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Klimaschutz – Was bedeutet das für Mobilität und den Industriestandort Deutschland?

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Ringvorlesung an der Hochschule Pforzheim beleuchtet Thema mit hochrangigen Experten

Dr. Ulrich Höpfner.

In einem für die Ringvorlesung neuen Format haben sich am Donnerstag, 28. März 2019, gleich zwei hochkompetente Referenten dieser Frage aus verschiedenen Blickwinkeln genähert und stellten sich in einer anschließenden Diskussionsrunde den Fragen des Publikums.

Den Anfang machte Dr. Ulrich Höpfner, der von 1978 bis 2009 Mitgründer, Vorstand bzw. Geschäftsführer des ifeu - Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg war und die Arbeitsgruppe „Verkehr und Umwelt“ leitete.  Er war unter anderem Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirats der Landesregierung Baden-Württemberg (NBBW) (2002 bis 2012). Höpfner ging in seinem Impulsvortrag auf die Verkehrsemissionen und die notwendige Verkehrswende ein und verdeutlichte zu Beginn, dass das Thema der Veranstaltung aktueller nicht hätte sein können.

Seiner Meinung nach müssten auch und vor allem die CO2-Emissionen des Verkehrsbereichs deutlich gesenkt werden. Dazu seien alle denkbaren Maßnahmen zur Erhöhung der Auslastung, zur Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf öffentliche und umweltfreundliche Verkehrsmittel sowie zur Verkehrsvermeidung erforderlich. Das Ziel von einer Reduktion der Verkehrsemissionen um 40 Prozent bis 2030 hält er aber vor dem Hintergrund der bisherigen Entwicklungen im Verkehrsbereich (minus fünf Prozent) für äußerst anspruchsvoll. Eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen im Verkehr könne nur über den massiven Einsatz erneuerbarer Energien erreicht werden. Im Anschluss stellte er kurz die drei grundsätzlichen Möglichkeiten bei der Pkw-Technologie der Zukunft mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen vor: Batterie, Wasserstoff, Power to Liquid (PtL) und Power to Gas (PtG).

Seinen Vortrag schloss er mit der Frage wieviel „Technologieoffenheit“ noch bestehen darf bzw. muss. So fordere insbesondere VW die Abkehr von der Technologieoffenheit und positioniere sich eindeutig zum Batterie-Pkw. Die Begründung liege – so Höpfner – darin, dass der technologische Wandel derart aufwändig ist, dass es einer Bündelung aller Kräfte bedürfe und die bisher halbherzige Haltung zur Elektromobilität beendet werden müsse. Klar ist laut Höpfner, dass ein derartiger Wandel den Automobilstandort Baden-Württemberg und Deutschland drastisch verändern und sich auch auf Arbeitsplätze auswirken werde.

Dr. Udo Hartmann.

Weiter ging es mit einem Impulsvortrag von Dr. Udo Hartmann, der bis 2018 Leiter Konzern Umweltschutz & Energiemanagement der Daimler AG sowie unter anderem Co-Vorsitzender des Arbeitsausschusses „Energie und Umwelt des Landesverbandes der Baden-Württembergischen Industrie“ war. Seither arbeitet er als selbständiger Berater auf den Themenfeldern Energie, Umwelt und Nachhaltigkeit.  Er thematisierte in seinem Vortrag die Energiewende und deren Implikationen für den Industriestandort Deutschland.

Hartmann stellte in seinen Vortrag fest, dass die Energiewende als gesamtwirtschaftliche Aufgabe alternativlos sei. Auch wenn Deutschland den selbst gesteckten CO2-Reduktionszielen derzeit deutlich hinterherhinke, könnten sich jedoch die Fortschritte im internationalen Quervergleich mehr als nur sehen lassen. Natürlich müsse der Anspruch sein die Klimaschutzziele einzulösen, aber das Wohl und Weh des globalen Klimaschutzes hänge nur in geringerem Maße davon ab, ob Deutschland mit einem Anteil von rund drei Prozent an den globalen CO2-Emissionen diese Ziele punktgenau erreicht, so Hartmann. Vielmehr sieht er den gewichtigeren Stellhebel Deutschlands darin den Nachweis zu erbringen, dass die Energiewende ökologisch und ökonomisch funktioniert, und CO2-effiziente Technologien zu entwickeln, die dann überall in der Welt eingesetzt werden können. Außerdem müsse die Energiewende so gestaltet sein, dass die deutschen Produktionsstandorte auch bei den Energiekosten im internationalen Wettbewerb bestehen können. Momentan seien die Energiepreise für die Unternehmen kaum planbar. Andere Länder hätten weitaus geringere Energiekosten haben. Das führe dazu, dass einige energieintensive Produktionsanlagen aus Deutschland verlagert werden, was aber unter dem Strich dem globalen Klimaschutz nicht helfe. Ein massives strukturelles Defizit sieht er außerdem darin, dass in der bisherigen Förderpolitik für regenerativen Strom das Augenmerk fast ausschließlich auf der gelieferten Energiemenge liege, nicht aber, wie gut sich diese Mengen in die Bedarfskurven einpassen. Seiner Meinung nach sei es ungewiss, ob die Versorgungssicherheit in Süddeutschland 2025 nach der Abschaltung der Atomkraftwerke und des politisch beschlossenen Kohleausstiegs gewährleistet ist.

Hartmann schloss seinen Vortrag mit der Feststellung, dass Handlungsbedarf beim Management der Energiewende bestehe, diese müsse vor allem im Hinblick auf Versorgungssicherheit und Kosten technisch stringenter geplant und konsequent nach wirtschaftlichen Kriterien bewertet werden.

Im Anschluss beantworteten die beiden Referenten in einer Diskussionsrunde, die von Professor Mario Schmidt moderiert wurde, die Fragen aus dem Publikum. So interessierten sich die Zuhörer unter anderem für die Ökobilanz eines Batterie-Pkws und die dafür notwendige Infrastruktur. Auch die alternativen Konzepte Brennstoffzelle oder Power to Liquid wurden in der Diskussion thematisiert. Natürlich wurden aber auch kritische Fragen zur aktuellen Diskussion um die Stickoxidemissionen gestellt und wie es gelingen konnte, hier über so lange Zeit zu betrügen.

Dr. Udo Hartmann in der Diskussion mit Dr. Ulrich Höpfner und Prof. Mario Schmidt (v.r.n.l.).