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Helfer auf vier Rollen

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Fahrbarer Transporttisch

Gründer-Trio entwickelt „Fahrbaren Transporttisch“

Er ist 15 kg schwer und bewegt sich mit kompakten 52 cm Breite, 32 cm Höhe und 45 cm Tiefe gekonnt und lautlos immer genau dorthin, wo sein Helfer ihn braucht: der „Fahrbare Transporttisch“ (FTT). Mit der Idee, körperlich beeinträchtigte Menschen beim Tragen von Gegenständen zu unterstützen, macht sich Karl-Bang Gottlebe, Absolvent des Studiengangs Mechatronik an der Fakultät für Technik, gemeinsam mit Philipp Pfundstein und Thomas Link aktuell selbständig.  Im Rahmen des EXIST-Stipendienprogrammes wird das Trio hierbei auch von der Hochschule Pforzheim tatkräftig unterstützt.

Es begann mit einem Kreuzbandriss. Viele Wochen war Phillip Pfundstein dadurch körperlich beeinträchtigt, doch der gelernte Anlagenbauer wusste sich zu helfen: „Ich befestigte ein Holzbrett auf einem ferngesteuerten Spielzeugauto, um beispielsweise Essen oder Getränke in der Wohnung zu transportieren.“ Mit der Frage, ob seine Alltagshilfe sich auch als Produkt am Markt etablieren könne, wandte der Technische Betriebswirt sich schließlich an die Hochschule Pforzheim. Mit Erfolg: Thomas Link, damals Student im Studiengang Ressourceneffizienzmanagement, widmete sich der Fragestellung im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit. Die wissenschaftliche und wirtschaftliche Betrachtung kam mit der Abgabe der Arbeit im Oktober 2015 zu einem eindeutigen Ergebnis: die Entwicklung eines „Fahrbaren Transporttisches“ im häuslichen und medizinischen Bereich barg großes Potential. „Marktanalysen, Umfragen an Kliniken und in Sanitätshäusern, Feedbackgespräche mit Patienten, Experten und Ärzten aus der Region haben das bestätigt. Dementsprechend wollten wir den Schritt in die Selbständigkeit wagen“, erinnern sich Link und Pfundstein an die Anfänge.

Auf das Mechatronik-Studium folgt die Selbständigkeit
Im Januar 2016 schloss sich der Mechatroniker Karl-Bang Gottlebe dem Gründer-Team an. Er folgte dem hochschulweiten Aufruf, sich als Mit-Gründer zu bewerben – und setzte sich gegen acht potentielle Kandidaten durch. Der 23-Jährige aus Dobel, der Ende August 2016 sein Studium in Pforzheim beendete, ist für die Programmierung und die Elektronik des Transporttisches zuständig.

Erfolgreicher Antrag: EXIST-Gründerstipendium
Von der Theorie in die Praxis: Im April 2016 folgte der Antrag auf das EXIST-Gründerstipendium, der in erster Instanz bewilligt wurde. „Wir mussten unser Ideenpapier nicht nachjustieren. Dass ein Antrag aufs erste Mal ,durchgeht‘ ist ungewöhnlich und macht uns stolz“, so Link. Das Exist-Stipendienprogramm des Bundes unterstützt „technologisch-innovative Gründungsvorhaben mit guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten“ (www.exist.de). Gefördert werden über zwölf Monate Personal- und Sachkosten. Grundvoraussetzung ist, dass die Gründung in Kooperation mit einer Hochschule, einem Gründerzentrum und einem Mentor erfolgt. „Unsere drei Fakultäten – Gestaltung, Technik sowie Wirtschaft und Recht – begünstigen diese Art von Gründungen und bieten tolle Voraussetzungen“, ist Claus Lang-Koetz überzeugt. Der Professor im Studiengang Ressourceneffizienz steht dem Team zusammen mit der Pforzheimer Honorarprofessorin Dr. Barbara Burkhardt-Reich mit Rat und Tat zur Seite.

Zusammen mit Philipp Pfundstein konstruiert Mechatroniker Gottlebe den höhenverstellbaren Prototyp, für den dank eingebauten Sensoren auch Teppichkanten im Haushalt kein Problem sind. Der Robotertisch ist via Funktechnik mit einem Transponder verbunden, der am Handgelenk, am Gürtel oder der Krücke befestigt werden kann und so gewährleistet, dass die hilfsbedürftige Person von ihrem Tisch "verfolgt" wird. "Ende des ersten Quartals müssen Sensorik und Steuerung so weit stehen, um mit dem voll funktionsfähigen Prototypen Tests an Patienten durchführen zu können. Auf Grundlage dieser Tests können wir Mitte des Jahres ins technische fine tuning einsteigen", gibt Gottlebe die zeitliche Marschrichtung vor.

Technische Weiterentwicklung
Das Einsatzgebiet des Leichtbauroboters, so die Vision, soll längst nicht auf den häuslichen und medizinischen Gebrauch beschränkt bleiben. Ein modularer Aufbau des Tisches soll technische Weiterentwicklungen möglich machen. "Wir denken an drei Teile: Basismodul, Mittelaufsatz und Top-Aufsatz", so Gottlebe. "Der Mittelaufsatz könnte mit Schubladen versehen als bewegliches Büromöbel interessant werden. An den Basisroboter könnte man hauswirtschaftliche Geräte wie einen Staubsauger anschließen."

Investorensuche
Bis Ende Juli 2017 ist die Finanzierung durch das EXIST-Stipendienprogramm gesichert. Das Gründertrio erhofft sich für die Anschlussfinanzierung Unterstützung über das Förderprogramm "Junge Innovatoren" des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden Württemberg. "Das Förderprogramm würde für uns aber erst zum 1.1.2018 starten. Um die Fünf-Monats-Lücke, die also ab August 2017 entstehen wird, überbrücken zu können, suchen wir derzeit nach Investoren."

Email: fttkontakt@gmail.com