Geschichte „kein Thema wie jedes andere“
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Unter dem Motto „History matters!“ tagte Ende September im Jüdischen Museum Frankfurt erstmals das entstehende Berufsfeld Geschichts-Kommunikation. 55 Praktiker*innen waren nach Frankfurt gekommen, um über historische Verantwortung in der Unternehmenskommunikation zu diskutieren. Organisiert wurde die Tagung unter anderem von Prof. Dr. Felix Krebber von der Hochschule Pforzheim. Er leitet gemeinsam mit Prof. em. Dr. Günter Bentele (Uni Leipzig) das Center for History & Corporate Communication, eine Initiative der Günter-Thiele-Stiftung für Kommunikation und Management.
Den Einstieg ins Thema machte Dr. Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung. Er mahnte, die Erinnerung an die Shoah wach zu halten. Gleichzeitig stellte er zur inzwischen fortgeschrittenen, öffentlichen Aufarbeitung seitens vieler Unternehmen fest: „Nach meinem Eindruck hat sich die deutsche Wirtschaft, so sie sich verallgemeinern lässt, nunmehr der Verantwortung hinsichtlich ihrer Vergangenheit in der Zeit des Nationalsozialismus im Wesentlichen gestellt. Manche wenige freiwillig, viele erst auf öffentlichen Druck.“ Dabei hob er die Chancen eines transparenten und verantwortungsvollen Umgangs mit der NS-Vergangenheit von Unternehmen hervor: „Ich bin mir sicher, dass eine aktive, gelingende und nachhaltige Erinnerungsarbeit für die Unternehmen auch ein Vorteil sein kann.“
Bei der Konferenz gaben namhafte Großunternehmen und Mittelständler Einblicke in ihre Erinnerungsarbeit und den kommunikativen Umgang auch mit kritischen Themen der Unternehmensgeschichte. Dieses transparente Aufgreifen wurde von Prof. Dr. Claudia Janssen (Eastern Illinois University) als Teil gesellschaftlicher Verantwortung beschrieben. Eine Verantwortung, die von der Bevölkerung erwartet wird, wie eine repräsentative Studie des Centers zuletzt zeigte: Gefragt nach Fehlern von Unternehmen in der Vergangenheit (NS-Zeit, Managementfehler, Skandale) erwarteten 68,8 Prozent, dass die Unternehmen Verantwortung hierfür übernehmen sollten und weitere 68 Prozent erwarteten darüber hinaus öffentliche Kommunikation zu diesen Themen.
In ihrem gemeinsamen Vortrag machten Bentele und Krebber deutlich, dass Geschichte „kein Thema wie jedes andere“ sei und besonderen Verantwortungsgefühls bedürfe. Kern jeder Kommunikation seien historisch belegbare Fakten. Der Beitrag basierte auch auf einer Untersuchung, die mit Studierenden aus dem Pforzheimer Master Corporate Communication Management entstand.
Veranstaltet wurde die Tagung gemeinsam mit dem Praxis-Netzwerk Corporate History Communication, das ein Bewusstsein für die Rolle von Geschichte in der Kommunikation schaffen und mittelfristig gemeinsame Standards für das neue Berufsfeld etablieren will.