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Der ökologische Fußabdruck von Gold

Benjamin Fritz, Institute for Industrial Ecology.

Forschungsergebnisse zum Goldrecycling in Deutschland

Im Rahmen des zweiten Vortrags der Ringvorlesung Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit im Wintersemester 2020/21 widmete sich Benjamin Fritz den ökologischen Auswirkungen des Goldabbaus und -recycling. Benjamin Fritz studierte in Rosenheim Wirtschaftsingenieurwesen bevor er für den Master Life Cycle & Sustainability nach Pforzheim kam. Seit seinem Masterabschluss ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Industrial Ecology (INEC) an der Hochschule Pforzheim. Dort arbeitet er am Forschungsprojekt NaGold, im Zuge dessen er eine Forschungsreise in den brasilianischen Amazonasregenwald unternahm.

 

Warum ist die Ökobilanz von Gold wichtig?

Der Referent begann seinen Vortrag damit die Relevanz von Gold in Ökobilanzen zu verdeutlichen. Anhand verschiedener Beispiele wie Smartphone und Notebook zeigte er auf wie sich schon der Einsatz von kleinen Goldmengen auf die Ökobilanz dieser Produkte auswirkt. Diese Tatsache wurde weiter durch einen Blick auf das Periodensystem und das Treibhausgaspotenzial der einzelnen Elemente unterstrichen. Gold hat hierbei einen Wert von 12,5 t CO2-eq/kg, einen höheren Wert hat nur Rhodium mit 35,1 t CO2-eq/kg.

 

Gold – wofür brauchen wir es, wie viel haben wir und woher kommt es?

Im weiteren Verlauf erläuterte Herr Fritz die Verteilung des Goldbedarfs, so entfallen 48 % auf Schmuck, weitere 44 % auf Investment und lediglich 8 % auf die Industrie. Außerdem wird Gold wie kein anderes Material mit Prestige und Macht assoziiert. Bis heute wurden weltweit 190.400 t Gold hergestellt. Die jährliche Goldproduktion beläuft sich auf 4.827 t, woran in Minen abgebautes Gold einen Anteil von 74 % hat, die anderen 26 % stammen aus der Wiederverwertung von Gold aus Elektroschrott oder altem Schmuck. Der Goldabbau erfolgt in den Minen unter ökologisch teils fragwürdigen Bedingungen wie dem Einsatz von beachtlichen Mengen an Zyanid.

In einem Gedankenexperiment verdeutlichte er, dass es möglich wäre mit den in Safes liegenden Goldreserven den Bedarf für Schmuck und Industrie über 28 Jahre hinweg zu decken ohne auch nur eine Mine zu betreiben. Dadurch würde man 1,5 Gt CO2-eq und 11 Mt Zyanid einsparen.

 

Das Gold in der Goldstadt

Natürlich kam Herr Fritz in seinem Vortrag auch auf die in Pforzheim ansässigen Goldscheideanstalten zu sprechen. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit erstellte er eine Ökobilanz für den Goldscheideprozess und sammelte hierfür in mehreren Pforzheimer Scheideanstalten Daten. Aus diesen Ergebnissen wurden wichtige Stellschrauben zur Verbesserung der Ökobilanz identifiziert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. So könnte das Treibhausgaspotenzial durch Strom aus Windkraft, Wasserstoff statt Gas und Soda statt Kalk jeweils aus CO2-armer Elektrolyse, Schwefeldioxid als Fällungsmittel und hohe Auslastung der Transportfahrzeuge um 50% reduziert werden (22 kg CO2-eq/kg). Die vollständigen Ergebnisse dieser brandneuen Studie sollen im nächsten Jahr auf der European Metallurgical Conference in Salzburg vorgestellt und veröffentlicht werden.

 

Ziel der Forschungsreise in Brasilien war es u.a. vor Ort Daten für den Kleinbergbau zu erheben.

Gold aus industriellem Bergbau und seine Datensätze

In gängigen Ökobilanz Datenbanken wie ecoinvent gibt es zwar Datensätze zur Gewinnung von Gold, jedoch zeigt sich bei einer genaueren Analyse, dass viele Analogien vorgenommen werden. So werden fehlende Prozessdaten einer Mine anhand der geförderten Menge Erz auf andere Minen hochskaliert. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen verschiedenen industriellen Goldminen. Eine solche industrielle Untergrundmine, besuchte Herr Fritz auch bei seiner Forschungsreise in den brasilianischen Amazonasregenwald.

 

Goldabbau im Amazonasregenwald

Der hauptsächliche Grund der Forschungsreise nach Brasilien war allerdings ein Anderer. Ziel der Forschungsreise war es vor Ort Daten für den Kleinbergbau zu erheben und die Möglichkeiten einer Social-LCA zu überprüfen. Die Reise führte das Team in die Tapajós Region wo jährlich 8 t Gold durch legalen Kleinbergbau abgebaut werden. Dort wurden mittels Interviews und Beobachtungen Daten erhoben. Die gewonnenen Eindrücke vermittelte er dem Publikum anhand eindrucksvoller Bilder und Anekdoten. So reiste das Team in kleinen Flugzeugen auf Dieselkanistern sitzend durch den Regenwald, wusch Gold aus Teppichen, war auf einer schwimmenden Goldmine – einer Draga - zu Gast oder ließ sich in eine Untertagemine abseilen.

Die abschließende Diskussion erfreute sich einer regen Beteiligung durch die Zuschauer des Livestreams. Von Interesse war dabei welche Rolle der Goldabbau bei der Abholzung des Regenwaldes spielt, ob auch Frauen in den Minen arbeiten, ob oder wie die Arbeiter vor Ort die Ergebnisse seiner Arbeit aufnehmen und ob es Minenbetreiber gibt, die bestrebt sind ihr Mine umweltfreundlicher zu betreiben.