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Nachhaltige Mobilität: Hochschule ist Teil des EU-Forschungsprojekts AVENUE

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Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? (Bild: Michaël Gounon, Navya)

Hochautomatisierte Kleinbusse: Autonomous Vehicles to Evolve to a New Urban Experience
 

Zu einer vorgegebenen Zeit an die Bushaltestelle eilen, warten bis der Busfahrer die Türen öffnet und bei ihm eine Fahrkarte kaufen, um irgendwann an einem der festgelegten Zielpunkte wieder auszusteigen – mit Blick auf das EU-Forschungsprojekt „AVENUE“ (Autonomous Vehicles to Evolve to a New Urban Experience) soll dies schon bald der Vergangenheit angehören. Finanziert durch das EU Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 arbeitet eine multinationale Gruppe aus Industrie, Städten und Forschern an einer europäischen Antwort auf die Frage nach tragfähigen Konzepten für hochautomatisierte Minibusse im suburbanen Umfeld. Seit 2018 unterstützt auch die Hochschule Pforzheim die Fördermaßnahme als deutscher wissenschaftlicher Partner – mit dem Ziel, Mobilitätslösungen für Großstädte, aber auch für nicht bzw. nur schwach an öffentliche Verkehrsmittel angebundene Städte, zu entwickeln. „Wir sind als Hochschule für die wissenschaftliche Begleitung und insbesondere für die Untersuchung der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen verantwortlich. Wir analysieren, wie der öffentliche Verkehr intermodal mit hoch automatisierten Fahrzeugen individualisiert werden kann“, so Prof. Dr. rer. pol. Guy Fournier, Experte für Nachhaltigkeit, Logistik und Innovationsmanagement an der Fakultät für Technik. Trotz Corona komme man mit den Entwicklungsarbeiten sehr gut voran – etwa zwanzig Fahrzeuge sind aktuell in Dänemark (Kopenhagen), Frankreich (Lyon), Luxemburg (Esch und Luxemburg Stadt), Norwegen (Oslo) und der Schweiz (Sion und Genf) im Rahmen von Testfahrten unterwegs. Und das mit Erfolg: „Unsere Betaversion mit „On-demand“-System funktioniert von Tür zu Tür auf öffentlichen Straßen sehr gut und fährt bislang fehlerfrei. Wir konzentrieren uns im nächsten Jahr darauf, das System zur Buchung und Routenfestlegung weiterzuentwickeln.“

Erste Ergebnisse zeigten außerdem, so der Pforzheimer Professor, dass die Akzeptanz der hochautomatisierten Kleinbusse sehr groß ist und sie eine echte Alternative zum privaten PKW sein könnten. „Damit bieten sich vollkommen neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Mobilität und nachhaltige Stadt an“, so Guy Fournier. Die Vision: Busfahren on demand – den Bus zur selbst gewünschten Zeit an den jeweils aktuellen Standort „bestellen“, das Ticket online lösen, und den Zielpunkt der Route selbst festlegen. Die hochautomatisierten Kleinbusse sollen in Zukunft nicht einfach in den bereits bestehenden vorterminierten Nahverkehrsfahrplan eingefügt, sondern in Form einer „Mobility Cloud“ intelligent und flexibel mit anderen privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln auch bundesweit verknüpft werden, um die individuellen Mobilitätsbedürfnisse der Bürger optimal und kosteneffizient zu befriedigen. Auch die Anforderungen von Personen mit eingeschränkter Mobilität sollen besser berücksichtigt werden. Die angestrebte Lösung ermöglicht sicheren, effizienten, umweltfreundlichen Nahverkehr, der die Mobilitätsansprüche der urbanen und ländlichen Bevölkerung besser erfüllt. Dies bedeutet für den Einzelnen einen Transport von A nach B genau dann, wenn dieser gebraucht wird –modernste Technologien, wie Automatisierung oder künstliche Intelligenz, sowie Mobilitätsplattformen und komfortable Applikationen sollen es möglich machen.
 


„Der Bürger steht im Mittelpunkt des Konzepts und Städte sollen so für ihre Bewohner lebenswerter gemacht werden“, so Guy Fournier. Zu den Aufgaben des Pforzheimer Forschungsteams zählen auch die Stakeholder-Analyse, das Qualitäts- und das Risikomanagement des Projekts – „was mit hoch automatisierten Fahrzeugen keine leichte Aufgabe ist“, so der Pforzheimer Professor im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen. Neben ihm gehören Professor Dr. Tobias Viere vom Institut für Industrial Ecology und Marktpsychologin Professorin Gabriele Naderer, beide lehren an der Fakultät für Wirtschaft und Recht, sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Dorien Korbee, Eliane Nemoto und Inès Jaroudi zum Pforzheimer AVENUE-Team. „Frau Nemoto und Frau Jaroudi promovieren im Rahmen des Projekts an der französischen Ingenieurschule CentraleSupélec, auf dem Campus der Universität Paris-Saclay“, so Guy Fournier.

Das AVENUE Projekt hat ein Gesamtvolumen von 20 Millionen Euro und wird im Rahmen des Horizon 2020 durch die EU gefördert. Es ist eines der größten Projekte dieser Art in Europa. Das Team besteht aus 16 Partnern aus sieben europäischen Ländern und vereint Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis. Bildungs- und Forschungseinrichtungen sind ebenso vertreten wie Industrieunternehmen und öffentliche Nahverkehrsbetriebe.