Goldabbau nicht pauschal verdammen
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Professor aus Brasilien berichtet beim RE-Kolloquium aus erster Hand über die Probleme der kleinen Goldgräber
Goldabbau im brasilianischen Regenwald ist für die dort lebende, zum Teil sehr arme Bevölkerung, aus ökonomischen Gründen unerlässlich. Aber er sollte natürlich möglichst wenig ökologische und gesundheitliche Folgen haben. Hier sei noch eine Menge zu tun, besonders Aufklärungsarbeit und echte Hilfestellungen, um die Situation der Menschen am Amazonas zu verbessern, so die Meinung des Geologen und Goldexperten Professor Bernhard Peregovich. Ein gutes Beispiel sei der Einsatz von einfachen Destillationsanlagen, mit denen die Goldgräber das eingesetzte Quecksilber zu 95 Prozent wieder zurückgewinnen. Diese seien in der Goldabbauregion Tapajos, einem Nebenfluss des Amazonas, inzwischen weit verbreitet. Quecksilber ist sehr giftig und immer wieder Anlass für Kritik an den ökologischen Folgen des Goldabbaus, gerade durch die kleinhandwerklichen Goldgräber. Inzwischen betreiben die Goldgräber das Quecksilber-Recycling – auch, weil sie damit Kosten für neues Quecksilber sparen.
Peregovich stammt ursprünglich aus dem Kraichgau. Er hat bei dem renommierten Professor German Müller an der Universität Heidelberg studiert, lebt nun seit 10 Jahren in Brasilien und hat dort eine Professur an der Bundesuniversität in der Amazonasstadt Santarem. Er meint, man könne sich nicht aussuchen, wo die Natur die wichtigen Rohstoffe hinterlassen und angereichert hat. Der Bergbau werde oft zu pauschal als unökologisch angeprangert. Besonders die Situation der Kleingoldgräber könne nicht mit der Situation größerer Bergbaufirmen verglichen werden. Zehntausende leben in solchen Regionen von Gold und sind auf kompetente Hilfe angewiesen. Stattdessen werden sie eher in die Illegalität gedrängt. Er nehme das Wort Nachhaltigkeit nicht gerne in den Mund, so Peregovich, aber hier sei es wohl angemessen: Die Suche nach einer Balance zwischen ökologischer, sozialer und ökonomischer Notwendigkeit. Bei letzterer seien aber keineswegs nur die Mining-Konzerne, sondern auch an die vielen kleinhandwerklichen Goldgräber, gemeint.
Der Geologe hat viele Jahre in den Goldabbaugebieten der Amazonasregion geforscht und kennt die Region wie seine Westentasche. In seinem Vortrag beim Ressourceneffizienz-Kolloquium der Hochschule Pforzheim hat er ein sehr differenziertes Bild von Brasilien und der Urwaldregion gezeichnet. Die fehlende Infrastruktur, widrige klimatische Verhältnisse und Krankheiten seien große Herausforderungen, schilderte Peregovich mit eindrucksvollen Bildern und Fakten aus Brasilien.
„Denken Sie bei Ihrem Konsum immer daran, woher diese Rohstoffe kommen und dass sie mitverantwortlich für diese Verhältnisse sind. Müssen es wirklich drei Handys oder Autos sein?“, fragte der Professor kritisch und schlug so die inhaltliche Brücke nach Deutschland, mitten hinein in den weihnachtlichen Kaufrausch.