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„Ich lerne viel von den Studierenden“

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Der 81-jährige Georg Pfister ist Mitglied im Fotoclub der Fakultät für Gestaltung

Belichtung, Schärfe und Unschärfe: Der Fotoclub begeistert Georg Pfister (re.) schon viele Jahre. Foto: HS PF

Dienstagabend, 20 Uhr. Das Gebäude der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim wirkt leer. Aber das täuscht, denn im Fotolabor trifft eine Gruppe von Studierenden ein, die eine gemeinsame Leidenschaft teilt: das künstlerische Fotografieren. Unter ihnen Georg Pfister aus Mühlacker, der sofort auffällt: Der 81-Jährige ist seit vielen Jahren Mitglied im Fotoclub, den Professorin Silke Helmerdig im Jahr 2020 initiiert hat.

 

„Mir ging die Muffe wie selten zuvor“, lacht Georg Pfister, als er von seinem ersten Kurstag in der Holzgartenstraße erzählt. Kurz vorher hatte er die Professorin der Künstlerischen Fotografie, Silke Helmerdig, bei einer Ausstellung im Katharinenthaler Hof kennen gelernt – und die hatte ihn kurzerhand eingeladen, bei ihr im Unterricht Gasthörer zu werden. Beeindruckt sei sie damals vor fünf Jahren gewesen, denn anfragen würden bei ihr immer wieder Menschen, aber wirklich kommen, das tat nur Georg Pfister. „Mit so jungen Leuten zu studieren und zu arbeiten, das hat mir schon Respekt eingeflößt.“ Aber der Start war eine leichte Übung, er wurde ganz selbstverständlich aufgenommen und niemand wunderte sich, dass er Teil des Studiums war. Der Fotografie-Liebhaber hatte endlich gefunden, wonach er viele Jahre suchte. Damals, in den 1970er Jahren, arbeitete er als Maschinenbau-Ingenieur in den USA und hatte in seiner Freizeit an einem Community College einen Kurs in Künstlerischer Fotografie belegt. Zurück in Deutschland suchte er vergeblich, denn Fotoclubs sind eher auf Reisefotografie spezialisiert und legen Wert auf hochklassige Ausrüstung. „Ich fotografiere nur noch mit dem Handy, die Qualität ist sehr gut mittlerweile.“

 

An diesem Dienstag geht es in die Dunkelkammer, denn Student Luca Hörer hat noch nie selbst einen Film entwickelt und will es heute lernen. Es ruckelt schon zu Beginn: Der Film ist zu weit in die Filmrolle eingezogen und es scheint unmöglich, ihn mit dem Filmrückholer, einem kleinen Werkzeug, wieder herauszuziehen. Im Fotoclub der Fakultät für Gestaltung treffen sich Studierende, die tiefer einsteigen möchten und für die die drei Stunden Unterricht bei Silke Helmerdig zu wenig sind. Student Eric Wilhelm ist dabei, weil er Fotos zeigen möchte, die er privat gemacht hat und Feedback bekommen möchte. Die Stimmung, die Gemeinschaft und der Austausch über Kunst sind die Gründe von Studentin Anna Gawriltschuk, im Fotoclub mitzumachen. Und Alexander Sauther sagt: „Der Fotoclub ist die Motivation für mich, meine vielen Bilder, die ich mache, auch zu sortieren und zu drucken.“ Er und Anna haben bereits gemeinsam in der Galerie Brötzinger Art ausgestellt.

 

Georg Pfister ist seit Gründung des Fotoclubs vor vier Jahren mit dabei: „Die Studierenden haben sehr viel Energie und ein fundiertes Grundwissen von Kunst, ich lerne viel von ihnen.“ Und sie auch von ihm: Wenn er alte Abzüge mitbringt oder Mittelformat-Negative, zum Beispiel aus seiner Zeit als Entwicklungshelfer Anfang der 1970er Jahre in Indien. Er befasst sich mit Literatur, die die Studierenden nicht kennen und hat auch ein anderes technisches Grundverständnis. Sein Wissen bringt er mit viel Freude ein, das ist wiederum toll für die Studierenden. Während die Filmrolle von Student zu Student wandert, weil sich der Film einfach nicht aus der Rolle ziehen lässt, unterhält sich die Runde auch über andere Dinge. Anna bewirbt sich gerade für Stipendien, auch Georg hatte das seinerzeit gemacht und berichtet von seinen Erfahrungen. Mittlerweile ist die Filmrolle bei ihm angelangt. Und plötzlich großes Hallo: Natürlich hat Georg das richtige Gespür und holt den Film ein paar Zentimeter aus der Rolle, so ganz still und leise, unbemerkt und nebenbei. Die Studierenden applaudieren und lachen: „Er hat ja auch schon 80 Jahre Erfahrung!“ So geht Künstlerische Fotografie in Gemeinschaft.