Hochschule Pforzheim auf internationaler Konferenz zur Fahrradsicherheit vertreten
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HS PF meets Japan: Die diesjährige International Cycling Safety Conference (ICSC), eines der weltweit bedeutendsten Foren für Forschung zur Sicherheit im Radverkehr, hat erstmals in Asien stattgefunden. Die Konferenz, die vor über zehn Jahren an der TU Delft in den Niederlanden ins Leben gerufen wurde, versammelte vom 3. bis 5. November rund 150 Expert*innen aus 24 Ländern in der Stadt Imabari auf der japanischen Insel Shikoku. Auch die Hochschule Pforzheim war durch Professor Dr. Jürgen Wrede vom Institute for Smart Bicycle Technology (ISBT) vertreten.
Die Wahl des Konferenzortes war kein Zufall: Imabari ist Ausgangspunkt des berühmten Radwegs „Shimanami Kaido“, der sich über eine Strecke von 80 Kilometern, sechs spektakuläre Brücken und zahlreiche Inseln bis nach Onomichi auf der Hauptinsel Honshu erstreckt. Diese beeindruckende Kulisse unterstrich die zentrale Botschaft der Veranstaltung: Sichere Infrastruktur ist ein Schlüssel zur Förderung des Radverkehrs.
Während der dreitägigen Konferenz tauschten die Teilnehmenden in Vorträgen und Präsentationen neueste Erkenntnisse zu Unfallvermeidung, Sicherheitstechnologien und Infrastrukturplanung aus. Professor Jürgen Wrede stellte dabei zwei Forschungsprojekte vor, die mit Beteiligung von Studierenden der Hochschule Pforzheim entwickelt wurden. Zum einen präsentierte er den in das Steuerrohr eines Pedelecs integrierten Lenkmomentsensor, der die Entwicklung von Stabilitäts- und Assistenzsystemen unterstützt. Zudem hatte er Simulationen zur sogenannten Kombibremse für Fahrräder und Pedelecs im Gepäck. Anders als herkömmliche Bremsen betätigt die Kombibremse Vorder- und Hinterrad gleichzeitig und sorgt durch optimierte Bremskraftverteilung für eine kürzere Bremsstrecke und verhindert so, dass das Hinterrad schnell blockiert. Simulationen zeigen, dass bei einem Trekkingrad der Bremsweg aus einer Geschwindigkeit von 20 km/h von 9,4 Metern mit der herkömmlichen Hinterradbremse auf 6,7 Meter mit einer optimalen Bremskraftverteilung reduziert werden kann.
Ein Höhepunkt der Konferenz war die Keynote der Expertin Sara Stace vom Weltradsportverband, die den Zusammenhang zwischen Radverkehrssicherheit und einer nachhaltigen Verkehrswende hervorhob. Sicherheit, so Stace, sei eine zentrale Voraussetzung für die Bereitschaft, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen. Neben dem fachlichen Austausch war auch das Knüpfen neuer Kontakte zu internationalen Forschungs- und Industriepartnern ein wichtiger Aspekt der Konferenz.
Nach Abschluss der Tagung nutzte Professor Wrede die Gelegenheit, den „Shimanami Kaido“ selbst zu erkunden. Mit einem Leihfahrrad legte er die 80 Kilometer von Imabari nach Onomichi sowie umgekehrt zurück. Obwohl das Rad weder einen Gepäckträger noch elektrische Unterstützung hatte, sei die Strecke ein beeindruckendes Erlebnis gewesen. „Die Fahrt über die spektakulären Brücken, durch Orangenplantagen und entlang der Meereslandschaft war eine einzigartige Erfahrung. Dieses Konzept zeigt, wie attraktiv und sicher Radfahren gestaltet werden kann – auch für längere Strecken. Solche Ideen sind eine wertvolle Inspiration für unsere Arbeit,“ so Wrede.
Die Teilnahme an der ICSC 2024 unterstreicht die internationale Vernetzung des ISBT und das Engagement der Hochschule Pforzheim in der Forschung für sichere und innovative Fahrradtechnologien.