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Vergabe der La Biosthétique Prix de Mode

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Diversität als verbindendes Element in Mode und Gesellschaft

Die Preisträger Cina Dilber (2.v.l.), Hoang Anh Nguyen (5.v.l.) und Marlene Waltner (2.v.r.) mit Outfits ihrer Kollektionen. (Foto: Petra Jaschke)

Die diesjährigen La Biosthétique Fashion Awards bezeugten abermals das hohe Niveau des Studiengangs Mode der Hochschule Pforzheim. Die Preisträger wurden am Samstag, 14. Juli 2018, von der Jury-Vorsitzenden Sibylle Klose, Professorin im Studiengang an der Fakultät für Gestaltung, und Professorin Dr. Andrea Wechsler, Prorektorin der Hochschule, gekürt. Die drei Förderpreise – Prix de Style, Prix d’Innovation, Prix de Concept Contemporain – wurden von einer hochkarätig besetzten, internationalen Designer-Jury ausgewählt und gingen an außergewöhnliche Abschlusskollektion des Jahres 2018. Sie alle thematisierten die Diversität, die Vielfalt als ein wichtiges gesellschaftliches Gestaltungsmittel.

Ein innovatives Modestatement durch ungewöhnliche Proportionen in der Schnittführung und Andersartigkeit in der Auswahl der Models bescheinigte die Jury der Abschlusskollektion „in.formal“. Sie basiert auf der Fotoserie des deutsch-amerikanischen Fotografens Michael Wolf, der rekonstruierte Stühle in Hong Kongs Gassen fotografierte. „bastard chairs“ nannte er diese teils absurd reparierten und aus der Form geratenen, informellen Sitzmöglichkeiten. Das Prinzip „Vorhandenes nutzen und Neues schaffen“ verfolgte Mode-Absolventin Hoang Anh Nguyen. Sie erforschte, wie jemand zu Kleidung greift, sie für seine Zwecke neu nutzt und interpretiert. In ihrer Kollektion arbeitete sie heraus, wie spontane Impulse zu neuartigen Formen inspirieren können. Für das Schaffen textiler Diversität erhielt Hoang Anh Nguyen den La Biosthétique Prix d’Innovation.

Ohne Zusammenhalt innerhalb einer Gesellschaft ist das Zusammenleben schwierig. Wie kann dieser Zusammenhalt in einer Mode-Kollektion generiert werden? Die Kollektion von Cina Dilber ist eine non-verbale Geschichte des Zusammenhaltes, ein visueller Dialog der Kulturen. Cina Dilber hat als Ausgangspunkt die Häuser ihrer Großmütter betrachtet: Obwohl das eine in Deutschland steht und das andere in der Türkei, gibt es Gemeinsamkeiten in der Einrichtung wie verzierte Tischdecken oder Blumenmotive. Genauso verhält es sich in der Kleidung: Seit jeher gibt es gegenseitige Beeinflussung in Formen und Schnitten. In „Talk To Strangers“ treffen traditionelle Handwerkstechniken aufeinander. Durch die Kooperation mit Mihdiye, einer begeisterten textilen Handwerkerin, entstand ein visuelles Patchwork der Kulturen, das Gemeinsamkeiten aufzeigt und Raum lässt für Andersartigkeiten. Es beweist: Textiles Handwerk und Mode, das Herstellen materieller Kultur gestaltet gegenseitiges Verständnis. Ganzheitlich in Stil und Verarbeitung, lobte die Jury und verlieh Cina Dilber den La Biosthétique Prix de Style.

Die Dekonstruktion der binären Geschlechterordnung ist Thema von Marlene Waltners Kollektion „Quee R“. Die Philosophin Judith Butler prägte die Begriffe sex, gender und desire –biologisches Geschlecht, soziales Geschlecht und sexuelles Begehren – als die drei Elemente der Geschlechtsidentität. So ist Marlene Waltners Basis für jedes Outfit eine Collage: Schichtung, Überschneidung, Überlagerung und Verbindung diverser Materialien stehen für die lebenslange Veränderung der Identität. Die Outfits sind bestimmt für einen gemeinsamen großen Kleiderschrank. Eine Familie, quer durch alle Altersklassen, Geschlechter, Nationalitäten und Kulturen, lebt frei von Konventionen zusammen unter einem Dach. Das Geschlecht steht nicht mehr im Vordergrund und Klassifikationen wie Herren, Damen oder Unisex werden überflüssig. Die Kraft, die Energie, die Freude und die Lust der Vielfalt wird farbenprächtig zelebriert und erhielt den La Biosthétique Prix de Concept Contemporain.

Die La Biosthétique Förderpreise werden einmal im Jahr verliehen. Vorgeschlagen werden Abschlussarbeiten aus dem Pforzheimer Studiengang Mode. Für den Preis 2018 waren insgesamt neun Abschlussarbeiten aus dem Wintersemester 2017/2018 und dem Sommersemester 2018 nominiert.


La Biosthétique Fashion Awards:

Die Kreation von Mode, die leicht, außergewöhnlich und originell ist, bedarf oft außergewöhnlicher persönlicher und finanzieller Kraftanstrengungen. Der La Biosthétique Prix de Mode Förderpreis unterstützt ausgezeichnete Studierende oder Alumni in ihrem Engagement und ermöglicht ihnen so, ihre Arbeit etwas unbeschwerter fortzuführen und eventuell auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Die Auszeichnung, mit der junge Talente gefördert werden, wird in drei Kategorien vergeben: Stil, Innovation und Visionäres Konzept. Der La Biosthétique Prix de Style steht für eine unverwechselbare Ausdrucksform, die frisch, modern und zeitgemäß ist. Der La Biosthétique Prix d’Innovation spielt mit anspruchsvollen Materialien, schafft eine ironische Verbindung zwischen Funktionalität und Ästhetik, nutzt neuste Technik und blickt vorausschauend in die Zukunft. Der La Biosthétique Prix de Concept Contemporain integriert fachfremde Trends, arbeitet fachübergreifend, reflektiert Umwelteinflüsse, interpretiert den Zeitgeist treffsicher und prämiert ein visionäres Konzept.

Jury-Mitglieder 2018

  • Lisa KATEFIDIS, Hugo Boss – womenswear, Metzingen
  • Mike GRÜNDEL Hugo Boss – menswear, Metzingen
  • Antonella GURGIULO, Dorothéa Schumacher, Mannheim
  • Sophia LEWIS, Closed, Hamburg
  • Larissa Lipp, Jack Wolfskin, Idstein
  • Katharina FRITSCH, Isabel Marant, Paris
  • Juan ZHOU, Etoile by Isabel Marant, Paris