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SPIEL MAL – Pforzheim wird kreativer Spielraum

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Stadt, Hochschule, Kulturhaus Osterfeld und Stadtjugendring bringen vier Projekte in die Stadt

Kulturhaus-Vorstand Andreas Mürle ,Kultur-Bürgermeisterin Sibylle Schüssler, SJR-Geschäftsführer Dr. Rainer Hopfgarten und Hochschulrektor Prof. Dr. Ulrich Jautz unterzeichneten am Mittwoch den Kooperationsvertrag zum Projekt „SPIEL MAL“.

Die Hochschule Pforzheim, die Stadt Pforzheim, das Kulturhaus Osterfeld und der Stadtjugendring (SJR Betriebs gGmbH) haben am Mittwoch, 18. Dezember, im Rathaus eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die Pforzheim unter der Überschrift „SPIEL MAL“ zu einem kreativen Spielraum machen soll. Die Hochschule übernimmt dabei die Gesamtkoordination der vier geplanten Teilprojekte und integriert diese über ihr eigenes Projekt HOTSPOT (House of Transdisciplinary Studies) in die Lehre. Vorausgegangen war ein Projektantrag „SPIEL MAL – die Stadt als kreativer temporärer Spielraum“ beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, welches das Projekt fördert. Zur Unterzeichnung kamen die Bürgermeisterin für Planen, Bauen, Umwelt und Kultur, Sibylle Schüssler, Hochschulrektor Prof. Dr. Ulrich Jautz, Kulturhaus-Vorstand Andreas Mürle und SJR-Geschäftsführer Dr. Rainer Hopfgarten im Rathaus Pforzheim zusammen.

Ziel der Vereinbarung ist, den öffentlichen Raum in Pforzheim spielerisch zu gestalten und dabei Synergien zwischen den Kooperationspartnern und weiterer Akteure zu nutzen, um die Projekte größer und umfassender zu gestalten, als es jedem einzelnen Akteur möglich wäre. Gemeinsam erreichen sie ein größeres Publikum und werden stadtgestalterisch wirksam. Studentische Arbeiten sollen zur Begleitung und Evaluation der Teilprojekte beitragen, um so gesellschaftlich relevante Themen bereits im Studium zu erproben, aber auch um bessere Erkenntnisse über die Zusammenarbeit zu gewinnen und neue Herangehensweisen für zukünftige Kooperationsprojekte zu erproben. Die Stadt Pforzheim soll durch die Teilprojekte kreativen Input erhalten. Menschen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten, mit unterschiedlicher Herkunft, Religion und Lebensläufen werden zusammengebracht, um sich gegenseitig kennenzulernen. Gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung sollen so zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt beitragen.

Die Freude über das gemeinsame Vorhaben war bei allen Projektpartnern groß.

Ulrich Jautz: „SPIEL MAL ist der Idealtypus eines interdisziplinären Projektes, wie wir sie in unserer Strategie fest verankert haben. HOTSPOT bündelt als ideelles Dach das Wissen und die Kompetenzen unserer drei Fakultäten und integriert die Erfahrung externer Partner in die Lehre. Denn: In der Vielfalt der Blickwinkel liegt der Schlüssel zu einer erfolgreichen Ausbildung. Ich kann deshalb unseren Partnern nur danken, dass wir dieses Prinzip hier erfolgreich anwenden können.“

Sibylle Schüssler: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, so lautet ein berühmtes Zitat von Friedrich Schiller. Damit trifft er ziemlich genau den Kern der Sache. Wer miteinander spielt, lernt mit anderen Menschen zu leben, zu lachen, wütend mit anderen zu werden, Kompromisse, Sympathie und Empathie zu empfinden. Die Stadt kann demnach Spielfeld für ihre Bewohner*innen sein. Sie bereitet den Raum für das tägliche Miteinander, als Ort des Austauschs und der Versorgung.  - Lassen Sie uns also spielen. Wir bedanken uns bei allen Partnern, als auch dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg für die Förderung.“

Rainer Hopfgarten: „Alle lebenspraktischen Fähigkeiten können Menschen nur unter aktiven und selbstbestimmten Bedingungen und im Spiel entwickeln. Die dafür benötigten gestaltbaren Spielräume werden jedoch häufig zugunsten alternativer Flächennutzungen begrenzt. Unsere Mitarbeit bei SPIEL MAL bildet ein Statement für den öffentlichen Raum als Spiel- und Bildungsort und als Ort der Begegnung.“

Andreas Mürle: „Wir als größtes Kultur- und Kommunikationszentrum der Region freuen uns über dieses einzigartige, interdisziplinäre Projekt und auf die weiter Zusammenarbeit mit den beteiligten Partnern. Wir begleiten das Projekt insbesondere mit unserer Theaterpädagogin und sind gespannt auf die Ergebnisse des Projekts, die im Rahmen unseres `21. Int. Pforzheimer Musik und Theater Festival´ auch eine Auftrittsmöglichkeit bekommen sollen.“


Übersicht aller Teilprojekte:

