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Vergabe der La Biosthétique Fashion Awards

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Experiment und Vielfalt als Impulsgeber der Mode

Almut Benkert, Alex Werth, Hannes Mühleis, Laila Eby, Janika Dürr, Sabrina Hauber, Prof. Sibylle Klose (vorne v.l.n.r.; Models hinten). Foto: Olga Pfeifle

Die diesjährigen La Biosthétique Fashion Awards bezeugen abermals das hohe Niveau des Studiengangs Mode der Hochschule Pforzheim. Die Preisträger wurden am Samstag, 13. Juli 2019, von der Jury-Vorsitzenden Sibylle Klose, Professorin im Studiengang an der Fakultät für Gestaltung, und Almut Benkert, Fachbereichsleiterin Kreativwirtschaft der Stadt Pforzheim, gekürt. Die vier Förderpreise – Prix de Style, Prix d’Innovation, Prix de Concept Contemporain, Prix de Jury – wurden von einer hochkarätig besetzten, internationalen Designer-Jury ausgewählt und gingen an außergewöhnliche Abschlusskollektion des Jahres 2019.

„Die Verleihung der Preise ist ein klares Signal, dass es sich lohnt, quer zu denken, Haltung zu zeigen und ungewöhnliche Ideen umzusetzen“, sagte Almut Benkert bei der Vergabe. Die Stadt Pforzheim sei stolz auf die Aktivitäten des Studiengangs Mode und auf die Studierenden, die durch zahlreiche wichtige Auszeichnungen für große Aufmerksamkeit sorgen. Jury-Vorsitzende Professorin Sibylle Klose freute sich über das beeindruckte Feedback der Jury, denn die international tätigen Designer sind Botschafter in die Industrie. „Nicht nur die individuellen Ausarbeitungen in der Kollektion begeisterte die Jury-Mitglieder, sondern die enorme Dichte an Kreativität, die bereits in den Konzepten ersichtlich war“, berichtete Prof. Sibylle Klose aus der Juryarbeit.

Originalität, Kreativität, und Design-Innovation sind Kriterien des „La Biosthétique Prix d’Innovation 2019“. Diese Ansprüche werden durch die ausgezeichnete Kollektion gleich auf mehreren Ebenen herausgefordert, denn die Arbeit selbst stellt diese Fragen:

Wie weit kann – im Experiment - gegangen werden, ohne das „Feeling for Clothing“ zu verlieren? Wie weit dürfen Materialentwicklungen gehen, ohne das „Gefühl einer zweiten (Wohlfühl-)Haut“ zu verlieren? Wie können sich Form und Material in optimaler, interaktiver Wechselwirkung ergänzen? Der fast forschende Ausgangspunkt war und ist die Haut. Die Arbeit selbst geht allerdings weit darüber hinaus: Das fast melodiöse Aufreißen der Bekleidungselemente bringt ganz neue sensuelle und sinnliche Erfahrungen hervor und lässt im Nachgang ein transformiertes Form- und Materialbild entstehen. Das gekonnte Experiment zeugt von hoher Professionalität und ästhetischer Schärfe – so die Jury und bezeichnet die performative Repräsentation als „spektakulär“. Sie attestiert der Arbeit Forminnovationen auf hohem Niveau, die durch ein ausgeprägtes Gefühl für Kleidung bestechen und umgehend in moderne, tragbare Looks dekliniert werden können. Mit dem „La Biosthétique Prix d’Innovation 2019“ wird die Bachelor-Abschlussarbeit „B.are“ von Janika Dürr ausgezeichnet.

Mit dem „La Biosthétique Prix de Style“ wurde eine herausragende Kollektion mit nachhaltiger Stilschärfe ausgelobt. Die prämierte Arbeit setzt zwei sehr unterschiedliche (Sub-)Kulturen in ein neues Spannungsfeld: die Glaubensgemeinschaft der ultra-orthodoxen Juden mit der Ghettokultur der Afro-Punk-Bewegung. Damit prallen die jeweils strikten Verhaltenskodexe und Dresscodes aufeinander. Die Kollektion spielt mit visuell expressiven Impulsen, um diese dann wieder gekonnt in den Codex von vestimentären Zuordnungen einzubinden. Der Look überzeugte durch seine ambivalente Homogenität, die ermöglicht, das Nichtkombinierbare zu kombinieren. Die Jury belobigt die hohe Emotionsdichte in Stil, Look und Accessoires. Das gekonnte Zusammenspiel unterschiedlicher Materialitäten sowie das herausragende Ineinandergreifen von „Tailoring“ und Craftmanship“ attestieren ein hohes Können. Die Kollektion, die ursprünglich von zwei unterschiedlichen, autonomem Designpositionen in einem Co-Design-Prozess aufeinander zu gearbeitet wurde, überzeugt durch ihre visuelle Qualität und Stilschärfe. Den „La Biosthétique Prix de Style 2019“ erhielt die Bachelor-Abschlussarbeit „Ephraim lost in the Bronx“ von Hannes Mühleiß und Alex Werth.

Wo steht die Mode heute – und steht sie dort als ein oberflächliches Abbild oder als ein authentisches Spiegelbild? Die ausgelobte Arbeit stellt genau diese Fragen in den Mittelpunkt ihrer gestalterischen Auseinandersetzung und setzt damit bewusst eine Zeitgeist-Zäsur. 

