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Nachklang: philoTUB - BIOPUNK

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Auf den Spuren von Living Materials, Transhumanismus und Bio Art

Neben der Informatik, insbesondere der Forschung zur Künstlichen Intelligenz, ist die Biotechnologie der andere entscheidende Faktor, der unser Leben im 21. Jahrhundert prägt. Beide Faktoren sind insoweit miteinander verbunden, als dass in der modernen Biotechnologie die Sprache der Biologie in die Sprache der IT übersetzt wird.

Diskutiert wurde in der neuesten Ausgabe des philoTUB mit dem Titel “BIOPUNK - Biotechnologie als neue Form der Gestaltung” unter anderem über die Regeln dieser neuen biotechnologischen Gestaltung. Eine Frage dabei war, wie weit das Biohacking lebender Organismen, insbesondere des menschlichen Körpers, gehen kann und gehen sollte. Damit verbanden sich auch Überlegungen, welche Zukunft auf der Basis von Biotechnologie entworfen werden kann. Transhumanistische Wahnvorstellungen wurden mit posthumanistischen Utopien kontrastiert, wie sie insbesondere im Genre des Solarpunk zu finden sind.

Die Veranstaltung hinterließ einen bleibenden Eindruck und regte die Zuhörenden zu tiefgründigen Reflexionen an. Einige waren bereits mit dem Konzept des Biopunk vertraut, sei es durch Filme im Biohorror-Genre oder durch akademische Auseinandersetzungen. Für andere hingegen war es völliges Neuland – sie fragten sich, ob sie in der anschließenden Diskussion überhaupt einen Beitrag leisten könnten, da sie zuvor noch nie von Biopunk gehört hatten. Doch der Vortrag nahm alle mit auf eine Reise, die weit über die Einführung in ein unbekanntes Thema hinausging. Jeder fand seinen Platz in der Diskussion, und schnell wurde deutlich, dass es hier um mehr ging als um bloße Theorie.

Der Vortrag begann mit scheinbar einfachen, fast alltäglichen Fragen, die sich jedoch als äußerst tiefgründig und komplex entpuppten: Wo beginnt das Leben, und wo endet das Anorganische? Was bedeutet es, Physis und Techne zu unterscheiden, und wie verschmelzen diese beiden Dimensionen in einer Welt, in der Technologie und Natur immer weiter miteinander verwoben sind? Die Zuhörer wurden mit Konzepten wie der „Entelechie“ konfrontiert – dem Ziel, das in sich selbst liegt, einem Gedanken, der nicht nur die Philosophie herausfordert, sondern auch die Vorstellung von Leben, Natur und Technologie radikal hinterfragt. Diese Überlegungen eröffneten den Raum für eine tiefere Auseinandersetzung mit der Frage, wie das Leben selbst in einer technologisierten Welt zu verstehen ist.

In der anschließenden Fragerunde wurden die Ideen weiter verdichtet und erweiterten sich auf spannende Verknüpfungen mit spirituellen Konzepten. Besonders der Bezug zum Buddhismus wurde hervorgehoben, wo in der Meditation die reine Lebensenergie fließen soll – eine Energie, die durch alles Organische hindurchgeht, durch alles, was uns umgibt und in uns selbst steckt. Diese spirituelle Perspektive warf die provokante Frage auf, ob der Mensch tatsächlich eine getrennte Entität darstellt oder ob er nicht vielmehr als ein Teil eines größeren, untrennbaren Ganzen zu begreifen ist. Die Vorstellung, dass mehr bakterielle Zellen in uns leben als menschliche, stellte die scheinbar klare Trennung von Mensch und Umwelt infrage und öffnete einen neuen Raum für das Nachdenken über die Symbiose von Leben und Anorganischem.

Mit diesen tiefgehenden biologischen und philosophischen Überlegungen mündete der Vortrag schließlich in die Vorstellung von Biohacking und anderen kulturellen Bewegungen wie Biopunk und Solarpunk. Hier trafen Wissenschaft und Kunst aufeinander, und die Zuhörer wurden mit einer Vision konfrontiert, die ebenso verstörend wie inspirierend war. Der Gedanke, dass die Zukunft des Lebens möglicherweise nicht in einer trennscharfen Unterscheidung von Natur und Technologie besteht, sondern vielmehr in der Verschmelzung und Weiterentwicklung beider Bereiche, blieb nachhaltig im Raum stehen.

Am Ende des Abends, angereichert mit neuen Perspektiven und gedanklichen Impulsen, verließen die Teilnehmenden den Raum mit einer erweiterten Sichtweise. Der Vortrag hatte nicht nur das Verständnis für Biopunk geschärft, sondern auch einen tieferen Reflexionsprozess angestoßen: Wie steht der Mensch in einer Welt, in der die Grenzen zwischen Leben und Technologie zunehmend verschwimmen? Und vor allem: Wie könnte eine neue Definition des Lebens in einer technologisierten Zukunft aussehen? Die Antworten mögen noch offen sein, doch das letzte philoTUB hinterließ die Gewissheit, dass diese Fragen weit über den Rahmen des Vortrags hinaus weiterhin nachhallen werden.

Vielen Dank an alle Teilnehmenden, die mit Stefan Schmidt gemeinsam diskutiert und einen neugierigen Blick auf diese neuen Formen der Gestaltung geworfen haben.

Und wer sich noch ein wenig tiefer in die Thematik einarbeiten möchte, dem empfehlen wir die folgenden Links:

https://en.wikipedia.org/wiki/Biopunk
https://en.wikipedia.org/wiki/BioArt
What if art could truly create biological life? | Eduardo Kac | TEDxVienna: https://www.youtube.com/watch?v=IS_5WJteCC8
https://www.artnews.com/art-in-america/features/what-is-bio-art-1234620687/
https://www.youtube.com/watch?v=3bCPrKqp4UI
Biopunk Manifest: https://web.archive.org/web/20240913103921/https://maradydd.livejournal.com/496085.html
Solarpunk Manifest: http://www.re-des.org/es/a-solarpunk-manifesto/
https://en.wikipedia.org/wiki/Solarpunk
https://aesthetics.fandom.com/wiki/Solarpunk
https://www.youtube.com/watch?v=UVlBmdvIC6s
https://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Posthumanismus