Professor Bernhard Jablonski 5. August 1924 – 6. Januar 2023
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Schaffens-Willens-Mensch mit großen Visionen: Die Fakultät für Gestaltung trauert um ihren ehemaligen Kollegen Professor Bernhard Jablonski
5. August 1924 – 6. Januar 2023
Bernhard Jablonski war Künstler, Bildhauer, Fotograf, Architekt und Innenraumgestalter. Als Bernhard Jablonski 1963 an die Hochschule kam, war er schon ein allseits bekannter Bildhauer und Gestalter. Am 1. Oktober 1963 erhielt er seine Anstellung als Leiter der Klasse für Formgestaltung an der Kunst & Werkschule Pforzheim. Kurz darauf wurde bereits sichtbar, welch wichtigen Einfluss der neue Leiter für die Ausrichtung der Kunst & Werkschule nehmen wird, es gab gleich eine Goldmedaille bei der 1. Industrie-Design Biennale 1964 in Lubljana.
Die akademischen Positionen unterschieden sich damals zu den heutigen. So wurde Bernhard Jablsonski zunächst zum Studienrat auf Probe ernannt, danach zum Oberstudienrat. Darauf folgte die Amtsbezeichnung Dozent und im März 1971 dann die Ernennung zum Professor. Ein Jahr später war Bernhard Jablonski der Fachbereichsleiter Industrie-Design der dann so bezeichneten Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim. Zum Rektor der Fachhochschule für Gestaltung wurde er am 1. April 1979 ernannt. Dieses Amt füllte er – nach einer Wiederwahl 1981 – bis zum 1. Februar 1985 aus, also bis er in den Ruhestand ging.
Dies sind biografische Zahlen, die belegbar sind. Was Bernhard Jablonski in dieser Zeit jedoch wirklich bewegt hat, ist viel mehr. Und wir können es nur erahnen. In einer Zeit, in der die Kunst & Werkschule sehr handwerklich aufgebaut war, mit kleinen Klassen, als städtische Einrichtung noch mit der Goldschmiedeschule integriert, brachte der zukünftige Professor und Rektor Jablonski den internationalen Blick auf das Ganze mit. Die Kunst & Werkschule bestand zum Großteil aus dem Bereich Schmuck, und daneben gab es auch schon den Studiengang Mode. Als renommierter Produkt- und Industrie Designer war er an die Kunst & Werkschule geholt worden, um das aufzubauen, was Anfang der 1960er Jahre eine bundesweite Tendenz war: An Werk- und Kunstschulen sollten Klassen für „Formgestaltung“ aufgebaut werden, die Vorgänger des Industrie Designs. Und so hatte Bernhard Jablonski auch einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Studiengangs Industrie Design, heute Industrial Design genannt.
Das reichte ihm aber nicht, er baute Vorhandenes aus und neue Studiengänge auf. Es gelang ihm, mit dem bekannten Modedesigner Heinz Oestergaard zum ersten Mal einen Professor mit internationalem Ruf in die Mode zu bringen und somit den Studiengang sehr schnell bekannt zu machen. Schritt für Schritt kamen auch neue Studiengänge hinzu. Die ersten grafischen Arbeiten fanden immer noch unter dem Dach von Schmuck statt, Gravieren von Pokalen zum Beispiel. Dies änderte sich, als Bernhard Jablonski im Zusammenspiel mit dem Kollegen Werner Weißbrodt die erste Abschlussarbeit, eine Arbeit der Oberflächenbearbeitung und des Gravierens, als eine Grafik Design-Abschlussarbeit anmeldete. Damit legte er den Grundstein für den heute wichtigen und großen Studiengang Visuelle Kommunikation.
Als seinen größten Erfolg sah er aber an, dass er den Studiengang Kraftfahrzeug Design, heute Transportation Design gründete und somit einen Studiengang in Pforzheim etablierte, den es bisher nur einmal in Pasadena und einmal in London gab. Der langfristige Erfolg dieses Studiengangs bis heute gibt ihm recht.
In seinen Vorlesungen und Projektarbeiten war die Präsentation der Prozesse, der Funktionen und des finalen Produkts enorm wichtig. Damit brachte er die Aspekte Marketing, Vertrieb und Kreativwirtschaft schon damals ein, die bis heute wichtige Säulen im Studium sind. Verantwortlich für die Haushaltsgeräte bei Bosch schaffte er es auch, eine Verbindung zwischen Bosch und der Hochschule herzustellen. Mit Studierenden arbeitete er z.B. an dem Projekt einer neuen Kaffeemaschine, die auf ein ganz anderes Mahlwerk aufgebaut wurde, dem Kegelmahlwerk. Das war eine Erfolgsgeschichte für Bosch, für die Hochschule und für Professor Jablonski – und sie war vorbildlich für die Ausrichtung von Hochschulen bis heute. Weniger bekannt dürfte sein, dass er auch für die erste Schaufensterpuppen-Gestaltung in den 1950er Jahren in Zusammenarbeit mit Käthe Kruse verantwortlich war.
In einem Interview vor zwei Jahren beeindruckte er mit seinen klaren und präzisen Aussagen: Das Leben besteht sehr aus der Summe der Kleinigkeiten. Deshalb war ihm jede Kleinigkeit immer wichtig. Wir bauen nicht das Gerät des Gerätes wegen, sondern damit es dem Menschen dient. – Und es muss leicht bedienbar sein. Und zur Motivation, den Studiengang Fahrzeug Design bei uns zu etablieren, sagte er: Beim Auto hat damals einfach nichts richtig funktioniert, bis auf den Motor. Und das war der Ansporn, diesen Studiengang zusammen mit der Fahrzeug-Industrie ins Leben zu rufen. Zahlreiche seiner Geräte und Produkte sind in der Kategorie „Design Excellenz“ im World Design Guide gelistet.
Bernhard Jablonski hatte Weitsicht und ein Gespür für die Verbindung von Design und Technik und legte somit den Grundstein für das Renommee der heutigen Fakultät für Gestaltung. Beim Abschied in den Ruhestand pflanzte das Kollegium am 8. Mai 1985 einen Baum am Eingang zum Studiengang Transportation Design in der Eutinger Straße. Heute ist daraus ein staatlicher Baum geworden, mit einer kleinen Tafel, die an den ehemaligen Rektor erinnert. Es handelt sich um eine kaukasische Flügelnuss – schlicht, kraftvoll und stolz.
Das gesamte Kollegium der Fakultät für Gestaltung sagt DANKE Professor Jablonski.