Start ins Sommersemester: Julian Nida-Rümelin eröffnet Studium Generale
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Die aktuelle politische Landschaft ist von zunehmenden Herausforderungen für die Demokratie geprägt. Die Verbreitung rechtspopulistischer Ideologien, die Erosion demokratischer Prinzipien in verschiedenen Teilen Europas und die Zunahme von Konflikten mit autokratischen Regimen verdeutlichen die Dringlichkeit, demokratische Werte zu verteidigen. Wenngleich die landesweiten Demonstrationen der letzten Wochen zeigen, wie wichtig den Menschen demokratische Werte sind, so ist es doch um öffentliche, von Meinungsvielfalt geprägte Debatten schlecht bestellt: Cancel Culture, die Unterdrückung unerwünschter Meinungen, ist Teil einer zunehmend demokratiegefährdenden Praxis. Umso wichtiger ist es, Humanismus und Aufklärung gegen Intoleranz, Ignoranz, Hetze und Diskursverweigerung zu verteidigen und die politische Urteilskraft zu stärken. Mit seinem Vortrag im Audimax, zum Thema „Cancel Culture - Ende der Aufklärung?“, leistet Professor Dr. Nida-Rümelin am 17. April ab 19 Uhr einen Beitrag dazu. Zugleich eröffnet er damit die Vortragsreihe des Studium Generale im Sommersemester an der Hochschule Pforzheim.
Cancel Culture sei ein uraltes Phänomen, das zu allen Zeiten stattgefunden habe – aber in einer Demokratie müsse man genauer hinschauen: „Die Demokratie beruht auf der Fähigkeit, abweichende, irritierende Meinungen auszuhalten, nicht die Leute zu marginalisieren und mundtot zu machen, sondern sie zu hören. Ohne diese Kultur der Aufklärung kann es keine Demokratie geben", so Nida-Rümelin im WDR-Interview über die Bedeutung des offenen Dialogs für eine funktionierende Demokratie. Entsprechend bezieht der stellvertretende Vorsitzende des deutschen Ethikrats klare Position: „Canceln" und damit der Boykott und das Ausblenden anderer Meinungen ist für ihn keine Lösung. Im Gegenteil – eine enthemmte „Cancel Culture“ sieht er als Gefahr: „Demokratie, die lediglich gelenkte und formatierte Informationen zulässt, verletzt das Recht auf Selbstbestimmung und gefährdet die epistemischen Grundlagen demokratischer Praxis“ – so Nida-Rümelin in seiner jüngsten Publikation „Cancel Culture – Ende der Aufklärung?“. Stattdessen ist er überzeugt, dass der offene, angstfreie Austausch von Argumenten die Basis jeden Erkenntnisgewinns ist, dass vielmehr das Aushalten von Widersprüchen und Austragen von Konflikten dem Populismus entgegenwirken kann.
Nach der Eröffnung durch Professor Dr. Julian Nida-Rümelin dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf weitere fesselnde Vorträge im Rahmen des Studium Generale freuen. Am 24. April wird Professor Dr. Uwe Schneidewind das Thema "Urbane Zukunftskunst: Wie sich Städte nachhaltig gestalten lassen" behandeln. Doris Hess, Diplom Soziologin, widmet sich am 08. Mai dem Thema „Lebensentwürfe im Umbruch? Ergebnisse der Vermächtnisstudie 2023 von DIE ZEIT, infas und WZB“. Das Studium Generale endet schließlich am 19. Juni mit einem Campus Classic Concert des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim. „Wir hoffen, dass wir mit dem vielseitigen Themenspektrum wieder den Nerv unseres Publikums getroffen haben und freuen uns auf tolle Referenten und Vorträge, aber auch auf gute Gespräche im Anschluss hier vor Ort an der Hochschule“ – so die Macherinnen des Studium Generale die Pforzheimer Professorinnen Frauke Sander und Nadine Walter.