Es hakt an der Energiewende!
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Vortrag zur aktuellen Entwicklung auf dem Energiemarkt beim RE-Kolloquium
Die Energiewirtschaft steht zur Energiewende, aber das Nebeneinander von stark fluktuierenden erneuerbaren Energien und konventionellen Kraftwerken ist massiv in Schieflage geraten, so Andreas Kuhlmann vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Durch die rapide steigende EEG-Umlage nehmen die Kosten für die Verbraucher und die Industrie zu. Gleichzeitig gefährdet die sinkende Rentabilität der konventionellen Kraftwerke die Wirtschaftlichkeit wichtiger Backup-Reserven für die sichere Versorgung.
Die Energiewirtschaft will deshalb mehr Transparenz, mehr Flexibilität und mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung der Lasten. Andreas Kuhlmann, zuständig für Strategie und Politik beim BDEW in Berlin, hat im Ressourceneffizienz-Kolloquium an der Hochschule Pforzheim zu den aktuellen Entwicklungen der Koalitionsverhandlung Stellung bezogen. Seine Einschätzung der neuesten Vereinbarungen ist verhalten optimistisch: Neben einer Novellierung des Erneuerbaren Energien Gesetzes (EEG) steht ein neues Energiemarktdesign an. Hierbei müsse vor allem der Wettbewerbsgedanke gestärkt werden, so Kuhlmann.
Der Experte rechnete den Studentinnen und Studenten vor, dass derzeit nur 30 Prozent des Energiepreises wettbewerblich durch die eigentliche Stromerzeugung und Strombeschaffung bestimmt werden. Die Hälfte des Preises geht in Steuern und Abgaben. Seit der Deregulierung im Jahr 1998 sei der Preis für Strom um 44 Prozent für die Industrie und um 69 Prozent für die Haushalte gestiegen.
Durch die EEG-Umlage erwartet er für 2014 Kosten von fast 24 Milliarden Euro, die zur Hälfte von der Wirtschaft und zu einem Drittel von den privaten Haushalten getragen werden. Fast die Hälfte dieser Umlage landet bei den Betreibern von Photovoltaikanlagen. Würde man die Ausgleichsregelung für Industriebetriebe vollständig streichen, läge die EEG-Umlage 2014 statt bei 6,24 Cent pro Kilowattstunde immer noch bei 4,88 Cent.
Konventionelle Kraftwerke hält Kuhlmann noch für lange Zeit für unverzichtbar. Verantwortlich sind dafür die tageszeitlichen Schwankungen der Stromerzeugung, besonders durch die Photovoltaik. Die Formel „Sonnen- und Windstrom sind ein ideales Paar und ergänzen sich im Jahresverlauf“ sei eine zu einfache Sichtweise. Besonders kritisch für die Kraftwerksbetreiber sei der so genannte Merit-Order-Effekt: Durch die sichere und billige Einspeisung von Strom aus EEG-Anlagen laufen teure Kraftwerke, z.B. Erdgaskraftwerke, nur noch wenige Stunden im Jahr und amortisieren sich nicht mehr. Deshalb müsste für die Zukunft auch über einen so genannten Kapazitätsmarkt nachgedacht werden, bei dem also nicht nur der gelieferte Strom, sondern auch die Bereitstellung von Reservekapazität bezahlt wird. Das Fernziel, so Kuhlmann, sei, bis zum Jahr 2050 den Stromverbrauch zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu bestreiten.