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Double Degree an der UGM in Yogyakarta, Indonesien - Ein Erfahrungsbericht

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Strand Indonesien Drohne

Im Rahmen meines International Business-Studiums habe ich, Oliver Wohlleb, mein fünftes und sechstes Semester an der Universitas Gadjah Mada (UGM) in Yogyakarta in Indonesien verbracht, um ein Double Degree zu erhalten.

Studium und Kurse an der UGM

Indonesien Haus innen

Zu Beginn des Studiums in Indonesien muss man eine Spezialisierung wählen, entweder Management oder Accounting. Ich habe mich für die Management-Spezialisierung entschieden, da sie mir von vorherigen Double Degree Studierenden empfohlen wurde und mich persönlich auch am ehesten angesprochen hat.

Anders als normale Exchange Students (u.a. ebenfalls von der HS Pforzheim) konnte ich als Double Degree-Student an der UGM meine Kurse nicht komplett frei wählen. Die meisten Kurse waren vorgegeben, ein paar Kurse konnte ich aber auch selbst auswählen. Allerdings hatte ich hier nicht die gleiche Auswahl wie meine Freund:innen, sondern war auf die Kurse ab dem sechsten Semester der UGM beschränkt. Alle Kurse, die ich belegt habe, hatten 3 Credits, was ungefähr 4,5 ECTS entspricht. Ich habe beispielsweise die Kurse Business Ethics, Global Marketing, Organizational Behaviour, Entrepreneurship und Project Management belegt. Anders als in Pforzheim hat man jeden Kurs nur einmal pro Woche, dafür aber 2.5h am Stück und nicht wie in Pforzheim in 90-minütigen Blöcken.

Der Aufbau eines Semesters ist ähnlich wie in Pforzheim, allerdings gibt es auch wesentliche Unterschiede. Einer dieser Unterschiede ist, dass das Semester in zwei Hälften aufgeteilt ist: man hat sieben Wochen Vorlesungen, anschließend zwei Wochen Mid-Term Exams, danach nochmal sieben Wochen Vorlesungen und am Schluss zwei Wochen Final Exams. Es ist nicht unüblich, dass die Professor:innen nach der Hälfte des Semesters wechseln und man die zweite Hälfte von anderen Professor:innen unterrichtet wird.
Die Klausuren werden nur über die Themen geschrieben, die in den vorherigen sieben Wochen behandelt wurden. Die Art der Klausuren hängt sehr stark von den Professor:innen ab. Manche Klausuren sind Open Book (meistens am Laptop mit Internetzugang, teilweise aber auch paper based mit selbst erstellten, ausgedruckten Zusammenfassungen), manche wiederum sind Closed Book (am Laptop oder paper based). Einige Professor:innen entscheiden sich auch dazu, keine Klausur zu schreiben und dafür eine Hausarbeit (individuell oder in Gruppenarbeit) verfassen zu lassen. Manche Klausuren waren Take Home Exams, man konnte sie also von zuhause oder einem Café aus bearbeiten.

Landschaft Indonesien Drohne

Neben den beiden Klausuren fließen auch noch weitere Leistungen in die finale Note mit ein. In manchen Kursen gibt es wöchentliche Quizzes, zudem bekommt man meistens wöchentliche Assignments/Case Studies (individuell oder in Gruppenarbeit). Hinzu kommen Präsentationen, in manchen Kursen einmal im halben Semester, in anderen wiederum nur einmal im ganzen Semester oder aber auch mehrfach im Semester. Die mündliche Mitarbeit wird meistens mit 10% gewichtet. Oft haben die Professor:innen eigene „Grader“ (Studierende, die im Zimmer sitzen und die Mitarbeit der anderen Studierenden benoten, meistens aber mehr Wert auf Quantität als auf Qualität legen).

In allen Kursen besteht Anwesenheitspflicht, allerdings muss man nur zu 75% anwesend sein (entspricht etwa 11 Vorlesungen pro Kurs), die anderen 25% (ca. drei Vorlesungen pro Kurs) sind für unvorhersehbare Ereignisse gedacht, beispielsweise wenn man einen Unfall hat oder verschläft.
Die Vorlesungen finden nach dem Motto „Student Centered Learning“ statt. Typischerweise wird die Vorlesung mit einer Gruppenpräsentation gestartet und anschließend findet eine Diskussion über das präsentierte Thema statt, die von den Studierenden geführt wird.

