Belcanto unplugged: Oper zum Anfassen an der Hochschule Pforzheim

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Neue Veranstaltungsreihe mit dem Theater Pforzheim verbindet Musik, Wissen und Austausch

Neben der musikalischen Darbietung „il cor vi dono“ im Duett von Dorabella und Guglielmo, bekamen die Besucher*innen einen Vorgeschmack auf die schauspielerischen Fähigkeiten der Operndarsteller. Foto: Cornelia Kamper / Hochschule Pforzheim

Mit „Belcanto unplugged“ haben die Hochschule Pforzheim und das Theater Pforzheim eine neue Veranstaltungsreihe gestartet, die sich an Studierende und Mitarbeitende richtet. Sie bietet die Möglichkeit, das Programm des Stadttheaters hautnah zu erleben – mit Live-Gesang, spannenden Hintergrundinformationen und Einblicken in das Leben von Opernsänger*innen. Die Premiere am 19. März stand ganz im Zeichen von Mozarts „Così fan tutte“.

Zu Gast waren Cecilia Pastawski (Mezzosopran), Daniel Nicholson (Bariton) und Aleksandar Stefanoski (Bass) sowie die Solo-Repetitorin Utako Washio. Die Künstler*innen des Stadttheaters Pforzheim präsentierten nicht nur Kostproben aus der aktuellen Produktion, sondern sprachen auch mit Dramaturg Carlo Mertens über ihre Karrierewege, den Theateralltag und die Herausforderungen ihres Berufs. Er hatte die Veranstaltung initiiert: „Oper funktioniert nicht auf einem Smartphone und wenn man den Sänger*innen beim Singen so nah kommt, spürt man die Kräfte, die durch Technik und Emotionen während des Singens einer Opernpartie freigesetzt werden. Das fasziniert Menschen, die die Welt entdecken und verstehen wollen, wie eben Studierende. Da die Hochschule und das Theater Pforzheim recht weit voneinander entfernt liegen, kommt jetzt der Berg zum Propheten“, so Mertens zur Idee einer Zusammenarbeit. Musikwissenschaftler Professor Dr. Thomas Seedorf von der Hochschule für Musik Karlsruhe war Special Guest und ordnete die Oper historisch ein, so gab er beispielsweise Hinweise zur Gattung: Es gäbe für gewöhnlich die ernsten und komischen Opern (Oper la buffa). 

 

„Für Mozart war es typisch, dass beides sehr nah beieinander liegt und kombiniert wurde. Die Übertriebenheit in Cosi fan tutte macht es so komisch, dass das Ernste sich umdreht und zu etwas lustigem wird. Der Übergang vom Lachen zum Weinen ist allerdings fließend, das konnte Mozart ganz wunderbar in der Musik erlebbar machen“, so der Professor.  Diese Vielschichtigkeit mache das Stück zu einem faszinierenden Beispiel für die Verbindung von Leichtigkeit und Tiefgang in der Oper. Seedorfs Fazit des Abends klingt bei den Besucher*innen mit Sicherheit nach: „Ein gewisses Vorwissen kann helfen, eine Oper noch intensiver zu genießen.“

Aufgrund der positiven Resonanz wird „Belcanto unplugged“ im Wintersemester fortgesetzt. Hochschulrektor Professor Dr. Ulrich Jautz betont: „Als Kulturfreund freue ich mich besonders über dieses neue Format, das Kunst und Wissenschaft verbindet und unsere Hochschule als lebendigen Ort des Austauschs stärkt. Die Zusammenarbeit mit dem Theater Pforzheim bietet eine großartige Gelegenheit, kulturelle Bildung auf inspirierende Weise zu vermitteln.“

Zu Gast an der Hochschule Pforzheim waren (v.l.n.r.): Solo-Repetitorin Utako Washio, Aleksandar Stefanoski (Bass), Cecilia Pastawski (Mezzosopran), Daniel Nicholson (Bariton) sowie Musikwissenschaftler Professor Dr. Thomas Seedorf von der Hochschule für Musik Karlsruhe, die im Gespräch mit Dramaturg Carlo Mertens Einblicke hinter die Kulissen einer Opernproduktion gaben. Foto: Cornelia Kamper/ Hochschule Pforzheim.

Zur Oper „Così fan tutte“

Der Titel „Così fan tutte“ bedeutet übersetzt „So machen es alle (Frauen)“ – ein bewusst provokanter Name für eine Oper, die sich mit Treue, Versuchung und den Unwägbarkeiten der Liebe beschäftigt. Im Mittelpunkt stehen zwei junge Männer, Ferrando und Guglielmo, die sich mit dem erfahrenen Don Alfonso auf eine Wette einlassen: Ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi würden ihnen unter keinen Umständen untreu werden. Um das zu testen, geben sie vor, in den Krieg zu ziehen, kehren jedoch verkleidet zurück und versuchen, die jeweils andere Verlobte zu verführen – mit überraschendem Ausgang. Mozarts Oper, die 1790 in Wien uraufgeführt wurde, gilt als Meisterwerk der musikalischen Psychologie. Sie zeigt, wie eng Tragik und Komik miteinander verwoben sind: Was als spielerisches Experiment beginnt, wird für die Figuren zunehmend zur emotionalen Zerreißprobe: eben noch wirkt eine Szene humorvoll, im nächsten Moment kippt sie ins Bittere.

Opernsängerin Cecilia Pastawski gab den Hochschulangehörigen eine Kostprobe von „Così fan tutte“, und sang unter anderem die Arie der Dorabella. Foto: Cornelia Kamper / Hochschule Pforzheim.