Chemie-Mittelständler wollen Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft steigern
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Aus Studien wird deutlich, dass mittelständische Chemieunternehmen ohne großen Aufwand Einsparpotenziale bis zu zehn Prozent ihres bisherigen Ressourcenverbrauchs realisieren können; bei umfassenderen Ressourceneffizienzmaßnahmen wird das Einsparpotenzial sogar auf bis zu 70 Prozent geschätzt. Die Dekarbonisierung und das Schließen von Stoff- und Energiekreisläufen stellt aber viele Unternehmen vor eine große Herausforderung: Sie müssen ihre komplexen Produktionsprozesse anpassen oder auch komplett verändern, um weniger Strom, Wärme und Material zu verbrauchen und so auch weniger CO2 zu emittieren. Wie können nun kreislauf¬wirtschaftliche und damit verbundene Energie- und Ressourceneffizienzpotenziale erschlossen werden? Damit beschäftigen sich die Projektpartner im Forschungsvorhaben „Integratives Ressourceneffizienz-Management für mittelständische Unternehmen der chemischen Industrie“ (IRMa). Sie untersuchen am Beispiel der chemischen Industrie, wie solch ein Integratives Ressourceneffizienz-Management für mittelständische Unternehmen konzipiert und umgesetzt werden kann. Das Projekt wird vom Institut für Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim koordiniert und von Professorin Dr. Ingela Tietze und Professor Dr. Claus Lang-Koetz geleitet. IRMa ist bis Ende 2024 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Vor kurzem fand auf dem Campus der Hochschule Pforzheim das erste Treffen mit dem Projektbeirat statt. Die Projektpartner hatten eingeladen, um nach dem ersten Jahr den Projektstatus zu präsentieren und Feedback vom Projektbeirat einzuholen. Die Rückmeldungen waren positiv und auch Projektleiterin Ingela Tietze fällt ein positives Zwischenfazit. „Es herrschte ein konstruktiver und offener Austausch zwischen den Projektpartnern. Durch das Treffen vor Ort konnte der Projektbeirat dem IRMa-Team wichtige Impulse mitgeben. Und angesichts der Tatsache, dass knapp 80 Prozent der mittelständischen Chemieunternehmen der Ansicht sind, dass eine Steigerung ihrer Ressourceneffizienz möglich ist, adressiert das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Lösung der aktuellen und zukünftigen Energie-, Ressourcen- und Umweltprobleme.“
Was ist im Projekt bereits passiert?
Das Projektteam sammelte insbesondere betriebsinterne Daten für Energie- und Stoffstrommodelle und bereitete diese für die Untersuchungen auf. In Kombination mit weiteren Datenquellen wurden erste Detailanalysen auf Unternehmens- und Produktebene durchgeführt, um geeignete Maßnahmen zur Steigerung der Ressourceneffizienz bzw. der Kreislaufwirtschaft abzuleiten und bewerten zu können. Auf Basis der Richtlinie VDI 4800 (Richtlinie zur Messung und Bewertung der Ressourceneffizienz) und praxisnaher Strategien zur Steigerung der Kreislaufwirtschaft (unter anderem die 10R-Prinzipien) wurde eine Checkliste für bereits durchgeführte oder geplante Maßnahmen innerhalb der Betriebe erstellt. Dies ergab einen ersten Überblick zum aktuellen Stand der Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft auf Unternehmens-, Prozess- und Produktebene.
Zum Projektteam gehören neben dem INEC die Chemieunternehmen BUZIL-WERK Wagner GmbH & Co. KG und MÜNZING CHEMIE GmbH sowie das Softwareunternehmen krumedia GmbH. Im Vorhaben werden praxisnahe Ansätze entwickelt, die mithilfe der Unternehmenspartner erprobt und umgesetzt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Analyse und die Bewertung der Unternehmen und ihrer innerbetrieblichen Prozesse und Produkte. Auf dieser Basis werden inner- und überbetriebliche Handlungsmöglichkeiten und Verbesserungsmaßnahmen zur Kreislaufschließung ermittelt und bewertet. Weiterhin werden ausgewählte Technologien zur Kreislaufschließung und Ressourceneffizienz betrachtet. Ein weiterer wichtiger Teil ist der Einsatz geeigneter Software und die Gestaltung überbetrieblicher Schnittstellen.
Hintergrund Projektbeirat:
Zum Projektbeirat gehören Professor Dr. Winfried Golla (Verband der Chemischen Industrie e.V.), Dr. Volker Diffenhard (Umwelttechnik BW GmbH), Dr.-Ing. Volker Kienzlen (Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH), Dr. Johann Halbartschlager (Tech Consulting Services) und Professorin Dr. Christa Liedtke (Wuppertal Institut/Bergische Universität Wuppertal).