Nachklang: techTUB N°2 - Digitalisierung
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Bereits zum zweiten Mal öffnete HEED das Technologiefenster „techTUB“ an der Hochschule Pforzheim. Prof. Dr.-Ing. Thomas Greiner, Wissenschaftlicher Direktor des IAF und IoS3, gab einen Einblick in das Thema der Digitalisierung.
Überall wird von Digitalisierung gesprochen, und als Auslöser von neuen Ideen ist selbiges ein relevantes Thema. Denn neue Ideen können nicht nur durch einen Geistesblitz oder durch eine Marktbefragung entstehen, sondern vor allem durch den Fortschritt neuer Technologien, die wiederum mit der Digitalisierung zusammenhängen. Doch Deutschland redet nach Greiner zu viel und macht im Gegenzug zu wenig, es fehlt der „drive“, schon jetzt bereit zu sein, in die Zukunft zu investieren.
Ein wichtiger Technologietreiber ist das Internet. Am Anfang war es das „Internet der Menschen“ mit einer sozialen Kommunikation. Heutzutage dehnt sich dieser Begriff aus auf das „Internet der Dinge“ und das „Internet der Dienste“. Es geht um intelligente Objekte, um die eindeutige Identifikation von Objekten und um cyber-physische Systeme, sogenannte CPS, die physische und digitale Objekte miteinander vernetzen.
Industrie 4.0 ist nach Meinung Greiners ein falscher Begriff für die Vernetzung von Systemen, zumal „Industrie 4.0“ gerade im englischsprachigen Raum nicht anerkannt ist. Viel mehr sollte es „Industrial Internet“ heißen und so kommt es zu einer neuen Definition für den Begriff Digitalisierung – die durchgängige Vernetzung und Automatisierung. „Die Hauptaufgabe der Digitalisierung in Deutschland wird also die Vernetzung, die Automatisierung und die dezentrale Intelligenz sein“, so Greiner.
Weiter fallen Begriffe wie Cloud Computing, Big Data oder Augmented Reality. Bei der Cloud geht es nicht nur um Speicher, sondern auch um enorme Rechenleistungen. Firmen wie SAP, Amazon oder Microsoft verdienen das meiste Geld mit solchen Clouddiensten. Zum Thema Big Data fällt das Stichwort „predictive maintenance“. Große Datenmengen werden verarbeitet und analysiert, um diese dann proaktiv in der Wartung von Maschinen bspw. anzuwenden, um Ausfallzeiten zu minimieren. Smart Sensors erkennen mittels „self-awareness“ und „context-awareness“ sowohl den eigenen Zustand als auch den Zustand ihres Umfelds.
Aktueller Hype, den Greiner beschreibt, ist die sogenannte „Blockchain“ oder „Distributed-Ledger-Technologie“. Dabei handelt es sich um ein dezentral geführtes Buchführungssystem, mit den Vorteilen der Rückverfolgbarkeit, der Authentifizierung und der automatischen Verträge. An diesen Hype knüpfen sich große Erwartungen, weshalb hierfür dringend neue Geschäftsmodelle gesucht werden. Es geht nach Meinung Greiners um „Ingenieurskompetenz on demand“, wobei Maschinen nicht mehr gekauft werden, sondern geleast, und man nur die Stunden zahlt, in welchen die Maschine in Betrieb ist – bei gleichzeitiger Wartung durch den Anbieter dieses Geschäftsmodells, sodass die Maschine immer im besten Zustand ist. Mit solch neuen Geschäftsmodellen ergeben sich allumfassende Möglichkeiten in Bereichen von Hardware, Software, Communication und Security.
Um den Produktionsstandort Deutschland attraktiver zu gestalten, braucht es Fortschritt in Technologie und Digitalisierung, es muss kundenspezifisch produziert werden, dabei aber nicht autonom, sondern es benötigt auch weiterhin menschliches Zutun. Die Herausforderung in Zukunft wird allerdings die umfassende Vernetzung und Automatisierung sein, und die größte Hürde stellt die Datensicherheit dar. In Zeiten der Digitalisierung ist die Gründung also eine Gratwanderung zwischen Elan und Respekt, man muss motiviert sein, aber auch Mut haben, etwas Neues zu wagen und „einfach mal machen – wenn nicht jetzt, wann dann?“, so Greiner.
“Ich fand den Vortrag total motivierend und ermunternd, sich intensiv im Zeitalter der Digitalisierung mit dem Thema Gründung auseinanderzusetzen
und als potenziellen nächsten Schritt in Betracht zu ziehen.”
Konstantin Böttinger, Bachelor Maschinenbau/Produktentwicklung