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PRAXISLUFT: Hinter den Kulissen des SWR

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Erstsemester des MCCM lernen durch eine Exkursion den SWR in Baden-Baden kennen und sorgen in der Sendungsaufzeichnung für kräftigen Applaus.

Vor der blau schattierten Weltkarte steht der Nachrichtensprecher – umgeben von 23 Nachrichtensprecherinnen. Was sich wie ein skurriles Experiment der Tagesschau anhört, ist stattdessen Bestandteil unserer Exkursion zum Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden. Als Nachrichtensprecher war bisher noch keiner von uns Studierenden des ersten Semesters des MCCM tätig gewesen. Den ungewohnten Schritt vor den Greenscreen wagen die ersten etwas zögerlich, bald schließt sich der Rest der Gruppe jedoch beherzt an. Hinter uns strahlt nun die grüne Leinwand, in den zwei Bildschirmen vor uns ist an ihrer Stelle auf magische Weise die Weltkarte zu sehen. In diesem Studio werden für gewöhnlich Kommentare aufgezeichnet, die in die Tagesschau eingefügt werden.

Hinter einer weiteren massiven Tür verborgen, öffnet sich ein Raum mit meterhoher Decke. An den Wänden hängen großformatige Gemälde, im Hintergrund auf einer Galerie stehen zahlreiche Staffeleien und eine Leiter. Von der Decke baumeln Steckdosenleisten. Der Boden ist fast gänzlich mit einer Leinwand bedeckt, auf der ein noch unfertiges Schloss vor grünen Hügeln entsteht. Umgeben von Farbeimern, Pinseln und Sägen schauen wir zwei Mitarbeiterinnen des SWR im Malsaals dabei über die Schultern, wie sie für eine hölzerne Torte faustgroße rosa Sahnehäubchen mit Glitzer verzieren. Kulissen und Requisiten entstehen hier im eigenen Haus.

„Das ‚Gasthaus Löwen‘ hat ja gar keine Decke!“, wundert sich eine Kommilitonin. Doch damit nicht genug: lässt man den Blick nach oben schweifen, sieht man statt der zu erwartenden massiven Holzdecke ein Gewirr von Kabeln, Kameras, Scheinwerfern und Reflektoren. Wir stehen in der Kulisse der Fernsehserie „Die Fallers“. Hier liegt das Gasthaus Tür an Tür zur Tierarztpraxis der Serie. Die beeindruckenden Umrisse des Schwarzwalds vor den Fenstern stammen lediglich von großen Plakaten – beides kann der Zuschauer vor dem Fernseher nicht erahnen. Auch der Boden ist eine perfekte Täuschung: was nach hölzernem Dielenboden ganz im Stil des Schwarzwalds aussieht, ist in Wirklichkeit eine aalglatte Oberfläche. Schließlich sollen die Kameras geräuschlos über den Boden rollen können.

Nun beginnt das Highlight unseres Besuchs: die Aufzeichnung der Rate-Show „Ich trage einen großen Namen“. Nach einer kleinen Begrüßung durch die neue Moderatorin Julia Westlake erklingt auch schon die Stimme des Regisseurs durch die Lautsprecher des Saals „fünf, vier, drei, zwei, eins“ – und die Aufnahme beginnt. Jede der drei Sendungen folgt einem festen Ablauf: Julia Westlake betritt die Bühne, im Anschluss nimmt der Verwandte der Person mit dem „großen“ Namen Platz. Die drei auf der Bühne sitzenden Prominenten müssen nun über geschlossene Fragen herausfinden, um welchen „großen“ Namen es sich handelt. Sobald dieser erraten ist, beginnt die Moderatorin das Gespräch mit ihrem jeweiligen Gast. Unsere wichtigste Aufgabe während den Aufnahmen ist es, an den richtigen Stellen für Applaus zu sorgen.

Nach zwei Gästen wird eine kurze Pause eingelegt und Julia Westlake betritt in einem neuen Outfit zum zweiten Mal die Bühne: „So, wir sind jetzt alle eine Woche älter geworden“, spielt sie auf die wöchentliche Ausstrahlung der Sendung an. Durch geschickte Fragen an ihre Gäste bekommen wir an diesem Abend sehr persönliche Einblicke in Leben und Ansichten von Persönlichkeiten wie Billy Wilder, Johann Nestroy, Friedrich Hölderlin und Daliah Lavi. Gegen Ende der Aufzeichnungen merken wir langsam, dass sich etwas Müdigkeit anbahnt. Diese bleibt auch dem Regisseur nicht verborgen: „Vielen Dank, dass Sie uns und unsere neue Moderatorin so schön unterstützt haben. Der Kollege, der Sie für gewöhnlich an den richtigen Stellen zu kräftigem Applaus motiviert, konnte heute leider nicht an den Aufzeichnungen teilnehmen. Deshalb möchte ich Sie bitten – auf mein Kommando – noch einmal kräftig zu applaudieren. Und los!“. Da der Regisseur uns zwar ein Start-, jedoch kein Stoppkommando gibt, endet der Abend mit einem kräftigen und langanhaltenden Applaus. Diesen hat sich der SWR durch diesen einzigartigen, transparenten Blick hinter die Kulissen mehr als verdient.

Text von Janna Barth, 1. Semester MCCM