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„Streitet euch!“ von Lukas Springer

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Der Ton wird rauer – ob im Bundestag, in Talkshows oder bei Familienfeiern, die Fronten verhärten sich. Diesen Wandel der Streitkultur nahm Lukas Springer zum Anlass seiner Bachelor-Arbeit im Fach Visuelle Kommunikation an der Hochschule Pforzheim. Er setzte sich mit dem Diskutieren auseinander und legt mit „Streitet euch!“ eine Trainingsbox für eine neue Debattenkultur vor.

In den Sozialen Medien ist der Schritt vom Argument zur Beleidigung besonders leicht. Je kontroverser die Aussage, desto mehr Aufmerksamkeit erhält sie. Aber auch offline kennt man es: Das Phänomen „Coronaleugner-Onkel“, also eine Person aus dem Familienkreis, die plötzlich durch verschwörerische oder extreme Äußerungen auffällt. „An der Umgangsweise mit solchen Situationen zeigt sich die gesamte Problematik unserer Streitkultur: Entweder wird das Streitthema unter den Tisch gekehrt oder die Diskussion eskaliert“, sagt Lukas Springer. Hier setzt die Idee seiner Streitbox an: eine Art Knigge für das Debattieren. Sie besteht aus einem Kartenspiel und einer Streitschrift, die mit Interviews und Essays aufklärt. „Ich wollte unbedingt eine analoge Arbeit zu dem Thema machen“, sagt der 24-Jährige. Es ist wissenschaftlich zwar nicht belegt, dass die Anonymität im Netz die inzivile Sprache fördert, aber: Es sind vor allem die fehlenden sozialen Hinweisreize, die die Hemmschwelle für Beleidigungen und Aggressionen senken. „Mimik und Gestik oder Augenkontakt können Gespräche regulieren. Es ist wichtig, dass sich Menschen gegenübersitzen und die Emotionen des anderen wahrnehmen. Das geht im Netz nicht.“

Herzstück der Box ist das Streitspiel: Das sind 70 Karten mit Fragen, die nicht nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können, sondern zum Diskutieren einladen. In der ersten Runde geht es um die Position der Mitspieler. Fragen wie „Stadt oder Land?“ helfen dabei, andere einzuschätzen. In der zweiten Runde ‚Aktion‘ wird die Auseinandersetzung über ein konkretes politisches Thema angeregt mit Fragen wie: „Sollen Zwölfjährige strafmündig sein?“ In der Spiel-Runde ‚Reflexion‘ geht es um das Verarbeiten: „In welchen Punkten seid ihr aufeinander zugekommen? Hast du deine Meinung heute geändert?“ Neben den Fragekarten enthält die Box auch Wissenskarten, die tiefergehende Informationen zur jeweiligen Spiel-Phase enthalten.

Lukas Springers Ziel: die Qualität unserer Streitkultur verbessern. „Leider geht es nur noch darum, andere von der ,Wahrheit‘ zu überzeugen. Wir brauchen aber wieder eine konstruktive Auseinandersetzung mit Argumenten, statt das Gegenüber mit Vorwürfen und Pauschalisierungen zu beleidigen. Letztendlich geht es mir nicht nur um die Streitkultur an sich, sondern um unser Miteinander in einer Demokratie.“ Konzipiert hat der Design-Absolvent das Spiel für alle Gelegenheiten, zu der Menschen zusammenkommen: im Schulunterricht, im Stadtteiltreff, beim Bier in der WG. Hauptsache, nicht im Netz!

 

Fotos: Lukas Springer, Porträt: Natalie Lehmler

Pressekontakt: birgit.meyer(at)hs-pforzheim(dot)de, Tel: +49 (7231) 28-6718