Professor Tomatsu Kondo lehrt im Studiengang Mode
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Emotion und Originalität für die Mode der Zukunft
Professor Tamotsu Kondo ist neu an die Fakultät für Gestaltung der Hochschule berufen worden. Seit Beginn des Sommersemesters lehrt der japanische Designer im Studiengang „Mode“. Am Körper zu arbeiten ist für Tamotsu Kondos Verständnis von Mode-Design zentral. So ist er zum Spezialisten für Drapieren geworden. Drapieren bedeutet, die Schnittgestaltung direkt an einer Schneiderpuppe oder am Körper zu erstellen. Dieses Handwerk ist ursprünglich in den 1950er Jahren in Paris entstanden: Ein Kleid wurde für die großen Schauen für ein einziges Mannequin und einen einzige Gelegenheit geschaffen. Die Kunst hat Tamotsu Kondo in Japan weiterentwickelt und wieder nach Europa gebracht.
Ein Krankenhausaufenthalt hat ihn zum Mode-Design-Studium gebracht: Damals, 1984, hatte er wegen eines Motorrad-Unfalls die Aufnahmeprüfungen für ein Literatur-Studium verpasst. „Mode war mir total fremd, ich bin Motorrad gefahren und habe in einer Rock’n’Roll-Band gespielt“, erzählt der Designer. Das Studium hat ihn dennoch schnell gepackt: Handwerklich zu arbeiten ist ein großer Gewinn, weil die Hingabe immer im Ergebnis zu sehen ist. Nach seinem Diplom 1988 am Bunka Fashion College in Tokyo zog er nach Hamburg. Die 1980er Jahre waren die der japanischen Moderevolution. Designer wie Rei Kawakubo oder Yohji Yamamoto brachten eine völlig neue und radikale Formensprache in die Mode. So hat der Designer Yuca den jungen Absolventen als Modedesigner und Schnitttechniker in die Hansestadt geholt. Im Yuca-Atlelier lernte Tamotsu Kondo Professoren der Fachhochschule Hamburg kennen. Sie erkannten sehr schnell, dass Kondos Schnitttechnik ein wichtiger Bestandteil in der Design-Ausbildung sein sollte. „Mit 28 Jahren war ich Professor und jünger als viele meiner Studenten“, lacht Kondo. Ununterbrochen war er seitdem als Lehrer tätig. Lehraufträge im Drapieren haben ihn an alle wichtigen Design-Hochschulen geführt. Seit 2009 hat er zudem eine Professur an der AMD Akademie Mode und Design inne.
In Pforzheim lehrt er bereits seit 1997. Das Lehrkonzept und die künstlerische Freiheit in der Ausbildung sind für ihn ein besonderes Merkmal: „An dieser Hochschule herrscht ein tiefes Verständnis von Modeentwicklung. Es geht nicht nur um Design, sondern um ganzheitliches Gestalten.“ Es ist auch seine japanische Ruhe und Zuversicht, die seine Lehre charakterisieren. „Die jungen Leute stehen vor einer großen Ungewissheit, denn niemand weiß, was kommt und wie die Zukunft aussehen wird.“ Sie alle haben rund 40 Berufsjahre vor sich. Wie kann man über so einen langen Zeitraum als Designer bestehen? „Unser großes Pfund ist unsere Originalität. Der Computer allein wäre das Ende der Mode. Ideen, die aus eigener Kraft und mit eigner Hand entstehen, haben Bestand.“
Tamotsu Kondo ist ein weltweit gefragter Workshopleiter. Die Liste seiner Kunden ist gefüllt mit großen Fashion-Unternehmen und gestandenen Designern – die lernen müssen zu drapieren? „Sie haben längst vergessen, was Handwerk ist. Sie sind unfreiwillig ein Teil des Computers geworden und spüren das auch.“ In den Workshops saugen sie handwerkliches Gestalten förmlich auf. Ebenso weltweit gefragt sind Tamotsu Kondos Schneiderpuppen, die den Titel „spur“ tragen. Die Spur, die jemand hinterlässt, eine Wegmarke, ist im Japanischen ein Lehnwort und wir genauso ausgesprochen und genutzt wie im Deutschen. Zehn Jahre lang hat Kondo 400 Menschen vermessen. Mit Stoff und Papier hat er Kopien der Körper erstellt. Denn es geht nicht so sehr um genaue Millimeter, sondern vor allem um Proportionen und die Silhouette. Seine Puppen sind einzigartig, weil sie eine Kopie des Körpers darstellen. Sie werden in Japan in reiner Handarbeit produziert. 4000 Stück sind es bereits, die auf der ganzen Welt in etablierten Designstudios zu sehen sind.
Tamotsu Kondos starker Praxisbezug ist ideal für die Pforzheimer Fakultät für Gestaltung. In der Lehre des Experimentellen Gestaltens wird er eine Spur hinterlassen: Er wird Hand und Emotion mit den digitalen Arbeitsweisen verweben. Denn das ist die Zukunft.