Mit dem „La Biosthétique Prix de Concept Contemporain“ wurde eine gestalterische Arbeit ausgezeichnet, die zukunftsweisend neue Ansätze im Design aufweist: Sie propagiert einen differenzierten Blickwinkel auf die Mode. Die sechs Statements sind eine konzeptionelle wie visuelle Antwort auf den zunehmenden Verlust an Vielfalt. Arten- und Traditionsvielfalt schwinden, Andersartigkeit, das Besondere wird gleichzeitig immer wieder neu initiiert oder inszeniert. Die damit verbundene fast unmerkliche Monotonisierung der Welt wirkt wie ein Eskalationsmotor. Die Jury attestierte: Diese zeitgemäße Arbeit ist extrem weitgedacht und hat die Parameter der Mode nicht nur verstanden, sondern spielt auch mit ihnen. Herausragend ist die mediale, kontextuelle Aufarbeitung der jeweiligen Looks in einem exzellenten Fashion Film. Mit dem „La Biosthétique Prix de Concept Contemporain 2019“ wurde die Bachelor-Abschlussarbeit „About Tomatoes and Purple potatoes“ von Laila Aliena Eby ausgezeichnet.

Zusätzlich wurde in diesem Jahr der Sonderpreis „La Biosthétique Prix du Jury“ vergeben, der ausschließlich von der Gesamtheit der Jury definiert wird. Die zusammengekommenen Mode-Experten haben sich für eine Kollektionsarbeit entschieden, die ein aktuelles Themenfeld aufgreift: das Vergessen. Damit geht die Kollektionsidee an die Genesis der Mode zurück und wird selbst zum Symbol – und gleichzeitig auch zum Dilemma der Mode, die sich immer selbst „ausradiert“ – ebenso temporär wie es im Krankheitsbild Alzheimer geschieht. Die Kollektion besticht in und mit ihrer ästhetischen Aussageschärfe, die eine fast poetische ist. Das Gesamtbild der Kollektion überzeugt durch Momente der Ausblendung, des Vergessens, des Entrückten. Die herausragende Kohärenz der visuellen Aufarbeitung, der Looks, schnittlichen Details, Materialzusammenstellung, Farbharmonien wie auch Accessoirisierung bündeln sich zu einem visuell-starkem Storytelling, welches emotional berührt. Der „La Biosthétique Prix du Jury 2019“ ging an die Bachelor-Abschlussarbeit „Ne m’oubliez pas“ von Sabrina Hauber.

Die La Biosthétique Förderpreise werden einmal im Jahr verliehen. Vorgeschlagen werden Abschlussarbeiten aus dem Pforzheimer Studiengang Mode. Für den Preis 2019 waren insgesamt elf Abschlussarbeiten aus dem Wintersemester 2018/2019 und dem Sommersemester 2019 nominiert.

La Biosthétique Fashion Awards:
Die Kreation von Mode, die leicht, außergewöhnlich und originell ist, bedarf oft außergewöhnlicher persönlicher und finanzieller Kraftanstrengungen. Der La Biosthétique Prix de Mode Förderpreis unterstützt ausgezeichnete Studierende oder Alumni in ihrem Engagement und ermöglicht ihnen so, ihre Arbeit etwas unbeschwerter fortzuführen und eventuell auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Die Auszeichnung, mit der junge Talente gefördert werden, wird in drei Kategorien vergeben: Stil, Innovation und Visionäres Konzept. Der La Biosthétique Prix de Style steht für eine unverwechselbare Ausdrucksform, die frisch, modern und zeitgemäß ist. Der La Biosthétique Prix d’Innovation spielt mit anspruchsvollen Materialien, schafft eine ironische Verbindung zwischen Funktionalität und Ästhetik, nutzt neuste Technik und blickt vorausschauend in die Zukunft. Der La Biosthétique Prix de Concept Contemporain integriert fachfremde Trends, arbeitet fachübergreifend, reflektiert Umwelteinflüsse, interpretiert den Zeitgeist treffsicher und prämiert ein visionäres Konzept.

La Biothétique Modepreise 2019:

  • La Biosthétique Prix d’Innovation: Janika Dürr mit „B.are“
  • La Biosthétique Prix de Style: Hannes Mühleiss & Alex Werth mit „EPHRAIM LOST IN THE BRONX“
  • La Biosthétique Prix de Concept Contemporain: Laila Eby mit „About Tomatoes And Purple Potatoes“
  • La Biosthétique Prix du Jury: Sabrina Hauber mit „Ne m'oubliez pas“

Jury-Mitglieder 2019:

  • Charlotte BÖHMER, Designerin HUGO Menswear, HUGO BOSS, Metzingen
  • Philipp CHANG, Head of Sales NOBI TALAI, Berlin
  • Katharina GULDE, Senior Designer MARC O’POLO DENIM, Stephanskirchen
  • Kirsten MÜLLENBROCK, Director of RTW Development GIVENCHY Paris
  • Lasse-Holger MITTERHUSEN, Head of Design Business OLYMP Bezner KG, Bietigheim-Bissingen
  • Petra PFALLER-BARTHEL, Creative Director, Fashion /Lifestyle Chefredaktion BUNTE, München
  • Johnny TALBOT, Creative Director TALBOT RUNHOF, München