Negativ aufgefallen ist mir, dass die meisten Professor:innen unterschiedliche Learning Tools verwenden. Manche verwenden die Plattform „Simaster“, um all ihre Lernmaterialien und Aufgaben hochzuladen, andere verwenden „E-Lok“, während wiederum andere „Google Classroom“ verwenden. Andere Professoren verwenden gar keine Online Learning Tools und verteilen ihre Lernmaterialien als ausgedruckte Dokumente. Dieses unübersichtliche System hat es vor allem am Anfang sehr schwer gemacht, einen Überblick zu bekommen.

Landschaft Indonesien Strand

Alles in allem lässt sich sagen, dass diese Abwechslung zu den deutschen Unterrichtsmethoden eine echte Bereicherung sein kann, wenn man sich wirklich Mühe gibt und beispielsweise die Assignments und Präsentationen gewissenhaft ausarbeitet und in der Vorlesung aktiv mitarbeitet.
Anfangs kann einem die Workload sehr hoch vorkommen, allerdings merkt man, dass man im Laufe der Zeit ein System entwickelt und Aufgaben effizienter abarbeiten kann. Durch das kontinuierliche Befassen mit den Vorlesungsmaterialien und -inhalten hat man vor den Klausuren weniger Mühe, den ganzen Stoff zu lernen. Man kann auf das Wissen zurückgreifen, das man sich während des Semesters angeeignet hat. Somit ist die Klausurenphase nicht ganz so stressig wie in Pforzheim. Die Notengebung ist größtenteils fair und man kann sagen, man recht leicht gute Noten erzielen kann, wenn man sich über das Semester hinweg immer wieder mit den Themen beschäftigt.

An der UGM gibt es einen Dresscode, der von Fakultät zu Fakultät variiert. An der FEB (Fakultät für Wirtschaft) gab es die Regel, dass man lange Hosen und ein Oberteil mit Kragen tragen muss. Das kann aber auch ein Sommerhemd aus dem letzten Bali-Urlaub sein, das wird nicht wirklich streng genommen. Andere Fakultäten haben teilweise einheitliche Uniformen, manch andere wiederum haben gar keinen Dresscode. Die Männer der Masterstudiengänge der FEB müssen einen Anzug mit Krawatte tragen, die Frauen lange Kleider oder Hosen mit Hemd oder Bluse.

Kontakt zu anderen Internationals und Einheimischen

Pool Indonesien

Zu Beginn des Semesters bekommt man im Normalfall zwei Buddys zugeteilt, die einem beim Einleben in Indonesien/Yogyakarta sowie bei jeglichen organisatorischen Themen (beispielsweise an der Uni) behilflich sind. Der Kontakt zu den Buddys kann auch der erste Schritt in Richtung einer Freundschaft mit den einheimischen Studierenden sein. Man kann sich nach der Uni in einer der zahlreichen Cafeterien auf dem riesigen Universitätsgelände treffen, in ein Café gehen oder sich in der Freizeit verabreden.

Da unsere Kurse alle auf Englisch waren, hatten wir alle Vorlesungen mit den einheimischen Studierenden, die im International Undergraduate Program (IUP) studieren. Denn deren gesamtes Studium ist auf Englisch und somit sprechen die allermeisten Kommiliton:innen sehr gut Englisch, sodass die Sprachbarriere sehr gering ist. Außerhalb des IUP sprechen ebenfalls viele Studierende Englisch, allerdings meist nicht so gut wie die IUP-Studierenden. Ich habe viele Studierende als sehr offen und interessiert kennengelernt. Allerdings gibt es meiner Meinung nach zwei Kategorien an einheimischen Studierenden: Die, die offen auf einen zugehen und aktiv Kontakt suchen und die, die noch nie ein Wort mit den Exchange Students gesprochen haben. In Gruppenarbeiten werden die Exchange Students meist mit IUP-Studierenden gemischt, wodurch man gut Kontakte knüpfen kann. Man kann Glück haben und ist mit motivierten Indonesier:innen, die ihre Arbeit gewissenhaft und frühzeitig fertigstellen, in der Gruppe, oder Pech und muss mit Studierenden zusammenarbeiten, die ihre Arbeit kurz vor knapp und mehr schlecht als recht erledigen, was teilweise sehr frustrierend sein kann. Ehrlich gesagt trifft das aber auch auf manche Exchange Students zu.

