weiterhin einen guten Start an der Hochschule Pforzheim. Vielen Dank für das Interview.
Zur Person:
Dr. Andreas Baum kann auf eine beeindruckende akademische und berufliche Laufbahn zurückblicken. Nach seinem Maschinenbaustudium an der Hochschule Pforzheim promovierte er 2013 im Bereich Fertigungstechnik und Werkstoffwissenschaft mit dem Schwerpunkt additive Verfahren und deren Anwendung bei der Herstellung von Hartmetallwerkzeugen. Bis 2019 war Dr.-Ing. Andreas Baum als Laboringenieur und Projektmitarbeiter an der Fakultät für Technik der Hochschule Pforzheim beschäftigt. Als Technischer Leiter in einem produzierenden mittelständischen Unternehmen sammelte er umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Fertigungsorganisation und Fertigungssteuerung. In den letzten Jahren war Dr. Baum Co-Founder & CEO der MetShape GmbH, die sich seit der Ausgründung mit der neuen, innovativen LMM-Technologie im breiten Portfolio der additiven Technologien etabliert und bereits viele neue Kundenanwendungen erfolgreich umgesetzt hat.