Erfolgreiche Kooperation zwischen IHK, Industrie und Hochschule
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Innovationsnetzwerk „Digitale Zukunft der Automatisierung" besucht Schroff GmbH in Straubenhardt
Vertreter des Innovationsnetzwerks „Digitale Zukunft der Automatisierung“ sind am Mittwoch, 16. Januar 2019, im Nordschwarzwald zusammengekommen. Das erste Treffen im neuen Jahr führte die Unternehmer der Region zur Schroff GmbH, einem Gehäusehersteller, in Straubenhardt.
Hier erhielten die Besucher einen Einblick in die Produktion des Unternehmens und tauschten sich im Anschluss über Herausforderungen und Chancen der Optimierung in Zeiten von Industrie 4.0 aus. Das im September 2017 unter dem Dach der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald (IHK) und unter der inhaltlichen Leitung der Hochschule Pforzheim (HS PF) gegründete Kooperationsbündnis bearbeitet in Form regelmäßiger Workshops, Firmenbesichtigungen und Forschungsprojekte „große Fragen in Zeiten von Industrie 4.0 im kleinen Kreis der regionalen Industrie“, fasst Professor Dr.-Ing. Guido Sand, Experte für Automatisierungstechnik an der Pforzheimer Fakultät für Technik, zusammen. Ein Netzwerk mit Erfolg: Die Zahl der Mitgliedsunternehmen stieg im ersten Jahr von fünf auf neun, Formate des Austauschs mit der Hochschule Pforzheim etablieren sich, die Optimierung von Anlagen und Prozessen durch Automatisierung verspricht den Netzwerkern langfristig Wettbewerbsfähigkeit.
„Vernetzung, digitale Zwillinge, autonome Systeme – die rasante technologische Entwicklung ist ein Schlüsselthema für die Zukunft der Wirtschaft. Die Unternehmen haben hier einen erheblichen Wissens- und Fachkräftebedarf – diesem Bedarf begegnet das Innovationsnetzwerk ‚Digitale Zukunft der Automatisierung‘“, so IHK-Geschäftsführer Markus Wexel. „Ziel ist es, im Austausch mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) der Region Orientierungs- und Anwendungswissen entlang konkreter Fragestellungen zu generieren. Der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wirkt in der Region Nordschwarzwald als Innovationsmotor im Bereich industrieller Digitalisierung“, so Guido Sand.
Was treibt „die Kollegen“? Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Welche Lösungen sind vielversprechend? Hierüber tauschten sich Vertreter der Mitgliedsunternehmen Eucrea Industrieservice GmbH, Gerweck GmbH, ib Company GmbH/Stadtwerke Pforzheim, KOCH Pac-Systeme GmbH, KOLEKTOR Conttek GmbH, Schroff GmbH, Renner GmbH, STÖBER ANTRIEBSTECHNIK GmbH & Co. KG sowie UF automation GmbH bei verschiedenen Arbeitstreffen an der Hochschule Pforzheim aus. Auf die einführenden Grundlagen im Herbst und Winter 2017 folgten Ortstermine bei den Anwendern: Nach der Renner GmbH aus Maulbronn im Juli 2018 und der STÖBER ANTRIEBSTECHNIKGmbH & Co. KG aus Pforzheim im Oktober 2018 öffnete nun die Schroff GmbH ihre Türen für die Netzwerker. Der Hersteller von Baugruppenträgern, Gehäusen, Schränken und vormontierten Einschüben für Embedded-Computersysteme für Anwendungen wie beispielsweise in der Telekommunikation, Rechenzentren oder Bahntechnik gehört zum Konzern nVent und ist eine der größten Firmen in der Region Karlsruhe, Pforzheim/Enzkreis.
„Unsere individuellen Gehäuse sind High-End-Produkte mit extrem hoher Fertigungstiefe hinsichtlich ihrer mechanischen Bearbeitung“, so Schroff-Produktionsleiter Dieter Welle. Bis zu 85 Prozent der Produkte entstünden auf Grundlage kundenspezifischer Wünsche und Vorgaben, so der Experte. „Die Herausforderung der Unternehmer: individuell zu produzieren und dabei wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Hier können automatisierungstechnische Prozesse und Maßnahmen nicht nur helfen, sondern sogar zu Umsatzsteigerungen beitragen“, weiß Professor Guido Sand. Dieter Welle nennt ein Beispiel aus der Praxis: „Die zunehmende Digitalisierung erfordert die Verarbeitung großer Datenmengen. Die dazu verwendeten Cloud Speicher werden immer komplexer und schneller mit steigender Verarbeitungsgeschwindigkeit. Darum arbeiten wir ständig an der Weiterentwicklung unserer Aufbausysteme für solche Anwendungen, die unseren Kunden den flexiblen Einsatz von Speicher und Prozessorbaugruppen ermöglichen.“
Nach einer Führung durch die Produktion des Unternehmens informierte Guido Sand über weitere Digital-Initiativen der Hochschule Pforzheim: Am Donnerstag, 17. Januar 2019, fand im IHK-Haus Pforzheim die Auftaktveranstaltung zum Projekt „Weißbuch: Autonomisierung der Produktion“ statt. Unter wissenschaftlicher Federführung der Pforzheimer Fakultät für Technik soll hier eine von IHK und Unternehmern erarbeitete Schrift zu Technologien, Chancen, Risiken und gemeinsamen Handlungsempfehlungen entstehen, „die mittelständische Unternehmen fit für den rasanten technologischen Wandel macht“, so Guido Sand. Das Weißbuch soll auf Grundlage von praktischen Fallbeispielen und Anforderungen aus Unternehmen der Region entstehen.
Außerdem findet am 9. Mai 2019 an der Hochschule Pforzheim erstmals der „Tag der Automatisierung“ statt. Im Anschluss an „virtuelle Unternehmensexkursionen“ – der Live-Übertragung aus verschiedenen Produktionshallen in den Pforzheimer Hörsaal – laden die Professoren Guido Sand und Mike Barth die Gäste zum fachlichen Austausch ein. Im Dialog mit Studierenden und Professoren können Unternehmer sich über mögliche Formen der Kooperation mit den angehenden Ingenieurinnen und Ingenieuren der Pforzheimer Fakultät für Technik austauschen. „In den vergangenen Monaten konnten wir unsere Studierenden im Rahmen von Projekt- und Abschlussarbeiten, Praktika oder Werkstudententätigkeiten erfolgreich mit den Mitgliedsunternehmen vernetzen“, beschreibt der Pforzheimer Professor die Win-Win-Situation für beide Seiten.
Hintergrund: Industrie 4.0
Jeder industriellen Revolution liegt ein Fortschritt in der Produktion durch eine bestimmte Technologie zugrunde: Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung. Der Begriff Industrie 4.0 beschreibt die vierte industrielle Revolution basierend auf digitalen Technologien: Vernetzung, Virtualisierung, Künstliche Intelligenz, Optimierung – zusammengefasst als Cyber-Physische Systeme (CPS). CPS sind technische Systeme mit einem digitalen Schatten, der den Entwurf, Bau und Betrieb sowie die Optimierung oder Wartung vereinfacht. Durch selbstoptimierende Produktion und Anlagenstruktur sowie die Automatisierung kognitiver Tätigkeiten (erkennen, verstehen, planen, entscheiden) sollen so individuelle Produkte zum Preis von Massenprodukten entstehen können.