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Der EnBW-Nachhaltigkeitsansatz im Kontext der Energiewende

Reinhold Repple (EnBW) und Prof. Dr. Ingela Tietze (Hochschule Pforzheim).

Dipl. oec. Reinhold Repple, Referent Sonderaufgaben Nachhaltigkeit im Bereich Unternehmensentwicklung, Strategie & Energiewirtschaft bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe, gewährte den Zuhörern im Rahmen der Ringvorlesung einen Einblick darin, was die Energiewende für den Konzern bedeutet und wie das Unternehmen mit den neuen Herausforderungen umgeht.

 

Energiewende – Herausforderung, aber auch Chance

Zu Beginn erläuterte Herr Repple, dass die Energiewende zwei verschiedene Phasen durchläuft. Die Strategie des Unternehmens für die jeweilige Phase wurde dabei von internen Experten definiert. So wird die erste Phase bis 2020 überwiegend von staatlicher Regulierung und Förderung dominiert und bedeutet für das Unternehmen einen kompletten Umbau und eine Neuausrichtung. Durch den 2011 beschlossenen Ausstieg aus Kernenergie und die Förderung der Erneuerbaren Energien verliert die konventionelle Erzeugung rapide an wirtschaftlicher Bedeutung, wodurch das traditionelle Geschäftsmodell des Unternehmens in nur wenigen Jahren erodiert wäre. Im Jahr 2013 wurde daher ein Komplettumbau des Unternehmens beschlossen, mit dem Ziel 2020 wieder das operative Ergebnisniveau von 2012 zu erreichen. Hierbei setzt man insbesondere auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien, forciert aber auch den Ausbau der Netze und des Vertriebs. Im Zuge dessen entstanden neue Arbeitsplätze, wodurch die eigenen Kompetenzen in diesen Bereichen weiter ausgebaut werden. Nach seit 2012 stetig sinkenden Gewinnen, gelang dem Konzern 2017 die Ergebniswende mit seitdem steigenden Gewinnen. Als Erfolgsfaktor für diese Wende sieht Herr Repple insbesondere Veränderungsfähigkeit als auch -bereitschaft und den Aufbau neuer Kompetenzen.

 

In der zweiten Phase ab 2020 soll sich die Energiewende zu einem zunehmend marktgetriebenen Prozess mit Kostendegression, technischem Fortschritt und neuem Wettbewerb entwickeln. In dieser Phase bis 2025 strebt der Konzern weiteres Wachstum an. Wesentliche Wachstumsfelder sind dabei weiterhin Erneuerbare Energien, Netze und Kundenlösungen, aber auch Infrastrukturthemen. Auch die Mobilitätswende will das Unternehmen aktiv angehen. Mit seinen Erfahrungen und Kompetenzen in Planung, Bau und Betrieb komplexer Infrastruktur sieht das Unternehmen für sich großes Potenzial in diesem  Zukunftsmarkt, der laut Prognosen bis 2025 im Vergleich zu 2015 um 50% wachsen soll. Bis 2025 plant das Unternehmen Investitionen von rund 12 Mrd. Euro in nachhaltige Erzeugungsinfrastruktur, systemkritische Infrastruktur und intelligente Infrastruktur für Kunden. Im Bereich Erneuerbare Energien hat sich das Unternehmen zu einem bedeutenden Entwickler und Betreiber von Windparks entwickelt. So sollen bis 2025 2.000 MW installierte Leistung Onshore und rund 1.900 MW installierte Leistung Offshore realisiert werden. Hierfür wird auf selektive Internationalisierung durch den Aufbau von Windparks im Ausland gesetzt, erste Projekte gibt es in Schweden und der Türkei.

 

Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil

Im zweiten Teil seines Vortrags ging Herr Repple auf das Thema Nachhaltigkeit bei der EnBW ein. Nachhaltigkeit baut im Unternehmen auf den drei Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales auf, in welchen ein Mehrwert für die verschiedenen Stakeholder geschaffen werden soll. Organisatorisch ist das Thema Nachhaltigkeit im Bereich Konzernstrategie verankert. Die Tatsache, dass Nachhaltigkeit ein integraler Bestandteil ist, wird dadurch unterstrichen, dass kein separater Nachhaltigkeitsbericht mehr publiziert wird, sondern dieser in den Geschäftsbericht eingeschlossen wird.

Basierend auf einem Nachhaltigkeitskonzept erfolgt die Entwicklung eines Aktionsplans, der u.a. die neuen Fokusthemen mit Nachhaltigkeitsbezug enthält. Ein wichtiges Fokusthema ist hierbei Sustainable Finance, so hat das Unternehmen erste grüne Anleihen platziert. Die eigene Nachhaltigkeits-Perfomance lässt der Konzern regelmäßig durch Rating-Agenturen bewerten.

 

Die Fragen der Zuhörer*innen in der abschließenden Diskussion waren vielseitig. So war von Interesse, ob Herr Repple der Meinung ist, dass die gesteckten Ziele erreicht werden können, warum auf Wind- und nicht auf Wasserkraft gesetzt wird und ob es schon Erkenntnisse zu Großspeichern gibt. Das Publikum zeigt sich jedoch vor allem beeindruckt davon welche Herausforderungen für einen Energieanbieter mit der  Energiewende verbunden sind.