14 Milliarden Handys für 7 Milliarden Erdbewohner!
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Christian Hagelüken referierte beim Ressourceneffizienz-Kolloquium zum Thema Elektroschrott-Recycling
Über 40 Tonnen Gold schlummern in den 14 Milliarden Handys, die weltweit bisher verkauft wurden. Dazu kommen nochmal 80 Tonnen in Laptops und PCs, von anderen Metallen wie Silber, Palladium oder Kobalt ganz zu schweigen. Christian Hagelüken vom belgischen Rohstoff-Konzern Umicore verdeutlichte im Ressourceneffizienz-Kolloquium an der Hochschule Pforzheim, welches Recyclingpotenzial in unserem alltäglichen Hightech-Schrott steckt. Der international hochangesehene Experte setzt sich seit Jahren für eine bessere Wiedergewinnung der Metalle ein. Auf Einladung von Prof. Mario Schmidt stellte er seine Überlegungen vor Studenten des Studiengangs Ressourceneffizienz-Management vor.
Es liege weniger an den einzelnen technischen Prozessen zur Rückgewinnung der Edelmetalle, fasst Hagelüken das Problem zusammen. Diese seien inzwischen hocheffizient. Aus den Handys könne man beispielsweise Gold zu fast 100 Prozent wiedergewinnen. Das mache aber ökonomisch und auch ökologisch nur Sinn, wenn man große Mengen von Handys eingesammelt hat. Genau hier treten die Probleme auf: Das Sammelsystem ist nicht effizient, viele alte Handys lagern zuhause noch in den Schubladen oder geraten auf Abwegen in Länder, wo sie dann unter miserablen Bedingungen und mit negativen Umweltfolgen mehr schlecht als recht aufbereitet werden. Deshalb liege die Quote für Goldrecycling im technischen Bereich eher bei 15 Prozent und erfordere den immer weiteren Abbau von Edelmetallen. Etwa 40 Prozent der Weltminenproduktion geht allein auf das Konto der Elektro- und Elektronikprodukte, schätzt Hagelüken.
Der Experte wies auch darauf hin, dass gerade die Energiewende oder ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum auf spezielle Technologiemetalle angewiesen seien. Anders als bei Stahl oder Aluminium sei eine Entkopplung von Rohstoffbedarf und Wirtschaftswachstum hier gerade nicht zu erwarten, sondern eher das Gegenteil. Deshalb sei die bessere Organisation unserer Stoffströme und das Recycling der notwendigen Metalle dringend geboten. Doch wie kann man das erreichen? Provokativ fragte Hagelüken, warum man nicht ein Pfandsystem für Handys einführt. Oder warum werden Handys immer noch verkauft und nicht verleast? Das sei doch viel sinnvoller. Aber Handys sind nur eine Produktgruppe von vielen. Auch bei den anderen Hightech-Produkten müssten wir lernen, anders mit den Stoffströmen umzugehen und sie wieder zu nutzen, so Hagelüken.
- Vortragsfolien zum Download
- Hintergrundinformation: Dr. Christian Hagelüken studierte Bergbau und Wirtschaftsingenieurwesen in Aachen und promovierte über den Zinnbergbau in Südostasien. 1989 begann er bei der Degussa AG und war dort u. a. für den Aufbau des Geschäfts für das Recycling von Autoabgaskatalysatoren verantwortlich. Die Edelmetallaktivitäten der Degussa wurden 2003 von Umicore übernommen. Seit dieser Zeit beschäftigt er sich auch intensiv mit dem Recycling von Elektronikschrott und war bis 2011 verantwortlich für Geschäftsentwicklung und Marketing im Geschäftsbereich „Precious Metals Refining“. Seit Mitte 2011 leitet er bei Umicore den Bereich EU Government Affairs. Umicore ist ein belgischer Materialtechnologie-Konzern mit Hauptsitz in Brüssel und weltweit 14.400 Mitarbeitern. Auch die Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt in Pforzheim ist Teil des Umicore-Konzerns