Reinhard Bütikofer im Ressourceneffizienz-Kolloquium
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Schwindende Rohstoffe: Basis für Konflikte und Kooperationen
Der Energie- und Rohstoffhunger der Welt steigt! Parallel wächst die Erkenntnis, dass alle Ressourcen endlich sind. Ist die Zeit reif für eine neue strategische Rohstoffpolitik? Dieser Frage ging der Europaparlamentarier Reinhard Bütikofer am Donnerstag, 24. Oktober 2013, in seinem Vortrag an der Hochschule Pforzheim nach. Seine These „Die Neuentdeckung der Rohstoffpolitik“, zeigte das Spannungsfeld zwischen nationalen Strategien, wirtschaftlichen Partikularinteressen und europäischer Politik auf.
„Eine gemeinsame europäische Rohstoffpolitik ist notwendig“, stellte Reinhard Bütikofer, Vorsitzender der Grünen-Partei im Europaparlament, fest. Chinas Anteil am globalen Metallbedarf liege heute schon bei 40 Prozent – und wachse weiter. Auf der anderen Seite des Rohstoffhungers ständen die globalen Akteure der Rohstoff- und Finanzindustrie, die mit immer neuen spekulativen Finanzprodukten die Preise beeinflussten. „Die Politik hat die Ressourcenknappheit als Waffe entdeckt“, so Bütikofer, der auf Einladung von Professor Dr. Mario Schmidt den Studierenden im Ressourceneffizienz-Kolloquium an der Hochschule Pforzheim Rede und Antwort stand.
2011 definierte die Europäische Kommission drei Pfeiler einer gemeinsamen Rohstoffpolitik: Die Sicherung des internationalen Handels, die effiziente Nutzung eigener Vorkommen sowie die Förderung neuer Technologien und Innovationen. Wie dringend neue Ideen in dieser Hinsicht seien, zeige eine andere Zahl: Jeder Europäer verbraucht pro Jahr 16 Tonnen Metall. Von diesen 16 Tonnen fallen allein sechs schon im Produktionsprozess als Abfall an. Die Hälfte dieses Abfalls wird nicht weiterverwendet sondern deponiert. „In Japan liegt der 10-Jahres-Bedarf an Seltenen Erden in Schubladen! In Form von alten Handys“, zitierte der ehemalige Bundesvorsitzender von Bündnis90 / Die Grünen eine Studie.
„Steigende Preise mindern die Importabhängigkeit. Auch Europa hat Rohstoffe, nur bisher lohnt sich die Förderung nicht – das ändert sich gerade“, erklärte der bekannte Politiker. Anspielend auf den Bericht „Grenzen des Wachstums“ postulierte der grüne Europaparlamentarier ein „Wachstum der Grenzen“. Dabei setzt er auf neuen Technologien, die beispielsweise eine bessere Wiederverwendung von Industrieabfällen ermöglichen. Intelligentes Produktdesign, mehr Standardisierung aber auch eine Ressourcensteuer könnten ebenfalls den Verbrauch senken. Leider blockiere Deutschland aber viele dieser angedachten europäischen Maßnahmen, obwohl es mit den größten Nutzen daraus ziehen würde. Eine Lösung sieht Bütikofer in einer kooperativen Strategie aller Akteure - Wirtschaft und Forschung, Industrie- und Schwellenländer. Der EU käme hier eine zentrale Funktion zu.
An die Studierenden des Bachelor-Programms „Ressourceneffizienz-Management“ gewandt, versprach Reinhard Bütikofer gute Perspektiven. Rohstoff-Management sei „extrem spannend“: Verbände, Wirtschaft und Politik wären auf Expertise dringend angewiesen. Reinhard Bütikofer ist Mitglied des Europäischen Parlaments und seit Oktober 2012 Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei. Seit 2009 ist er für die Grünen im Europa-Parlament. Dort hat er sich intensiv auch mit der europäischen Rohstoffpolitik beschäftigt und im Februar 2013 eine Broschüre zum Thema veröffentlicht.