Die Bildsprache der Macht
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Politik ohne Bilder ist kaum denkbar. Das Bad in der Menge oder winkend vom Balkon – diese Fotos von Politikern begegnen uns täglich in den Medien. Keines dieser Motive ist zufällig, alle dienen sie dem Zweck, einen bestimmten Eindruck zu vermitteln. Wie präsentieren sich Führerfiguren? Mit der Wahl des künftigen amerikanischen Präsidenten Donald Trump rückte es wieder in den Fokus. Kommunikations-Designer Michael Brenner untersuchte in seiner Abschlussarbeit „Die Bildsprache politischer Macht“, wie Machtpositionen bildlich inszeniert werden. Die Arbeit aus dem Studiengang Visuelle Kommunikation an der Hochschule Pforzheim wird auf der Werkschau der Fakultät für Gestaltung am 10. und 11. Februar 2017 vorgestellt. Die Werkschau präsentiert an verschiedenen Standorten in Pforzheim Semester- und Abschlussarbeiten der rund 700 Designstudierenden.
Die politischen Entwicklungen in der Türkei, Frankreich und den Niederlanden waren es, die Michael Brenner zu seinem Bachelor-Thema führten: „Mich interessiert, wie sich dieser Populismus in der visuellen Kommunikation niederschlägt – und wo deren Anfänge zu suchen sind“. Der Designer wurde in den 1930er Jahren fündig. Mit der Entwicklung der Massenmedien konstituierte sich eine neue politische Kommunikation der politischen Persönlichkeiten. Für Michael Brenner stellte sich die Frage: „Gibt es Parallelen in der damaligen und heutigen Bildsprache?“
„Erschreckend viele“, sagt der 28-Jährige. Für seine Publikation hat er Fotografien von Hitler, Stalin, Roosevelt und Mussolini gesichtet. Im zweiten Schritt untersuchte er die offiziellen Twitter-, Facebook- und Instagram-Kanäle von Barack Obama, Recep Erdogan, Baschar al-Assad und Donald Trump. Die von ihm genutzten Bildkategorien – Motive mit Kindern, das Bad in der Menge, Volksnähe und militärische Motive – zeigen, wie sich diese Politiker abbilden ließen. Bei Donald Trump und Barack Obama sind die Motive mit Kindern am häufigsten, Recep Erdogan zieht Fotos mit Massenovationen vor. „Aber“, erklärt der Designer, „die inszenierte Privatheit ist das wichtigste Motiv.“ Bilder von Adolf Hitler im Liegestuhl oder bei der Zeitungslektüre vermitteln scheinbar Einblicke in den persönlichen Bereich. Er lässt den Betrachter durch ein „Schlüsselloch“ blicken. In diese Kategorie ordnet Michel Brenner auch das Motiv „Politiker mit Hund“ ein. Die Kontinuität dieser Bildsprache reicht von Adolf Hitler, der sich mit seiner Schäferhündin Blondi ablichten ließ, bis hin zu heutigen Mächtigen.
Die Abschlussarbeit von Michael Brenner zeigt nicht nur, wie seit vielen Jahrzehnten mit den gleichen bildsprachlichen Mitteln gearbeitet wird, sondern nimmt auch den Konsumenten „unter die Lupe“. „Auch unser Bedürfnis nach Nähe und Privatheit hat sich nicht verändert – und es wird von einer großen Schar Fotografen weiterhin bedient“, fasst er zusammen. Ein verändertes Verhalten ist nach seiner Ansicht nicht in Sicht. Das Verhältnis zwischen Akteur und Betrachter bleibt gleich. Politiker inszenieren sich, Fotos werden arrangiert und auf bestimmte Ziele ausgerichtet. Auch aufgeklärte Leser und Zuschauer akzeptieren diese Bildsprache und hinterfragen die Szenen nur selten.
Der Prototyp der Publikation wird am 10. und 11. Februar 2017 im Rahmen der Werkschau der Fakultät für Gestaltung zu sehen sein. Die Arbeiten der Studierenden aus den sechs Bachelor- und zwei Masterstudiengängen sind in den Räumen der Fakultät, Holzgartenstraße 36, im EMMA-Kreativzentrum (Accessoire Design) und in der Eutinger Straße 111 (Transportation Design) zu sehen. Die fünf Modenschauen finden am Freitag, 10. Februar 2017, um 19 und 21 Uhr sowie am Samstag, 11. Februar 2017, um 17, 19 und 21 Uhr in der Aula der Fakultät statt.
Pressekontakt: birgit.meyer(at)hs-pforzheim(dot)de, Tel: +49 (7231) 28-6718