„Das Beste aus beiden Welten vereinen“
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Das Weiterbildungsangebot der Hochschule Pforzheim wird fortlaufend weiterentwickelt. Die Akademie der Hochschule Pforzheim (AHP), die das Programm anbietet, hat sich für die Zukunft viel vorgenommen. Die AHP ist als gemeinnützige GmbH mit ihren Gesellschaftern, der Hochschule Pforzheim und der beiden Fördervereine, über den Struktur- und Entwicklungsplan der Hochschule fest in der Hochschulstrategie verankert. Der Claim „Weiterbildung + Praxistransfer“ steht dafür. Die AHP hat sich mit dem Weiterbildungsprogramm Innovationsmanagement seit dem Start im WS 16/17 erfolgreich entwickelt: Über 700 Einzelzertifikate wurden an ca. 160 Teilnehmer vergeben, 20 Teilnehmer haben den Master (fast) abgeschlossen. Die Teilnehmer kommen aus über 70 Unternehmen, größtenteils aus der Region. Im Gespräch mit HSPF-Pressesprecher Axel Grehl geben AHP-Geschäftsführer Professor Dr. Reinhard Rupp und der neue Weiterbildungs-Studiengangleiter Professor Dr. Sascha Wolf einen Einblick in ihre Arbeit.
Herr Rupp, Sie waren bis zum vergangenen Wintersemester Professor an der HS PF für Finanzen, Controlling und Rechnungswesen. Die Weiterbildung liegt Ihnen aber auch sehr am Herzen …
Rupp: Ja, ganz klar, als Geschäftsführer der AHP wird das auch noch einige Zeit so bleiben. Bisher habe ich auch den Studiengang Strategisches Innovationsmanagement geleitet, da bin ich sehr froh, dass mein Kollege Sascha Wolf sich bereit erklärt hat, einzusteigen und diese Aufgabe fortan übernimmt.
Wolf: Danke Reinhard, das mache ich sehr gern. Ich bin seit 2014 Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim. Jetzt habe ich die Leitung des Weiterbildungs-Masters übernommen. Das passt für mich sehr gut, weil ich die Lehre schon immer geliebt habe und gleichzeitig sehr technikaffin bin. Ich habe schon früh begonnen, mich mit innovativen Lehrmethoden zu beschäftigen und das kann ich hier sehr gut einbringen.
Es ist nicht selbstverständlich, sich an anderer Stelle als dem eigenen Studiengang einzubringen …
Wolf: Für mich war klar, dass ich die angesprochene Verbindung von Lehre und Technik hier ideal vorfinde. Als sich die Chance ergeben hat, in diesem Mix in einem professionellen Umfeld zu arbeiten, habe ich daher nicht lange gezögert. Glücklicherweise muss ich das nicht allein machen, da Reinhard Rupp der Weiterbildung als Geschäftsführer der AHP ja erhalten bleibt.
Klingt nach einem dynamischen Duo – oder wie darf man sich die Zukunft vorstellen?
Rupp: Ich darf mich ein bisschen zurückziehen und in der Rolle der Geschäftsführung mehr in die organisatorischen und kaufmännischen Fragen einbringen und mich mit dem Team auch fürs Marketing einsetzen. Ich finde das ideal, die Aufteilung auf zwei Personen. Du, lieber Sascha, mit der Rolle, verankert in der Hochschule, und ich dann mehr in der Organisation. Damit können wir die Weiterbildung weiter nach vorne bringen, was mir sehr am Herzen liegt.
Warum ist die Hochschule dafür der geeignete Ort?
Rupp: Weil wir als Hochschule für angewandte Wissenschaften das ideale Umfeld dafür haben: Praxiserfahrene Professoren, die mit ihrer Lehre auch Verzahnungen zur Praxis aufrechterhalten. Somit können wir die jungen Nachwuchskräfte in der Wirtschaft auf Augenhöhe ansprechen und weiterbilden.
Wolf: Das kann ich bestätigen. Wir haben es nicht mit jungen Studienanfängern zu tun, sondern bereits mit gestandenen Persönlichkeiten aus der Praxis, die voll im Berufsleben stehen und in den Unternehmen bereits sehr interessante Aufgabenbereiche verantworten. Dadurch habe ich als Lehrender auch immer etwas Wertvolles und Neues daraus mitgenommen. Man erfährt nicht nur Spannendes aus der Praxis, sondern nimmt auch andere Perspektiven wahr, die man in der sonstigen Lehre nicht bekommt. Ich war als Dozent von Anfang an im Weiterbildungsangebot der Hochschule tätig und konnte deshalb auch die Entwicklung der vergangenen Jahre miterleben. Das ist grandios, wie sich das Angebot weiterentwickelt hat. Dafür an Dich, Reinhard, und das ganze AHP-Team ein großes Dankeschön.