Mit anderen International Students kommt man sehr schnell in Kontakt. Zu Beginn des Semesters wird normalerweise eine WhatsApp-Gruppe erstellt, über die viele Events in Yogyakarta organisiert und verkündet werden. Da man viele verschiedene Kurse belegt, hat man normalerweise auch mit vielen verschiedenen Internationals zu tun, sodass man auch hier sehr gut und schnell Kontakte knüpfen kann. Die meisten internationalen Studierenden wohnen in größeren Häusern (5-12 Mitbewohner pro Haus), sodass man sowieso nie alleine ist und meistens findet an jedem Wochenende in einem der Häuser eine Party statt.

Organisation an der Universität

Haus Indonesien

Die Organisation an der Universität ist meiner Meinung nach leider einer der größten Minuspunkte. Nachdem ich bereits mehrere Wochen in Indonesien studiert hatte, kamen die Mitarbeiter des Academic Office zu mir und meinten, ich müsse statt der geplanten zwei Wochen Community Service nun sieben Wochen Community Service absolvieren. Somit hätte ich statt sechs Wochen Ferien nur eine Woche Ferien gehabt. Glücklicherweise konnte dies aber mithilfe der HS Pforzheim abgewendet werden.
Hinzu kamen weitere Informationen, die sehr kurzfristig verkündet wurden. Somit kann einem die Organisation an der Universität sehr viel Geduld abverlangen.

Der Community Service an sich soll dazu dienen, weniger wohlhabenden Communities in ganz Indonesien dabei zu helfen, nachhaltig Wohlstand zu schaffen, indem Touristenattraktionen erbaut oder ausgebaut werden, Mülltrennung, -recycling und -entsorgung implementiert und Bildung vermittelt werden. An sich eine tolle Idee, allerdings ist die Umsetzung vor allem für internationale Studierende (nur Doppeldiplomstudierende müssen den Community Service absolvieren) schlecht geplant. Für zwei Wochen ziehen die Studierenden in ein Haus mit einfachsten Verhältnissen, d.h. ein Loch im Boden als Toilette und ein Eimer mit Wasser als Dusche. Da die Indonesier:innen in den abgelegenen Kommunen wenig bis gar kein Englisch sprechen und aufgrund der mangelhaften Kommunikation von Seiten der Universität, konnten wir leider nicht viel zum Community Service beitragen, sodass wir keinen Mehrwert für das Projekt gesehen haben.
Das einzig wertvolle in diesen zwei Wochen war, dass wir einen ungefilterten Einblick bekommen haben, wie die weniger bis gar nicht wohlhabenden Indonesier:innen leben und welche Privilegien wir in Deutschland haben.

Yogyakarta als Studienstandort

Wasserfall Indonesien

Yogyakarta ist eine Stadt mit ungefähr 400.000 Einwohnern und liegt auf der bevölkerungsreichsten Insel Indonesiens, Java. Die Universitas Gadjah Mada (UGM) in Yogyakarta genießt landesweit einen sehr guten Ruf und egal auf welcher Insel wir mit Einheimischen geredet haben, die UGM war allen ein Begriff und alle entgegneten uns sofort mit „ohh good University!“.

Yogyakarta, kurz Yogya or Jogja, ist eine sehr überschaubare Stadt, alles ist innerhalb von 10 bis 30 Minuten mit dem Roller erreichbar. Generell ist der Roller eines der am weitesten verbreiteten Fortbewegungsmittel. Öffentliche Verkehrsmittel sind in Yogya und generell in Indonesien eher selten, Java ist in Indonesien die einzige Insel mit einem Zugnetz, das überraschenderweise viel zuverlässiger und pünktlicher ist als die Deutsche Bahn.

Es gibt sehr viele Cafés, die vor allem nachmittags der Place to be für alle Studierenden sind. Sie sind ein guter Rückzugsort, um Assignments für die Uni zu erledigen, für Klausuren zu lernen oder einfach Freunde auf einen Kaffee zu treffen.
In der Stadt gibt es mehrere Shopping Malls, wo man vor allem westliche Marken zu westlichen Preisen findet. Es gibt aber auch viele kleine Straßenstände, an denen man billige Kleidung, Schuhe und vor allem auch Essen kaufen kann.