A Fair Land Pforzheim (zwei Teilprojekte)
SPIEL MAL startet im Frühjahr 2020 mit A Fair Land Pforzheim. Dieses Projekt verantwortet die Fakultät für Gestaltung in Kooperation mit der englischen Künstlerorganisation Grizedale Arts. Die kollaborative ‚Model Village‘ „A Fair Land Pforzheim“ ist ein von Künstlern und Designern geleitetes Funktionssystem für das Leben vor Ort und wird von April bis Juli in der Pforzheimer Innenstadt realisiert. Mit „A Fair Land Pforzheim“ setzt die Fakultät für Gestaltung ihre erfolgreiche Reihe zum partizipatorischen Design fort, in der bisher u.a. Workshops mit Assemble & Grizedale Arts (The Creative Everyday 2016), Assemble & Simon Jones Studio (A Charaterful Family of Furniture 2017) und Van Bo Le-Mentzel & Vitra (Co-Playing-Möbel und -Spielplätze 2018) stattgefunden haben.

‚Entwerfen’ wird hier als eine Praxis des Designs verstanden, die Orte, Artefakte und Kontexte hervorbringt, die die Handlungsspielräume der Benutzer erweitern, wodurch die Beziehungen der Menschen untereinander und zu ihrer Umwelt vorübergehend neu organisiert werden. Ziel des Projekts ist es, sinnvolle Dinge und Erfahrungen aus einem absoluten Minimum an Materialien zu schaffen. Das Projekt startet mit einer Mehrzweckpflanze – in diesem Fall einer schnellen und einfachen – Zucchini. Mehrere hundert Jungpflanzen werden vor Ort angebaut und bilden ein spektakuläres Strohballengrundstück. Aus dieser Ernte entwickeln sich weitere Produkte und eine eigene Ökonomie. Das zweite Element von „A Fair Land Pforzheim“ ist ein Mehrzweck-Gebäude, eine Art ‚Village Hall‘, in der Design-Workshops stattfinden sollen oder Lebensmittel zubereitet und gelagert werden können. Der Prototyp von „A Fair Land“ wurde von Grizedale Arts 2016 zum ersten Mal im Irish Museum of Modern Art realisiert.

„A Fair Land Pforzheim“ wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm mit zeitgenössischen Künstlern/Designern und lokalen Akteuren ergänzt. Das Performance-Programm, die Model Village und der Straw-Bale Garden werden von Absolventen, Studierenden und freiwilligen Helfern betreut. Höhepunkt der Veranstaltungen ist die Activity Week „How to Build your own Living Structures“ u.a. mit Vertretern der Sweet Water Foundation (Chicago, USA), der Architecture, Landscape and Design School (Kiwanosato, Japan), The Land Foundation (Chiang Mai, Thailand) und Beiträgen von Künstlern wie Rirkrit Tiravanija (New York, USA) u.a.

„Offene Bühne“ (Spiel Mal im öffentlichen Raum)
Interdisziplinäre Theaterprojekte werden quer durch die Stadt und stadtteilübergreifend durch verschiedene Kulturinstitutionen gemeinsam gestaltet. Arbeitsschwerpunkt wird dabei das generationen- und kulturübergreifende Zusammenspielen aller Bürger, mit und ohne Migrationshintergrund, und aller Bildungs- und Altersschichten sein. Basierend auf bisherigen Erfahrungen wird das Kulturhaus Osterfeld den Projekten eine theaterpädagogische Anleitung und den notwendigen Rahmen bieten. Beim internationalen Musik- und Theater-Festival im Juli/August 2020 bietet sich eine Bühne, zur Präsentation und Zusammenführung der einzelnen Theaterprojekte, die für nicht-professionelles Theater so sonst nicht zugänglich ist. Auch Straßen werden dabei gezielt als Bühnen forciert, um so eine lebendige, autofreie Innenstadt zu erleben. Die SJR Betriebs gGmbH unterstützt das Projekt mit Räumlichkeiten und Kontakten vor Ort in den Stadtteilen. Die Hochschule Pforzheim konzipiert flankierende Lehrformate und gestaltet den Stakeholderdialog.

Mein Schulweg – der Weg ist das Spiel
Das Projekt `Mein Schulweg´ wird an mindestens einer Schule in Pforzheim initiiert. Das Projektteam bestehend aus der SJR Betriebs gGmbH, Hochschule Pforzheim, der Stadt Pforzheim und regionalen Kulturschaffenden hat das Ziel, Schulwege interessanter und sicherer zu machen. Durch kunstvolle Gestaltung von sicheren Schulwegen und etablieren von gemeinsamen Treffpunkten für einen gemeinsamen Schulweg soll der Weg in die Schule zu Fuß eine zusätzliche Attraktivität erfahren. Zu den entsprechenden Ergebnissen kommt das Projektteam durch partizipative Workshops mit den Kindern in den jeweiligen Schulen und Begleitforschung im Sinne der Citizen Science durch die Hochschule Pforzheim. Das Ziel ist es, für die teilnehmenden Schulen sichere, von Eltern und Kindern anerkannte Schulwege zu schaffen, die zu Fuß bewältigt werden können.