Woher kam die Idee des Masters, zudem im Blended-Learning-Format?
Wolf: Ich kann mich noch erinnern, wie die Idee eines Weiterbildungs-Masters im Blended Learning Format bei einer Professorendienstbesprechung diskutiert wurde. Es gab damals auch Bedenken, auch ich selbst war noch ein bisschen skeptisch. Davon redet heute keiner mehr. Mittlerweile sind wir alle stolz darauf, wie sich der Studiengang entwickelt hat. Wir waren Vorreiter und sind heute deutschlandweit in der Spitzengruppe. Das war vor wenigen Jahren noch nicht absehbar. Darauf kann man mehr als nur aufbauen. Das liegt auch am professionellen Umfeld, das im Rahmen der AHP in kürzester Zeit geschaffen wurde.
Rupp: Das Stichwort Blended Learning ist auf jeden Fall ganz wichtig. Das ist eines unserer Erfolgsgeheimnisse. Die Akzeptanz und Unterstützung aus der Wirtschaft beruht zu einem großen Teil auf diesem Konzept. Wir sind, das haben wir erhoben, eine der wenigen, die einen Master im Blended Learning Format anbieten, darauf sind wir natürlich auch stolz. Zumal im aktuellen Strategiepapier des Landes zum Thema Weiterbildung das Wort Blended Learning nicht vorkommt. Ist natürlich auch nicht einfach umzusetzen, da man dafür ein Team und eine entsprechende IT-Infrastruktur braucht, man braucht eine Lernplattform, muss die Lehre hochwertig filmen können und vieles mehr. Unser Team unterstützt die Professoren bei den Drehs und beim Bespielen der Lernplattform.
Wohin geht die Reise? Was haben Sie für weitere Ziele?
Wolf: Die Coronakrise ist natürlich eine Herausforderung in allen Bereichen. Zwischen Präsenz- und Onlinelehre sucht man gerade die Schnittmenge, in der man das Beste aus beiden Welten vereinen kann. Wohin geht die Reise bei der Präsenzlehre generell? Das ist schwer vorherzusagen. Beim Blended Learning hingegen kann die momentane Situation als Katalysator wirken. Die Coronakrise hat ein Chancenfenster geöffnet, Blended Learning noch mehr in die Köpfe der Leute zu bringen.
Rupp: Wo Du gerade Corona ansprichst: Mit der AHP sind wir mehr oder weniger unbeschadet durch die Krise gekommen. Das freut uns natürlich sehr. Natürlich haben sich die Verhältnisse wegen der Präsenzbeschränkungen verschoben. Aber trotzdem: Es läuft gut. Nur kann man auf die Präsenz in Zukunft nicht vollständig verzichten. Dafür setzen wir punktuell und effektiv in Verbindung mit Online-Formaten weiter auf diesen Baustein.
Wolf: Da kann ich Dir nur zustimmen. Trotzdem war ich erstaunt, dass wir auch ohne Präsenz erleben durften, wie sehr der Teamwork- und der Netzwerkgedanke im Weiterbildungsprogramm gelebt wurden.
Sie haben einige Eisen im Feuer, zum Beispiel die Einführung eines Diploma of Advanced Studies. Mit 5 Modulen und 30 ECTS ist dies ein kompakter und themenfokussierter Abschluss, der sich in ca. 3 Semestern bewältigen lässt. Lassen Sie uns an Ihren Plänen teilhaben.
Wolf: Das einzuführen, war ein wichtiger Meilenstein. Weil es für die Unternehmen nochmal einen anderen Mehrwert bringt. Sie können ihre Leute auf diesem Weg gezielt zu speziellen Experten ausbilden lassen und neue Kompetenzen entwickeln. Gleichzeitig bietet es den Studierenden einen gleitenden Übergang in das Master-Programm, was wiederum für die persönliche berufliche Weiterentwicklung wertvoll ist. An dieser Verzahnung wollen wir noch weiter arbeiten und sie perfektionieren.