Die meisten International Students wohnen in Shared Houses, meistens von den Vermietern Ganda oder Sari vermietet. Die Häuser haben normalerweise einen Pool und sind relativ gut ausgestattet, im Preis von knapp 200-250€ ist normalerweise auch ein Housekeeping Service enthalten. Heißt, dass alle öffentlichen Räume und auch die privaten Zimmer alle zwei Wochen gereinigt werden. Allerdings muss man erwähnen, dass die Hygienestandards nicht die gleichen sind wie bei uns. Was vor Ort also „sauber“ ist, entspricht nicht unbedingt den Vorstellungen von uns Deutschen. Die Küche ist in den meisten Häusern offen, befindet sich also außerhalb des Hauses. Ich persönlich habe sehr oft gekocht und mich mit der doch sehr spärlich eingerichteten und nicht unbedingt sauberen Küche abgefunden. Andere haben allerdings kein einziges mal in dem halben oder ganzen Jahr gekocht. Selbst kochen ist auch nicht unbedingt notwendig, da man für sehr wenig Geld außerhalb essen kann, sei es in Warungs (kleinen Restaurants, 2-3€), an Straßenständen (1-2€) oder aber auch in westlichen Restaurants (5-10€). Ebenfalls kann man sich über verschiedene Apps Essen liefern lassen. Als Vegetarier war das Leben in Indonesien aber ein weniger schwieriger, da es wenige vegetarische Gerichte gibt und die Menschen dort nicht unbedingt verstehen, was vegetarische oder vegane Ernährung ist.

Generell war ich mit dem Leben in Yogyakarta sehr zufrieden. Es gibt viele verschiedene Ausflugsmöglichkeiten, viele Cafés und andere Orte, um Freunde zu treffen und obwohl es eine sehr hektische Stadt mit viel Verkehr ist, ist sie doch recht überschaubar und alles ist in erreichbarer Nähe.

Indonesien als Land

Schildkröte Indonesien

Indonesien ist ein vielseitiges, wunderschönes, abwechslungsreiches, aufregendes und abenteuerliches Land. Es liegt auf dem sogenannten „Ring of Fire“, bekannt für die vielen Erdbeben und Vulkane. Yogyakarta liegt am Fuße des Vulkans Merapi, einem der aktivsten Vulkane des ganzen Landes. Während meines Aufenthaltes kam es zu einem kleinen Ausbruch des Vulkans, was für uns erst ein Schock war, für die allermeisten Einheimischen ist das aber völlig normal und gehört zum Leben in Yogya dazu. Ebenso gab es in meiner Zeit in Indonesien mehrere Erdbeben, wovon die allermeisten aber eher harmlos waren.

Indonesien liegt etwa auf Höhe des Äquators, sodass ganzjährig tropische Temperaturen um die 30°C herrschen. Zudem gibt es nur zwei Jahreszeiten: die Trockenzeit von ca. April bis Oktober und die Regenzeit von ca. Oktober bis April. Die Regenzeit kann sehr intensiv werden mit schauerartigen Regengüssen, die teilweise nur kurz, teilweise aber auch mehrere Stunden andauern. Während der Regenzeit ist es sehr schwierig, Ausflüge zu planen und auch wenn man  mit dem Roller zur Uni fährt, muss man immer einen Regenponcho, ein paar Flipflops und teilweise sogar Ersatzkleidung mitnehmen. Notfalls kann man aber immer ein Taxi nehmen, das für den Weg zur Uni ca. 2€ kostet.

Indonesien ist ein überwiegend muslimisches Land, vor allem Java ist sehr muslimisch geprägt. Dies bedeutet, dass man ab fünf Uhr morgens fünf Mal am Tag Gebete über die Lautsprecher der Moscheen hört. Wenn man also einen leichten Schlaf hat, sollte man an Ohrstöpsel denken.

Kulturell gesehen ist Indonesien unfassbar divers, jede Insel, wovon es in Indonesien knapp 17.000 gibt, hat eigene Kulturen, Sprachen und teilweise auch Religionen. Steigt man für eine Stunde in ein Flugzeug, kann es sein, dass man in einer völlig anderen Welt wieder aussteigt.

Ausflugsmöglichkeiten

Tempel Indonesien

In Yogyakarta und generell in Indonesien gibt es unglaublich viele Ausflugsmöglichkeiten.

Von Yogyakarta sind es mit dem Roller etwa zwei bis drei Stunden zum Meer. Es gibt unfassbar viele Buchten und Strände, die alle einzigartig und  einen Besuch wert sind. Zudem gibt es um Yogya verteilt einige Wasserfälle, Höhlen, Tempel (in der Nähe von Yogya gibt es eine der größten hinduistischen Tempelanlagen der Welt sowie die größte buddhistische Tempelanlage der Welt), Vulkane und vieles mehr. Man kann also problemlos einige Tages- oder sogar Mehrtagesausflüge von Yogya aus unternehmen.

