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Deutscher PR-Ethik-Rat stellt Beteiligungs-Richtlinie vor, die MCCM-Handschrift trägt

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Thomas Zimmerling und Felix Krebber

Die beiden Kern-Autoren der Richtlinie: Thomas Zimmerling (Leiter des Beschwerdeausschusses Politik im Deutschen Rat für Public Relations) und Prof. Dr. Felix Krebber (Professor für Unternehmenskommunikation an der Business School der Hochschule Pforzheim)

Ein kommunikationsethisches Regelwerk für (Bürger-) Beteiligungsprozesse hat gestern der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) vorgestellt. Mit auf dem Podium war Prof. Dr. Felix Krebber. Er machte den Bedarf für eine Richtlinie auf Basis mehrerer Studien deutlich, die gemeinsam mit Studierenden aus dem MCCM entstanden waren und dankte den Studierenden für ihr Engagement.

Das freiwillige Selbstkontrollgremium der Deutschen Kommunikationsbranche setzt mit der Richtlinie Standards für informelle Beteiligungsprozesse – etwa von Unternehmen oder auch Kommunen. Solche freiwilligen Beteiligungsprozesse werden als Antwort auf das gestiegene Mitsprachebedürfnis der Zivilgesellschaft oft im Vorfeld gesetzlich vorgeschriebener Verfahren angeboten. Anlässe sind etwa Infrastrukturprojekte oder kontroverse Technologien und Projekte.

In einer solchen Akteurskonstellation sind Interessenkonflikte zwischen Beteiligten und Auftraggebenden eines Beteiligungsverfahrens oftmals unumgänglich. Daher setzt der DRPR mit der neuen Richtlinie hohe ethische Maßstäbe. Inhaltlich regelt die neue Richtlinie Kriterien wie Transparenz über die gewährten Einflussmöglichkeiten, Frühzeitigkeit und Verbindlichkeit von Verfahren oder Repräsentativität von Beteiligten. Notwendig wurde die neue Richtlinie, weil beteiligungsspezifische Kriterien bislang in bestehenden Regelwerken des Rates nicht ausreichend abgedeckt waren.

Mehrere Verstöße gegen eine gute Praxis der Bürgerbeteiligung hatte eine bundesweite Medieninhaltsanalyse (‚Akzeptanzatlas‘, akzeptanzatlas.de) ermittelt. Unter Leitung von Prof. Dr. Felix Krebber untersuchten 2019 Master-Studierende des Studiengangs Corporate Communication Management die Presseberichterstattung von 130 Tages- und Wochenzeitungen und fanden Mängel in Bezug auf Transparenz der Verfahren und Wahrhaftigkeit in der Umsetzung von Beteiligungsverfahren. In einer Folgestudie verglichen die Studierenden Leitlinien zu Bürgerbeteiligung aus Kommunen, Verbänden und Unternehmen, um auf dieser Basis Vorschläge für kommunikationsethische Regelungskriterien abzuleiten. Professor Krebber beriet daraufhin den PR-Rat in der Ausgestaltung der neuen Richtlinie. „Die neue Richtlinie schätzt das Engagement von Bürger*innen wert und will vor Missbrauch solcher Verfahren schützen. Künftig muss klar benannt werden, wie viel Einfluss Beteiligte tatsächlich haben“, umreißt der Kommunikationswissenschaftler die Neuerungen.

In einem Grußwort würdigte Barbara Bosch, baden-württembergische Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, die Richtlinie: „Qualitätsvolle Beteiligungsverfahren lassen sich anhand eines normativen Kriterienkatalogs entwickeln. Er schafft die Basis für Transparenz und gegenseitiges Vertrauen. Ich danke den Studierenden der Business School der Hochschule Pforzheim unter Leitung von Prof. Dr. Felix Krebber für ihre wichtige Arbeit. Mit der inhaltsanalytischen Untersuchung von Ethik- und Beteiligungsrichtlinien leistet die Studie einen wichtigen Beitrag zur systematischen Verbesserung der Bürgerbeteiligung. Dass die Arbeit auch die Grundlage für die Erstellung einer Richtlinie für Bürgerbeteiligung und Kommunikation des Deutschen Rates für Public Relations bildet, unterstreicht abermals die Qualität des Wissenschaftsstandorts Baden-Württemberg“

Ähnlich zum Presse- oder zum Werberat kann der Deutsche Rat für Public Relations nun als unmoralisch angesehenes Verhalten missbilligen oder rügen. Auf diese Weise soll die Qualität öffentlicher Kommunikation gesichert und kommunikationsethische Regeln durchgesetzt werden.  

Die vollständige Richtlinie findet sich hier: https://drpr-online.de/kodizes/

 

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