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HS PF unterstützt Afrikahilfe

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Die zur Konzeptentwicklung notwendigen Daten und Informationen sammelte Wirtschaftsingenieurwesen-Student Sebastian Kunde (links) Anfang 2020 vor Ort in Tansania. (Foto: Enzkreis)

Fakultät für Technik: Professor Ludwig Martin vernetzt Studierende mit Masasi in Tansania

 

2021 feiert die Kommunale Klimapartnerschaft zwischen dem Enzkreis und dem Masasi Distrikt in Tansania ihr zehnjähriges Bestehen. Auch die Hochschule Pforzheim unterstützt das Netzwerk seit vielen Jahren. Professor Dr. Ludwig Martin, Leiter des Bachelorstudiengangs „Wirtschaftsingenieurwesen“ (WI) an der Fakultät für Technik, der selbst viele Jahre auf dem afrikanischen Kontinent lebte und arbeitete, vernetzt seine Studierenden regelmäßig mit den Akteuren im Enzkreis und in Afrika. Im Rahmen von studentischen Projekt- oder Abschlussarbeiten initiieren, optimieren und begleiten die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure zahlreiche Vorhaben, um das Leben und Arbeiten der Menschen im Masasi Distrikt, zum Beispiel im Hinblick auf die medizinische Versorgung oder nachhaltige Energiewirtschaft, zu verbessern. Jüngstes Beispiel: Christoph Bregler und Mario Boffa erarbeiten im Rahmen einer in ihrem Bachelorstudiengang „Wirtschaftsingenieurwesen/ International“ geforderten interdisziplinären Projektarbeit aktuell ein „Didaktisches Konzept mit Inhalten für das Umweltbildungszentrum in Masasi“. „Es soll Lernmaterial zum Klimaschutz erstellt werden, das Lehrer und Schüler in Tansania nutzen können“, so Angela Gewiese, Mitarbeiterin der Stabstelle für Klimaschutz und Kreisentwicklung des Enzkreises und Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Marafiki wa Masasi e.V. Die Realisierung des Umweltbildungszentrums wird im Rahmen des Förderprogramms für Kommunale Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekte (FKKP) vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.

Das Funktionsprinzip einer PV-Anlage, die Speicherung von Regenwasser, die Nutzung von Windenergie, die Herstellung von neuen Produkten aus alten Plastikflaschen, Kompostierung oder Stromspeicherung – Christoph Bregler und Mario Boffa erarbeiten zu den Überthemen Klimaanpassung, Energie & Autarkie sowie Nachhaltigkeit grundständiges Informationsmaterial und entwickeln darauf aufbauend Schulungen, die das notwendige Wissen bei den Besuchern des Umweltzentrums, Lehrer und Schüler – aber auch die breite Öffentlichkeit –, nachhaltig festigen sollen.

Professor Ludwig Martin (ganz links) und Angela Gewiese (ganz rechts) mit einer Besuchergruppe auf dem Pforzheimer Campus im Jahr 2017.

„Wir wollten kein 08/15-Thema und haben gezielt nach einer Arbeit gesucht, die uns nicht nur ECTS-Punkte für eine theoretische Leistung einbringt, sondern die anwendungsorientiert ist und vor allen Dingen Sinn stiftet“, so Mario Boffa. Es sei unter anderem wichtig, die vor Ort herrschenden Wetterextreme aufzuzeigen und zu erklären, mit welchen Technologien bzw. Methoden das Klima genutzt werden könne, um den Menschen das Leben in Masasi zu erleichtern, so der 25-Jährige. Das Umweltbildungszentrum soll im Rahmen des neuen FKKP Projektes bis 2023 fertiggestellt werden und bietet auf rund 100 m² Fläche Platz für Seminare und eine feste Ausstellung. Die Schulungen richten sich schwerpunktmäßig an Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 10 und 16 Jahren, die das Zentrum im Rahmen ihres Unterrichts besuchen. Sobald Ludwig Martin, Professor für International Management in Engineering, die Pforzheimer Arbeit in den nächsten Wochen abschließend bewertet hat, findet sie ihren Weg nach Tansania – wo die Umsetzung der Schulungen durch Lehrerinnen und Lehrer in den kommenden Monaten nach einer Übersetzung in die Landessprache Suaheli beginnen soll. „Ferndiagnosen sind schwer – weswegen wir unwahrscheinlich gerne nach Tansania fliegen möchten, vielleicht wird es ja perspektivisch Ende des Jahres möglich sein. Unser Projekt dann vielleicht sogar im Rahmen einer sich anschließenden Bachelorarbeit weiter bei der Realisierung begleiten zu können, wäre toll“, so die Studierenden. „Es ist unglaublich zu sehen, wie wir vergleichsweise einfach helfen und echte Wertschöpfung erreichen können.“

„Die Arbeiten der Hochschule sind für die Verwaltung vor Ort immer eine wertvolle Informations-, Entscheidungs- und schließlich Realisierungsgrundlage“, so Angela Gewiese.
2017 entwickelte WI-Student Maximilian Klose im Rahmen seiner Bachelorarbeit „Waste Management concepts for Masasi City District“ ein Abfallwirtschaftskonzept, das überzeugte:Darauf aufbauend war das durch das BMZ geförderte ASA-Programm „Abfallwirtschaft in Masasi“ beantragt und genehmigt worden. Das geförderte Projekt beinhaltete einen Austausch von Angestellten des öffentlichen Dienstes aus Masasi und Studierenden der Fakultät für Technik über einen Zeitraum von sechs Monaten. Ziel war es, für die Stadt Masasi gemeinsam ein Konzept für ein Müllentsorgungssystem zu erarbeiten und zu implementieren. „Erste Schritte zur getrennten Sammlung beim Marktplatz in Masasi sind realisiert, aber für eine geordnete Entsorgung fehlen der Stadtverwaltung bisher die Finanzmittel zur Errichtung einer befestigten Deponie“, so Angela Gewiese.

Bildergalerie: Zu Besuch in Tansania (2017)

Bildergalerie: Delegation aus Tansania zu Besuch an der Hochschule (2017)

2020 entwickelte WI-Student Sebastian Kunde ein Konzept zur CO2-Kompensation innerhalb der Partnerschaft. Seine Aufgabe war es, die von den Fahrzeugen der Enzkreisverwaltung ausgestoßene Menge an Kohlendioxid teilweise durch eine Aufforstung im Masasi Distrikt zu kompensieren. „Ab sofort erfassen wir die CO2 Mengen, die bei Dienstreisen und durch den Fuhrpark des Enzkreises anfallen. Ab nächstem Jahr kann dann gemäß des ermittelten Verbrauchs mit einer Aufforstung vor Ort begonnen werden“, gibt Angela Gewiese einen Einblick in die aktuelle Fortführung des Projekts. „Die tolle, vollkommen komplikationslose Zusammenarbeit mit der Hochschule ist ein Gewinn für beide Seiten. Wir eröffnen den Studierenden Themen jenseits des Hörsaals und profitieren von ihrem fachlichen Know-how, ihren frischen Ideen und ihrem großen menschlichen Engagement“, so Angela Gewiese.