Rupp: Was ich nicht unerwähnt lassen möchte: Gerade im Raum Nagold und Calw erleben wir eine großartige Unterstützung, auch von politischer Seite. Mit einer Außenstelle in Nagold und einer Vollzeitkraft für Marketing und Unternehmenskontakte sind wir fest in der Region verankert. Die Koopertationsvereinbarung mit der Stadt Nagold, dem Landkreis Calw sowie den Firmen Boysen, Häfele und Veyhl verschafft uns für die nächsten 5 Jahre eine stabile finanzielle Grundlage für weiteres Wachstum. Das hilft uns und das freut uns. Eine wichtige Basis für das vierköpfige AHP-Team und die über 20 lehrenden Kolleginnen und Kollegen in unserem Programm
An wen richtet sich das Programm?
Rupp: Wir sind im Nordschwarzwald und im Netzwerk der Hochschule verankert und sprechen weiterbildungswillige Personen sowie Unternehmen in der Personalentwicklung an. Wir sind durch unseren Blended Learning-Ansatzmit wenigen Präsenzterminen auch in der Lage überregionales Publikum anzusprechen. Da die wissenschaftliche Weiterbildung nach dem Gesetz gebührenfinanziert sein muss und nicht aus dem Hochschulhaushalt subventioniert werden darf, ist die Gewinnung von Teilnehmern von zentraler Bedeutung.
Wolf: Ein überregionales Publikum anzusprechen, ist ein weiteres spannendes Zukunftsthema. Einerseits ist es wichtig, in der Region Nordschwarzwald verankert zu sein und unsere Partnerschaften auch mithilfe der Hochschule zu pflegen und auszubauen. Aber das Renommee der Hochschule geht über die Region hinaus. Daran zu arbeiten, sehe ich als eines der Zukunftsthemen für uns.
Rupp: Für unsere bisherige und zukünftige Entwicklung ist die erfolgreiche Kooperation mit dem Campus Schwarzwald sehr wichtig. Wir können damit noch besser technikorientierte Themen abbilden und haben Zugang zu noch mehr bedeutenden Firmen im Schwarzwald.
Wolf: Die Aufteilung, dass wir mit Reinhard Rupp einen gut vernetzten Sprecher nach außen, in die Region, haben und ich mehr in die Hochschule kommuniziere, ist auch eine unserer Stärken. Meine Aufgabe wird es sein, den Bekanntheitsgrad des Weiterbildungsprogramms bei den Kollegen weiter zu erhöhen und die Lust auf Mitmachen noch stärker als bisher zu wecken. Durch Corona ist die Hemmschwelle gegenüber digitalen Formaten gesunken. Jetzt geht es darum aufzuzeigen, was alles möglich ist, wenn einem ein professionelles Umfeld geboten wird. Das Weiterbildungsprogramm bietet eine Spielwiese, auf der sich Ideen ausprobieren und professionell umsetzen lassen.
Wie wichtig ist Weiterbildung eigentlich für die Wirtschaft?
Rupp: Weiterbildung ist gerade in der heutigen Zeit ein wichtiges Thema, weil wir uns in einem tiefgreifenden Umbruch befinden. Sowohl demografisch als auch durch die Digitalisierung sind wir mitten in einem Transformationsprozess. Daher ist die Nachfrage nach Fachkräften, die diesen Herausforderungen gewachsen sind, groß. Und die dafür wichtigen Themen wie Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0 und viele weitere, finden bei uns statt. Wir haben so viele Veränderungen wie noch nie, daher ist es wichtig, die Leute, die schon im Job sind, fit für die Zukunft zu machen. Wir haben auch Menschen, die bereits in ihren 50ern sind und sagen: Ich möchte meinen Akku in bestimmten Themen nochmal aufladen und deshalb zu uns kommen, Stichwort Lebenslanges Lernen. Daher ist wichtig dass man kann auch einzelne Module belegen kann, wenn man sich für Einzelthemen interessiert. Und wir werden auch von den Unternehmen angesprochen, die sich weitere Formate und Themen wünschen. Dies sind gute Impulse für den gezielten Ausbau.
Wolf: Ich glaube, es gibt immer sogenannte Megathemen. Über die redet man jahrelang und sagt, das wird kommen. Und plötzlich ist die Zukunft da und man begreift erst im Nachhinein, dass man längst mittendrin ist. Seit Jahrzehnten sprechen wir davon, dass Asien der Markt des 21. Jahrhunderts sein wird. Jetzt ist 2021 und alle stellen fest: Es ist tatsächlich soweit. Gerade für den Mittelstand in Baden-Württemberg ist das eine große Herausforderung. Es geht immer darum, einen Schritt weiter zu sein. Es gibt viele neue Konkurrenten, die nicht kopieren, sondern ihre eigenen Ingenieure haben. Diesen Wettstreit bestehen und weiterhin Erfolge feiern zu können – dabei wollen wir die Unternehmen mit unserem Weiterbildungsprogramm unterstützen.