Der “Environmental Footprint” der Europäischen Kommission als Teil produktbezogener Politikinstrumente
Der „Environmental Footprint“ der Europäischen Kommission als Teil produktbezogener Politikinstrumente
Mit diesem Thema eröffnete Dr. Marc-Andree Wolf von der maki Consulting GmbH dieses Semester die Ringvorlesung Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit. Im Zuge seiner langjährigen Arbeit beim Joint Research Centre der Europäischen Kommission hat er mit dem ILCD Handbuch sowie mit technischen Entwicklungen wichtige Grundlagen für den Environmental Footprint gelegt, dem Umwelt-Fußabdruck von Produkten und Dienstleistungen. Diesen begleitet er inzwischen über Projekte für die Europäische Kommission und verschiedene Industrieverbände als unabhängiger Berater.
Von der gesellschaftlichen Dimension zur Politikinitiative
Anhand verschiedener Beispiele zeigte Herr Wolf zunächst auf, dass das „System Erde“ immer instabiler wird. Auch immer mehr Bürger sehen hier Handlungsbedarf und wollen u. a. „grün“ kaufen. Jedoch werden ihre Kaufentscheidungen durch eine Fülle an Kennzeichnungen, die keine Vergleichbarkeit ermöglichen, erschwert. Zudem werden häufig gute, aber nicht relevante Informationen über ein Produkt herausgestellt, um Kunden zum Kauf zu bewegen. Beispielsweise wird eine umweltfreundliche Verpackung beworben, was aber lediglich von einem wenig umweltfreundlichen Produkt ablenken soll. Aus diesem Dilemma heraus wurde die Entwicklung des Environmental Footprints angestoßen.
Ökobilanz als Grundlage des Environmental Footprints
Den Ausgangspunkt für die Entwicklung des Environmental Footprints bildete dabei die Ökobilanz. Diese ist lauf Herrn Wolf seit seinen Anfängen vom Rand inzwischen im Mainstream angekommen. Ziel ist es, die entlang des gesamten Lebenswegs entstehenden Umweltwirkungen eines Produktes oder auch einer Organisation vergleichbar abzubilden und ein einziges Maß für die Umweltleistung anzugeben. Um diese Vergleichbarkeit und auch eine ausreichende Qualität der Ergebnisse zu garantieren, werden Bilanzierungsregeln und Hintergrunddaten für spezifische Produktgruppen definiert. Für verschiedene Produktgruppen wurden die formulierten Informationen bereits in Pilotprojekten entwickelt und getestet und stehen zur Verfügung. Weitere Produktgruppen sind für die Zukunft geplant, u. a. haben sich Akteure der Textilbranche zusammengetan, um Regeln und Daten für diese Produktgruppe zu erarbeiten.
Der Environmental Footprint und andere produktbezogene Politikinstrumente
Neben dem Environmental Footprint existieren bereits weitere produktbezogene Politikinstrumente, deren Ansatzpunkte vom Referenten anhand des Produktlebenszyklus verdeutlicht wurden. So setzt die EU-Ökodesign-Richtlinie ebenfalls bereits vor der Herstellung eines Produktes an und führt dazu, dass die aus Umweltsicht schwächsten Produkte vom Markt verdrängt werden. Energielabel beziehen sich hingegen auf die Nutzungsphase eines Produktes, und erlauben dem Konsumenten über die bekannten A, B, C usw. Kennzeichnungen energieeffizientere Produkte zu identifizieren. Dagegen werden mit dem EU-Ecolabel die Top 10% Produkte hinsichtlich Umweltwirkung ausgezeichnet. Der Environmental Footprint soll ebenfalls alle Umweltwirkungen berücksichtigen, eine bessere Abdeckung des gesamten Lebensweges erlauben und eine Differenzierung über die gesamte Bandbreite von Umwelteffizienz ermöglichen, vereint also die Vorteile der anderen Instrumente. Er soll zudem Unternehmen helfen bereits in der Entwicklungsphase Schwachstellen zu erkennen.
Im Gegensatz zum Product Environmental Footprint (PEF) sieht Herr Wolf den Organisational Environmental Footprint (OEF), der sich auf Organisationen bezieht, als schwierig an: Unternehmen stellen unterschiedliche Produkte her, wodurch sich in der Produktion unterschiedliche Energie- und Materialverbräuche ergeben, ebenso kann es in Unternehmen zu Produktionssteigerungen kommen. Diese unterschiedlichen Rahmenbedingungen erschweren einen Vergleich.
Aufwand und Echtzeiterstellung
In der abschließenden Diskussion stellte sich Wolf den Fragen der interessierten Zuhörer*innen. Von besonderem Interesse war dabei die Frage nach dem Aufwand für Unternehmen und wie dieser in einem praktikablen Rahmen bleiben kann. Zudem wurde die Schwierigkeit thematisiert, Entwicklungen in Echtzeit nachzuverfolgen und abzubilden. Abschließend betonte Wolf, dass eine Ökobilanz und damit auch der Environmental Footprint in der Designphase eines Produkts, noch bevor eine Fertigung steht, am wirkungsvollsten ist.