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Von Zukunftskunst und Herausforderungen: Uwe Schneidewind im Studium Generale

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Multidimensionale Ansätze zur Gestaltung nachhaltiger Städte

Professorin Dr. Frauke Sander (links) und Hochschulrektor Prof. Dr. Ulrich Jautz (rechts) freuen sich über den Vortrag des Wuppertaler Oberbürgermeisters Prof. Dr. Uwe Schneidewind beim Studium Generale. Foto: Cornelia Kamper

Überlegungen zur „Zukunftsstadt“ sind kein Phänomen unserer Zeit – im Verlauf der Geschichte haben Menschen immer wieder Visionen zum Wandel ihrer Umgebung und Lebenswelt entwickelt. So erarbeitet zum Beispiel Erich Kästner in seinem 1932 erschienen Kinderbuch „35. Mai oder Konrad reitet in die Südsee“ die Idealvorstellung einer vollautomatisierten Stadt und beschreibt darin bereits Technologien wie autonom fahrende Autos. Aus heutiger Sicht liegt der Fokus der Transformation im Vergleich dazu deutlich weniger auf Technologien, vielmehr rücken Nachhaltigkeitsaspekte immer mehr in den Mittelpunkt. Die Eigenschaften einer solchen nachhaltigen Stadt und Entwicklungsschritte dorthin wurden in den letzten Jahrzehnten in der Wissenschaft immer wieder erforscht und beschrieben. Bleibt die zentrale Frage: Woran hapert es in der Umsetzung? Antworten darauf lieferte Professor Dr. Uwe Schneidewind im Rahmen seines Vortrags im Studium Generale der Hochschule Pforzheim. „Heute geht es um Fragestellungen wie uns in unserem demokratischen, aber eben auch bürokratischen System die Transformation gelingt: wie sieht ein „gerechter“ Wandel aus und wessen Interessen müssen wir hierbei berücksichtigen?“, fasste es Professorin Dr. Frauke Sander zur Begrüßung im gut gefüllten Audimax zusammen.

Als Stadtoberhaupt einer großen Stadt in Nordrhein-Westfalen und als Wissenschaftler bringt Professor Dr. Uwe Schneidewind sowohl die theoretische, wie auch die praktische Sicht auf diese Herausforderungen ein. In seinem Vortrag betont der ehemalige Leiter des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie die Notwendigkeit eines multidimensionalen Ansatzes zur Gestaltung zukünftiger Städte. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Begriff der „Zukunftskunst“ als die passende Möglichkeit Veränderungsprozesse authentisch und aktiv zu gestalten. „Zukunftskunst bedeutet, Veränderungen nicht nur analytisch zu betrachten, sondern sie in den Kategorien der Kunst zu erfassen und zu gestalten. Es geht um die Nutzung von Energien, Kraft und Rhythmus, sowie um die ästhetische Dimension von Veränderungsprozessen“, so der Wuppertaler Oberbürgermeister.

Das Publikum lauschte fasziniert Schneidewinds Ausführungen. Foto: Cornelia Kamper

Schneidewind identifiziert vier zentrale „Werkzeuge“ oder Dimensionen, die Zukunftskünstler*innen nutzen, um Veränderungsprozesse zu gestalten. Die technologische Dimension befasst sich mit der Entwicklung und Implementierung von Lösungen für nachhaltige Städte, wie beispielsweise Solarenergie, Elektromobilität und autonomes Fahren. Shanghai sei ein fortgeschrittenes Beispiel – hier könne man sich schon in großen Arealen in ein vollautonomes Taxi setzen. Eine Frage der Zeit, bis man auch in Deutschland an diesen Punkt komme und als Konsequenz mit nur einem Zehntel des aktuellen Automobilaufkommens z.B. auch die Umweltbelastung durch den Verkehr deutlich reduzieren könne. Die zweite, ökonomische Dimension befasst sich mit der Herausforderung, nachhaltige Innovationen auch wirtschaftlich umzusetzen und die Interessen von Unternehmen und der Volkswirtschaft insgesamt zu berücksichtigen. Hinsichtlich dieser ersten beiden Dimensionen seien wir in Deutschland bereits auf einem guten Weg. Die folgenden zwei Aspekte stellen Transformationsprozesse jedoch vor durchaus große Herausforderungen.

Unter der politisch institutionellen Dimension beleuchtet der Professor die bürokratischen und regulativen Hürden, die der Umsetzung nachhaltiger Konzepte entgegenstünden, sowie die Notwendigkeit, politische Entscheidungsträger*innen für die Transformation zu gewinnen. Viele Regeln machten es Beamt*innen schwer und brächten sie in ein Dilemma, rechtliche Grauzonen auszureizen. Denkmalschutz in Einklang mit Wärmeplanung für die Stadt zu bringen, sei hierfür ein aktuelles Beispiel. „Ich würde gerne zehn Städten die Chance geben für zehn Jahre den Denkmalschutz aussetzen, um Wärmeplanung durchzusetzen“, sagt Schneidewind. Nach dieser Zeit könne man ein Fazit ziehen und sicher beobachten, dass das Misstrauen gegenüber den Gebäudebesitzern eher unangebracht sei. Uwe Schneidewind mahnt außerdem professionelle „Nein-Sager“ an, die Politik nicht als höchste Form des gemeinsamen Tuns verstünden, sondern als Raum, in dem Inhalte als ‚Mittel zum Zweck‘ verstanden und zum Ziel des Machtaufbaus genutzt werden. Die vierte Dimension der Transformation basiert laut Schneidewind auf der kulturellen Dimension, inklusive Werten und Vorstellungen der Bürger*innen. Er warnt vor einem Rückfall in egoistische Denkmuster wie „America First“ und plädiert für eine Rückkehr zu gemeinschaftlichen Werten und einem globalen Verständnis von Solidarität und Nachhaltigkeit. Das Ziel: „Jeder Mensch soll gleiche Chance haben auf ein gutes Leben, auch zukünftig.“

