Gemeinsam an einem Strang ziehen: Ideen für Tansania
News
Auf Einladung des Enzkreises, der seit 2011 eine Klimapartnerschaft mit dem Masasi Distrikt im südlichen Tansania hat, reiste eine kleine Delegation der Hochschule Pforzheim Ende August nach Tansania, um sich die Entwicklung der gemeinsamen Projekte und die allgemeine Situation vor Ort anzusehen. Als Teil dieser sechsköpfigen Gruppe konnten Professor Ludwig Martin, der im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen lehrt und forscht, und der Bachelor-Student Maximilian Klose aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen/ International Management, tiefe Einblicke in das Leben in Masasi gewinnen.
Ziel des Besuches war es, gemeinsam zu realisierende Projekte auszuloten und einen konkreten Arbeitsplan zu entwickeln, der mit den beiden anderen Projektpartnern – der Verwaltung des Masasi Districts und dem Enzkreis – abgestimmt ist.
Die Hochschule Pforzheim betreut unter Leitung von Professor Ludwig Martin derzeit zwei Projekte vor Ort:
Auf Wunsch des Masasi Districts wird ein Abfallwirtschaftskonzept für die Stadt Masasi entwickelt. Derzeit besteht dort lediglich ein rudimentäres System für die Entsorgung des Abfalls der 120 000 Einwohner zählenden Stadt. Ein ehemaliger Steinbruch außerhalb der Stadt wird aktuell als Deponie genutzt. Hier werden vorwiegend Abfälle von kleinen Gewerbebetrieben und den lokalen Märkten angeliefert. Private Haushalte verbrennen ihre Abfälle in der Regel oder kippen nicht brennbares Material in kleine Erdaushübe in ihrem Hinterhof. Da die Abfallaufkommen in der Menge und der Zusammensetzung nicht mit europäischen Verhältnissen vergleichbar sind, wird in einem ersten Schritt eine Recherche über existierende Konzepte in ähnlichen Umfeldern durchgeführt. Hierauf aufbauend kann dann, gemeinsam mit der Verwaltung in Masasi, ein Aktionsplan zum Aufbau eines Entsorgungssystems erarbeitet werden. Für eine mögliche Teilförderung des Projektes hat der Enzkreis zusammen mit der Hochschule Pforzheim einen Antrag im Zuge der Ausschreibung ASA-Municipal Global gestellt. Ziel ist es, durch Arbeitsbesuche deutscher Studierender in Tansania aber auch durch Aufenthalte von Verwaltungsbeamten aus Tansania in Deutschland, mögliche Konzepte der Abfallentsorgung und deren Einführung in Masasi genauer zu planen.
Ein weiteres Projekt wurde seitens des Enzkreises angestoßen. Die Übernachtungsmöglichkeiten in Masasi sind oft dürftig. Die derzeit existierenden Lodges sind oft ausgebucht und ihr Standard ist in Service und Qualität stark schwankend. Der Enzkreis erkannte diese Lücke und plant eine eigene „Enzkreis Lodge“. Der Bedarf einer solchen Lodge besteht seitens der Besucher aus dem Enzkreis aber auch der vielen Besucher der Regierung aus der fast 1000 km entfernten Hauptstadt Dodoma. Hierzu wird derzeit eine Bachelor-Thesis geschrieben, die ein Geschäftsmodell für ein solches Lodge unter entwicklungspolitischen Aspekten entwickeln soll.
Neben zahlreichen Besuchen verschiedener durch den Enzkreis finanzierter Klimaprojekte im Masasi District schmiedete man während der einwöchigen Reise Ideen für zukünftige Projekte. Unter anderem soll eine Vorstudie zur Einfuhr von Cashewkernen aus der Region gemacht werden. Cashewkerne sind das Hauptagrarprodukt der Region Masasi. Die Möglichkeiten, Bestimmungen und Marktchancen für die Einfuhr und den Vertrieb solcher Kerne, eventuell auch im Rahmen des FairTrade Projektes des Enzkreises, sollen hier untersucht werden.
Der Austausch zwischen Enzkreis und Masasi erstreckt sich aber auch über eine Klinikpartnerschaft. Die Operationssäle in Masasi haben einen sehr einfachen Standard und sind stark veraltet. Pläne für einen Neubau des Gebäudes wurden angestoßen und gemeinsam diskutiert.
Das Resümee des Afrikaexperten, Professor Ludwig Martin, der viele Jahre auf dem Kontinent gelebt und gearbeitet hat, war eindeutig: „Der Entwicklungsstandard von Masasi kann nicht mit europäischen Verhältnissen verglichen werden. Alle Projekte im Rahmen der Klimapartnerschaft und darüber hinaus müssen diese Unterschiede erkennen und berücksichtigen. Entsprechend angepasste Lösungen müssen gemeinsam mit den afrikanischen Kollegen auf gleicher Augenhöhe gefunden werden. Für unsere Studierenden ist dies eine großartige Chance, wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Die Mitarbeit an solchen Projekten schärft ihr Bewusstsein für die sehr unterschiedlichen Lebensweisen auf dieser Welt.“