Wenn man dann doch mal ein bisschen weiter weg reisen will, gibt es auch hier endlos viele Möglichkeiten. Die naheliegendste (wenn ich ehrlich bin, für viele auch der ausschlaggebende Punkt, wieso sie nach Indonesien kommen) ist Bali. Bali ist knapp eine Flugstunde entfernt und mit viel Glück kann man für 60-70€ hin- und zurück fliegen. Für die Abenteuerlustigen, Sparfüchse und Umweltbewussten gibt es auch die Option, mit einer Kombination aus Zug (13h), Fähre (1h) und Bus (3h) nach Bali zu reisen, für gerademal 15€ one way.

Yogyakarta hat einen relativ gut angebundenen Flughafen, von welchem aus man zu dutzenden Destinationen in ganz Indonesien fliegen kann. Die Flugpreise für Kurzstrecken sind in Indonesien/Südostasien ein wenig teurer als in Europa, so kosten die meisten Kurzflugstrecken one way mindestens 50€, allerdings ist zumindest in Indonesien normalerweise ein Hand- und Aufgabegepäck im Preis inbegriffen.

Auch wenn die meisten vermutlich zuerst nach Bali reisen, hat Indonesien so viel mehr zu bieten: Tauchen auf den Gili Inseln, Surfen auf Lombok oder in West-Sumbawa, eine mehrtägige Bootstour durch den Komodo Nationalpark, wo man mit ein bisschen Glück mit Walhaien und Mantarochen schwimmen kann, Vulkane besteigen, was man so ziemlich auf jeder Insel machen kann, Orang-Utans im Dschungel von Sumatra oder Borneo bestaunen oder einfach die unfassbar freundlichen Locals kennenlernen und ein Leben abseits des Tourismus und der Zivilisation erleben.

In den großen Semesterferien und auch nach dem zweiten Semester bietet es sich an, durch Südostasien zu reisen. Ich persönlich war auf den Philippinen, in Thailand und Malaysia, viele Freund:innen waren aber auch in Vietnam oder Kambodscha. Die Möglichkeiten sind auch hier unbegrenzt.

Abschließendes Fazit

Walhai Indonesien

Obwohl das Leben in Indonesien und das Studieren an der UGM teilweise mit vielen Challenges verbunden ist, kann ich ein Doppeldiplom fast uneingeschränkt empfehlen. Die Kommunikation mit manchen Professor:innen und der Universität sowie die gesamte Organisation an der UGM lassen zwar leider zu wünschen übrig, allerdings überwiegen die positiven Erfahrungen meiner Meinung nach sehr stark.

Indonesien ist ein Land, an das man sich gewöhnen muss. Es ist laut, trubelig, dreckig (Stichwort Müll in der Natur) und man muss sich vermutlich erstmal ein paar Tage oder sogar Wochen in dem neuen Land und der neuen Kultur einleben und sich vor allem auch an das Essen gewöhnen (nicht wenige meiner Freund:innen hatten in den ersten Tagen Lebensmittelvergiftungen). Allerdings ist es auch ein unfassbar dankbares und schönes Land. Die überwiegende Mehrheit der Menschen ist unfassbar freundlich, jede/r Einheimische freut sich normalerweise, einen Bule (einen weißen Menschen) zu sehen, die Kinder winken einem zu, wenn man mit dem Roller an ihnen vorbei fährt und selbst wenn man die Sprache nicht spricht, kann man sich immer irgendwie mit Händen und Füßen verständigen.

Allgemein würde ich sagen, dass ich das Doppeldiplom in Indonesien am allermeisten für den Perspektivenwechsel empfehlen kann. Indonesien ist ein aufsteigendes Schwellenland und viele Menschen haben die Mentalität, dass sie ihr Land voranbringen und der nächsten Generation Wohlstand verschaffen wollen. Während wir in Deutschland unser Privileg des Wohlstands meist übersehen, wird einem in Indonesien bewusst, was es bedeutet, unter dem Existenzminimum zu leben, sodass man vielmehr zu schätzen weiß, wie gut es einem eigentlich geht.

Das Land ist unfassbar divers, sodass man innerhalb eines Jahres so viele verschiedene Kulturen und Regionen kennenlernen und entdecken kann und somit seinen Horizont enorm erweitert.

Text und Bilder: Oliver Wohlleb (Doppeldiplom in Indonesien im WiSe 22/23 und SoSe 23)