Die Veranstaltung endet dementsprechend mit vielen nachdenklichen Anmerkungen und einem lebhaften Austausch zwischen dem Publikum und Referent – wobei Fragen zur Rolle der Demokratie beim Umsetzen nachhaltiger Konzepte in urbanen Umgebungen sowie zur Rolle der Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträger*innen diskutiert wurden. Das Fazit des Oberbürgermeisters hallt sicherlich einigen Besucher*innen in den Ohren nach: „Transformation ist wirklich schwieriger, als man es sich in seinen eigenen Büchern vorstellt.“

Schneidewind identifiziert vier zentrale „Werkzeuge“ oder Dimensionen, die Zukunftskünstler*innen nutzen, um Veränderungsprozesse zu gestalten. Die technologische Dimension befasst sich mit der Entwicklung und Implementierung von Lösungen für nachhaltige Städte, wie beispielsweise Solarenergie, Elektromobilität und autonomes Fahren. Shanghai sei ein fortgeschrittenes Beispiel – hier könne man sich schon in großen Arealen in ein vollautonomes Taxi setzen. Eine Frage der Zeit, bis man auch in Deutschland an diesen Punkt komme und als Konsequenz mit nur einem Zehntel des aktuellen Automobilaufkommens z.B. auch die Umweltbelastung durch den Verkehr deutlich reduzieren könne. Die zweite, ökonomische Dimension befasst sich mit der Herausforderung, nachhaltige Innovationen auch wirtschaftlich umzusetzen und die Interessen von Unternehmen und der Volkswirtschaft insgesamt zu berücksichtigen. Hinsichtlich dieser ersten beiden Dimensionen seien wir in Deutschland bereits auf einem guten Weg. Die folgenden zwei Aspekte stellen Transformationsprozesse jedoch vor durchaus große Herausforderungen.

Prof. Dr. Uwe Schneidewind referierte an der Hochschule Pforzheim über Zukunftsvisionen und Herausforderungen in Bezug auf nachhaltige Stadtentwicklung. Foto: Cornelia Kamper

Unter der politisch institutionellen Dimension beleuchtet der Professor die bürokratischen und regulativen Hürden, die der Umsetzung nachhaltiger Konzepte entgegenstünden, sowie die Notwendigkeit, politische Entscheidungsträger*innen für die Transformation zu gewinnen. Viele Regeln machten es Beamt*innen schwer und brächten sie in ein Dilemma, rechtliche Grauzonen auszureizen. Denkmalschutz in Einklang mit Wärmeplanung für die Stadt zu bringen, sei hierfür ein aktuelles Beispiel. „Ich würde gerne zehn Städten die Chance geben für zehn Jahre den Denkmalschutz aussetzen, um Wärmeplanung durchzusetzen“, sagt Schneidewind. Nach dieser Zeit könne man ein Fazit ziehen und sicher beobachten, dass das Misstrauen gegenüber den Gebäudebesitzern eher unangebracht sei. Uwe Schneidewind mahnt außerdem professionelle „Nein-Sager“ an, die Politik nicht als höchste Form des gemeinsamen Tuns verstünden, sondern als Raum, in dem Inhalte als ‚Mittel zum Zweck‘ verstanden und zum Ziel des Machtaufbaus genutzt werden. Die vierte Dimension der Transformation basiert laut Schneidewind auf der kulturellen Dimension, inklusive Werten und Vorstellungen der Bürger*innen. Er warnt vor einem Rückfall in egoistische Denkmuster wie „America First“ und plädiert für eine Rückkehr zu gemeinschaftlichen Werten und einem globalen Verständnis von Solidarität und Nachhaltigkeit. Das Ziel: „Jeder Mensch soll gleiche Chance haben auf ein gutes Leben, auch zukünftig.“

Die Veranstaltung endet dementsprechend mit vielen nachdenklichen Anmerkungen und einem lebhaften Austausch zwischen dem Publikum und Referent – wobei Fragen zur Rolle der Demokratie beim Umsetzen nachhaltiger Konzepte in urbanen Umgebungen sowie zur Rolle der Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträger*innen diskutiert wurden. Das Fazit des Oberbürgermeisters hallt sicherlich einigen Besucher*innen in den Ohren nach: „Transformation ist wirklich schwieriger, als man es sich in seinen eigenen Büchern vorstellt.“